Waldbrand bei Jüterbog hat sich massiv ausgeweitet

4 Jun 2023
Einsatz in Brandenburg Waldbrand bei Jüterbog stark ausgeweitet

Stand: 04.06.2023 15:59 Uhr

Jüterbog - Figure 1
Foto tagesschau.de

Der Waldbrand bei Jüterbog lässt sich weiterhin nicht aufhalten. Wegen stärkerem Wind lodert der Brand inzwischen auf einer Fläche von mehr als 150 Hektar. Zugleich ist in einem anderen Wald in der Nähe ein neues Feuer ausgebrochen.

Feuer auf rund 150 Hektar Ortschaften sind nicht bedroht Forderung nach Geld vom Bund für Beräumung von Kampfmitteln

Die Feuerwehr stellt sich darauf ein, dass der Einsatz gegen den Waldbrand auf einem ehemaligen Truppenübungsplatz bei Jüterbog (Teltow-Fläming) noch Tage dauern wird. Die Feuerwehrleute kommen nicht nah genug an die Brandherde heran, weil das Gebiet mit alter Munition stark belastet ist. Es sei nur möglich, sich auf geräumten Wegen rund um das Gebiet zu bewegen. Die Feuerwehr kontrolliere den Brandschutzstreifen und halte ihn nass, um zu verhindern, dass das Feuer auf weitere Areale übergreift, sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr, Rico Walentin, dem rbb am Sonntag. Insgesamt betrachtet dehne sich der Brand weiter aus und die Rauchentwicklung nehme wieder und ziehe in Richtung Treuenbrietzen, warnt die Feuerwehr.

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Ein Feuer entfachte sich am Mittwochabend dehnte sich erheblich aus. Rund 150 Hektar brennen - das ist in etwa die größe des halben Tempelhofer Feldes in Berlin.

Am Sonntagvormittag traf sich die Einsatzleitung, um die Lage neu einzuschätzen. Über einen Einsatz von Lösch- und Räumpanzern sei noch nicht entschieden worden, hieß es zu diesem Zeitpunkt. Löschflugzeuge werden den Angaben zufolge aber nicht mehr eingesetzt, dazu sei laut Feuerwehr das Feuer inzwischen zu groß und der Einsatz der Flugzeuge nicht effektiv.

Feuerwehr will nur noch von Schutzstreifen aus löschen

Die Ordnungsamtschefin und stellvertretende Bürgermeisterin von Jüterbog, Christiane Lindner-Klopsch, sagte dem rbb am Samstag, der Einsatz von Löschflugzeugen sei auch eine Kostenfrage: Der Einsatz der Flugzeuge koste etwa 3.800 Euro pro Stunde. Nach der starken Ausbreitung des Feuers seien Flugzeuge nicht mehr das Mittel der Wahl. "Es würde an einer Stelle gelöscht werden und an einer anderen Stelle würden sich die Feuer ausbreiten." Deshalb habe die Einsatzleitung beschlossen, die Brände auf Schutzstreifen zulaufen zu lassen und dort zu löschen.

"Herzstück" der Wildnisfläche

Die brennende Fläche gehört zu einem großen Areal im Eigentum der Stiftung Naturlandschaften Brandenburg. Sie sichert ehemalige Truppenübungsplätze für den Naturschutz. Der Geschäftsführer der Stiftung Naturlandschaften, Andreas Meißner, sagte, betroffen sei das "Herzstück" der Wildnisfläche. Aus Naturschutzsicht sei es sehr betrüblich, dass die Flächen schon wieder brennen würden.

Feuerwehr meldet neuen Waldbrand nahe Teupitz

Unterdessen meldet die Feuerwehr einen neuen Waldbrand bei Teupitz (Dahme-Spreewald). Betroffen sind südlich von Tornow rund 4.000 Quadratmeter, wie der Lagedienstleiter der Feuerwehr-Leitstelle Lausitz dem rbb sagte. Das Gebiet liege westlich der A13. Die Feuerwehr ist mit 24 Fahrzeugen und 50 Einsatzkräften dort. Das Gebiet sei zwar munitionsbelastet, so der Lagedienstleiter. Anders als beim Brand bei Jüterbog gehe es aber Zufahrtsstraßen, so dass man recht nahekomme, um das Feuer zu löschen.

Von den bisher insgesamt rund 70 Bränden in diesem Jahr ist der jetzige Brand bei Jüterbog der größte.

Bisher größter Waldbrand des Jahres

Landrätin Kornelia Wehlan (Linke) forderte vom Land Brandenburg die Übernahme der Einsatzkosten. Es müsse sichergestellt sein, dass das Land als Gesetzgeber die finanzielle Verantwortung übernehme, sagte sie am Freitagnachmittag dem rbb. "Waldbrandbekämpfung darf keine Kostenfrage sein. Es geht um Gut, um Naturraum und vor allem um Menschen", sagte sie. Beim Waldbrand in Jüterbog sei eine schnelle und frühe Entscheidung durch den Landkreis über den Umfang des Einsatzes notwendig gewesen, jetzt dürfe man nicht auf den Kosten sitzen bleiben, betonte die Landrätin. Die Gesamtkosten des Feuerwehreinsatzes im Wald bei Jüterbog könne man jetzt noch nicht beziffern. Man sei allerdings sparsam vorgegangen. So koste das bereits am Donnerstag eingesetzte Löschflugzeug 3.600 Euro pro Flugstunde. "Eine Maschine der Bundeswehr kostet stündlich 32.000 Euro, eines der Bundespolizei 16.000 Euro", führte Wehlan aus.

Ein Löschflugzeug aus dem Harz hat den Einsatz in Jüterbog unterstützt

CDU-Landespolitiker fordert Geld für Kampfmittel-Räumung

Der CDU-Landespolitiker Danny Eichelbaum hat angesichts des Waldbrandes den Bund aufgefordert, mehr Geld für die Kampfmittel-Räumung in Brandenburg bereitzustellen. Der Bund müsse endlich ein Konzept vorlegen, wann und wie die Munition, die von der Sowjetarmee und aus dem Zweiten Weltkrieg stamme, aus den Wäldern geborgen und vernichtet werde, sagte Eichelbaum am Sonntag. Dafür müsse mehr Geld zur Verfügung stehen. Bund und Land sollten nun in Verhandlungen treten. "Allein die Munitionsbergung rund um Jüterbog würde 250 Millionen Euro kosten", gab Eichelbaum an, der sich am Samstag auch selber vor Ort über den Waldbrand informierte. Er ist Vorsitzender der Stadtverordnungsversammlung Jüterbog und Vize-Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion.

Sendung: Antenne Brandenburg, 04.06.2023, 17:20 Uhr

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