Vater von Julian Nagelsmann war offenbar BND-Agent

23 Feb 2024

Bundestrainer Julian Nagelsmann: Der Tod des Vaters hat ihn schneller erwachsen werden lassen

Julian Nagelsmann - Figure 1
Foto STERN.de

© Federico Gambarini / DPA

Bundestrainer Julian Nagelsmann war 20 Jahre alt, als sein Vater Suizid beging. In einem Interview hat er nun ausführlich erzählt, wie es ihm damals erging und dass sein Vater lange seinen wahren Beruf geheim hielt.

Julian Nagelsmann hat ein bemerkenswertes Interview gegeben. Im "Spiegel" sprach der Bundestrainer über die deutsche Nationalmannschaft, aber auch über Privates, das bislang nicht in der Öffentlichkeit bekannt war. So erzählte Nagelsmann erstmals ausführlicher von seinem Vater, der Selbstmord verübt hatte, als er 20 Jahre alt war. Sein Vater arbeitete für den Bundesnachrichtendienst und hielt seinen Beruf lange vor der Familie geheim. Noch heute darf Nagelsmann keine näheren Auskünfte geben. Das legt nahe, dass sein Vater als Agent für den Auslandsgeheimdienst tätig war.

Der Suizid seines Vaters beschäftigt ihn bis heute. "Ich denke oft an diesen Tag zurück", sagte der 36-Jährige. "Ich war damals auf einem Trainerlehrgang in Oberhaching bei München und habe dort die C-Lizenz gemacht. Und auf einmal hat der Lehrgangsleiter gesagt, ich solle bitte mal hinausgehen." Im nächsten Moment habe er vor seinem damaligen Schwiegervater gestanden, "der mir eröffnete, dass sich mein Papa umgebracht hat".

Sie haben suizidale Gedanken? Hilfe bietet die Telefonseelsorge. Sie ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr unter 0 800 / 111 0 111 und 0 800 / 111 0 222 erreichbar. Auch eine Beratung über E-Mail ist möglich. Eine Liste mit bundesweiten Hilfsstellen findet sich auf der Seite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention.

Harter Schlag für jungen Julian Nagelsmann

Für ihn als jungen Mann sei es ein harter Schlag gewesen. "Das war schwer. Mein Papa hat keinen Abschiedsbrief hinterlassen, es gab keine Erklärung. Aber die Art, wie er sich das Leben genommen hat, hat deutlich gemacht, dass seine Entscheidung für ihn absolut feststand", sagte Nagelsmann. "Für die Familie fühlt sich das richtig scheiße an, aber mir hat es geholfen zu wissen, dass er unbedingt sterben wollte und es nicht um einen Hilfeschrei oder ein Signal ging. Ich finde, ich muss eine solche Entscheidung dann respektieren."

Nagelsmann sprach von seiner starken Bindung und einem "ausgezeichneten" Verhältnis zu seinem Vater, der von seinem Beruf aber kaum erzählte. "Er durfte über seinen Job nicht sprechen", sagte Nagelsmann. "Das war auch der Grund, warum er oft gesagt hat, ihm sei das alles zu viel. Das Teilen von Sorgen fand in seinem Beruf nicht statt. Ihn hat das dann am Ende sehr stark belastet." Was sein Vater genau beim BND gemacht habe, wisse er nicht. "Er war jedenfalls nicht in der Verwaltung", sagte Nagelsmann.

Viel vom Vater übernommen

Sein Vater sei "mutig" gewesen, "er musste im Beruf immer wieder Entscheidungen treffen in dem Bewusstsein, dass der ganze Plan auch in die Hose gehen konnte", sagte Nagelsmann, der einige Eigenschaften bei sich selbst wiederfindet: "Ich glaube, ich habe vieles von ihm übernommen."

Die Zeit nach dem Verlust habe ihn geprägt. "Ich war Anfang zwanzig, musste mich auf einmal um die Familie kümmern, die ganzen Versicherungen regeln. Alltagsdinge eben, an die man in dem Alter eigentlich keinen Gedanken verschwendet", sagte Nagelsmann. "Ich musste schwerwiegende Entscheidungen treffen, auch um meine Mutter zu entlasten, die auf einmal in einem großen Haus ohne ihren Partner wohnte. Mit all ihren Erinnerungen." Solche Entscheidungen hätten eine andere Dimension als Fragen danach, "ob nun der eine oder der andere Stürmer von Beginn an spielt". Er sei schneller erwachsen geworden.

tis

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