Die Filmstarts-Kritik zu Murder Mystery 2

31 Mär 2023

Kritik der FILMSTARTS-Redaktion

Adam Sandlers lukrativer Vertrag mit Netflix sieht es vor, dass er eine Komödie pro Jahr für den Streamingdienst entwickelt und dreht. Aber auch wenn viele Kritiker*innen dem Komiker gern vorwerfen, dass er einfach nur mit seinen Kumpels an einem möglichst schönen Ort drauf losdreht, schüttelt selbst Sandler die dafür nötigen Drehbücher nicht aus dem Ärmel.

Da kam es ihm vor einigen Jahren wahrscheinlich recht, dass ein Krimi-Komödien-Drehbuch von „Zodiac“-Autor James Vanderbilt seit Jahren durch Hollywood geisterte – und eigentlich mal mit Charlize Theron für Disney produziert werden sollte. Sandler holte „Murder Mystery“ zu Netflix und machte den Stoff zum Mega-Erfolg. Laut Eigenauskunft des Streamingdiensts stellte der starbesetzte Krimi-Klamauk 2019 mehrere interne Rekorde auf und avancierte zum bis dato meistnachgefragten Titel auf der Plattform.

Auch im Sequel keine reine Sandler-Show

Eine Fortsetzung war da natürlich schnelle beschlossene Sache. Dabei werden einige – je nach Einstellung gegenüber dem Star – gehofft oder gefürchtet haben, dass Sandler dem Sequel „Murder Mystery 2“ nun stärker seinen eigenen Stempel aufdrücken könnte, da das Drehbuch diesmal ja schließlich von Anfang an speziell für ihn geschrieben wurde. Aber Pustekuchen! Zwar tragen einige Gags erkennbar die Handschrift des „Happy Gilmore“-Stars, aber darüber hinaus holte er nicht nur den Original-Drehbuchautoren zurück …

… sondern verzichtete auch bei Cast und Crew auf seinen üblichen Zirkel. Stattdessen erhielt „Trennung mit Hindernissen“-Regisseur Jeremy Garelick (ein deutliches Upgrade zu Vorgänger Kyle Newacheck) offenbar die Aufgabe, das Publikums-Erfolgsrezept des Vorgängers nach zu kochen, wobei er dies allerdings nicht nur von unnötigem erzählerischen Fett befreit, sondern es auch noch mit seiner eigenen Würze versieht - nämlich überraschend guten Actionszenen...

Während die Detektei von Nick (Adam Sandler) und Audrey Spitz (Jennifer Aniston) in New York nicht so richtig gut läuft …

Nachdem der Yacht-Trip in „Murder Mystery“ für Nick (Adam Sandler) und Audrey Spitz (Jennifer Aniston) in einer mit Leichen gesäten Mörderjagd durch Europa endete, wollen sie den so erworbenen Ruhm mittels einer eigenen Detektei zu Geld machen. Die läuft aber gar nicht gut und gefährdet zunehmend die Ehe der New Yorker. Da kommt ein Anruf des Maharadschas (Adeel Akhtar) gerade recht. Er lädt das Paar zu seiner Bollywood-Traumhochzeit auf einer paradiesischen Insel ein. Doch wenn die Spitzes auf Reisen gehen, ist das Verbrechen nicht weit. So fällt mitten in einer großen Tanznummer die Leiche eines Bodyguards vom Elefanten – und fast noch schlimmer: Der Maharadscha selbst wurde entführt!

Für die Spitzes ist klar, dass einer der Anwesenden dahinter stecken muss – doch wer? Die angehende Ehefrau (Melanie Laurent)? Die verschmähte Ex (Jodie Turner Smith)? Der unter Geldnot leidende Ex-Fußballstar (Enrique Arce)? Die eifersüchtige Schwester (Kuhoo Verma)? Oder der abservierte Ex-Bodyguard (John Kani)? Bevor Nick und Audrey so richtig losermitteln können, betritt allerdings Super-Detektiv Connor Miller (Mark Strong) die Bildfläche und zieht den Fall an sich. Aber lange kann er die Spitzes nicht ignorieren – denn die Kidnapper verlangen, dass das amerikanische Paar die Lösegeldübergabe in Paris übernimmt…

Noch mal dasselbe?

Auf den ersten Blick ist „Murder Mystery 2“ eine weitgehende Wiederholung des Originals: Die Spitzes landen in einer feinen Gesellschaft, in die sie als Durchschnitts-New-Yorker nicht gehören. Ein Verbrechen passiert, sie werden selbst verdächtigt und müssen schließlich ihre Unschuld beweisen, indem sie unter den von einem internationalen Cast verkörperten Verdächtigen den wahren Täter oder die wahre Täterin finden. Und zwischendrin gibt es noch eine Hetzjagd durch Frankreich, bei der Audrey zum Ärger ihres eifersüchtigen Mannes einen Lamborghini fahren darf. Aber selbst wenn vieles ähnlich ist, haben Vanderbilt und Garelick offensichtlich verstanden, was am ersten Teil nicht funktioniert hat.

Obwohl schon „Murder Mystery“ nur 97 Minuten dauerte, fühlte sich die Krimi-Komödie viel länger an, weil fast ein Drittel der Laufzeit für Exposition verschwendet wurde. „Murder Mystery 2“ geht ohne den langen Abspann nun gar nur etwa 80 Minuten – und in denen ist dann auch laufend etwas los. Zugegeben: Im Vergleich zu den allerbesten Sandler-Komödien zünden zu viele Gags nicht, aber es passiert doch die ganze Zeit über immer etwas Interessantes – und wenn es nur eine kurze Kabbelei der schon in „Meine erfundene Frau“ so prächtig miteinander harmonierenden Stars ist.

… ist das Ermittler-Ehepaar auf der paradiesischen Trauminsel sofort wieder voll in seinem Element!

Vor allem aber zeigt sich im Gegensatz zum Vorgänger ein ehrliches Bemühen, die Szenen ansprechend zu gestalten: Das deutet sich zwar schon früh bei einer ordentlich choreographierten Bollywood-Tanznummer an, wird aber erst in Paris so richtig deutlich, wenn sich „Murder Mystery 2“ plötzlich zu einem der seltenen Action-Ausflüge von Sandler entwickelt. Speziell eine erstaunlich körperliche Prügelei im Hinterraum eines durch die französische Hauptstadt rasenden Vans verbindet wunderbar bitter-schwarze Komik mit gekonnter Kampf-Choreographie.

Da verwundert es dann auch nicht, wenn man aus dem Abspann erfährt, dass einer der besten seines Faches hierfür verantwortlich zeichnet: J.J. Perry ist eine Stunt-Legende und Mentor von Regisseuren wie Chad Stahelski („John Wick 4“) oder Sam Hargrave („Tyler Rake: Extraction“). Nach seinem ebenfalls von Netflix produzierten Regiedebüt mit der Vampir-Action-Komödie „Day Shift“ liefert er hier wieder das, was er als Stunt-Koordinator und Second-Unit-Regisseur seit rund 20 Jahren am besten kann: überzeugende Action.

Action statt Romantik auf dem Eiffelturm

Das gilt auch für den explosiven Showdown auf dem Eiffelturm. Hier dürfen vor allem „Friends“-Star Jennifer Aniston und ihr Stunt-Double in groß gedachten und gut inszenierten Schauwert-Szenen überzeugen, die zudem auch einfach Spaß machen und so ein wenig übertünchen, dass „Murder Mystery 2“ zwar in vielen Sachen besser als der Vorgänger ist, aber auch deutliche Schwächen hat. Es gibt dieses Mal zwar von der Zahnseiden-Visitenkarte bis hin zu einer amüsanten Szene mit sehr viel Möbelrücken einige gute Running Gags, doch zu viele Witze wollen dennoch nicht so recht zünden.

Der Whodunit-Plot ist zudem ein weiteres Mal sehr mau. Immerhin werden im Finale nicht wie beim Vorgänger Wendungen nur um der Wendung willen aus dem Hut gezaubert. Die Auflösung ist zwar recht naheliegend (auch weil eingesetzte Zooms auf wichtige Objekte das Miträtseln zu sehr vereinfachen), aber deswegen auch so nachvollziehbar, dass man zumindest fair und logisch mitraten kann. Allerdings sind die beteiligten Verdächtigen um Rückkehrer John Kani als nun einarmiger Colonel deutlich weniger überdreht-schillernd als im Vorgänger – das macht sie weniger enervierend, aber auch uninteressanter.

Fazit: „Murder Mystery 2“ übertrifft den Vorgänger deutlich – vor allem die gelungene Action und die weiterhin hervorragende Chemie zwischen Adam Sandler und Jennifer Aniston helfen dabei, über die erneut eher schwache Krimi-Handlung hinwegzusehen.

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