Ironman Hamburg: Kein Abbruch trotz Todesfalls - Triathlon-Chef ...

5 Jun 2023

Triathlon Ironman in Hamburg

Kein Abbruch trotz Todesfalls - Triathlon-Chef verteidigt Entscheidung

Stand: 11:06 Uhr | Lesedauer: 3 Minuten

Ironman Hamburg - Figure 1
Foto DIE WELT

Triathleten passieren am Sonntag die Unglücksstelle

Quelle: dpa/Georg Wendt

Nach dem Tod eines Motorradfahrers bei der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg nimmt die Debatte um Sicherheit und Pietät zu. Der Chef der Deutschen Triathlon Union äußert sich nun. Andernorts gibt es Veränderungen.

Der Präsident der Deutschen Triathlon Union hat die Veranstalter der Ironman-Europameisterschaft in Hamburg nach dem Unfalltod eines Motorradpiloten in Schutz genommen. „Das kann bei jedem Wettkampf passieren. Das kann auch bei uns passieren. Es gibt andere Wettkämpfe, wo es auch Todesfälle gegeben hat, beim Triathlon“, sagte Martin Engelhardt im Deutschlandfunk.

Dass das Rennen am Sonntag nicht abgebrochen wurde, habe mit der „Gesamtverantwortung“ der Veranstalter, „auch was die Sicherheitslage des Gesamtwettkampfes anbelangt“, zu tun gehabt.

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„Sie waren natürlich auch über den Unfall und natürlich den Tod geschockt, haben aber in alle Richtungen überlegt, was jetzt die richtige Handlungsweise ist. Auf der Strecke waren über 2000 Leute. Wenn sie jetzt das ganze Rennen gestoppt hätten, wäre das relativ unkalkulierbar geworden, laut Aussagen von den hauptverantwortlichen Organisatoren“, sagte Engelhardt: „Deswegen hat man sich bei aller Entsetztheit, auch bei den betroffenen Leuten, dafür entschieden, eben das Rennen fortzuführen – bei allem Respekt vor dem tragischen Unfall, der da passiert ist.“

Unfall im Stadtteil Ochsenwerder

Engelhardt sagte, dass die Entscheidung gegen einen Rennabbruch das Team in Hamburg getroffen habe und nicht, wie am Renntag kommuniziert, die in Tampa (Florida) ansässige Organisation World Triathlon Corporation. Er nannte die Organisatoren erfahren, sie hätten sich die Entscheidung sicherlich nicht leicht gemacht.

Ironman Hamburg - Figure 2
Foto DIE WELT

DTU-Chef Martin Engelhardt

Quelle: picture alliance / GES/Helge Prang

Der Unfall geschah 2:25 Stunden nach dem Start auf einer geraden Strecke parallel zu einem Deich im Hamburger Stadtteil Ochsenwerder. Der Livestream bei ironman.com zeigte, dass der Motorradfahrer mit einem Fotografen auf seiner Maschine andere Motorräder überholte und dann mit dem entgegenkommenden Sportler kollidierte. Nach Angaben der Polizei starb der 70 Jahre alte Motorradfahrer noch am Unfallort, der Sportler (26) wurde schwer verletzt. Der Kameramann (50) auf dem Motorrad erlitt einen Schock und wurde wie der Triathlet in ein Krankenhaus gebracht.

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Nachdem der Unfallort abgesperrt worden war, trugen Teilnehmer teilweise ihre Räder über den angrenzenden Deich, um weiterfahren zu können. Ob das Rennen, das auch als WM-Qualifikation gewertet wird, sportlich regulär gewesen sei, darüber könne man streiten, so Engelhardt. Die Athleten hätten aber wenig Anspruch, weil es sich um eine von einer Firma organisierte Meisterschaft handle, erklärte er.

Die EM war eine Veranstaltung der Ironman-Serie. „Diese Europameisterschaften sind letztendlich nicht sanktioniert von einem Verband, sondern sie werden von einer kommerziellen Gesellschaft durchgeführt. Der sportliche Wert ist trotzdem gegeben, weil dort Spitzensport gemacht wird, wie auch in anderen Sportarten, die professionell organisiert sind.“

Keine Strecken mit Gegenverkehr in Roth

In der Szene hat der schlimme Unfall dennoch zu einem Nachdenken geführt: Die Veranstalter der Challenge Roth haben demnach schon vor dem tödlichen Unfall beim Hamburger Triathlon an einem sichereren Verkehrskonzept gearbeitet. „In Roth gibt es keine Out-and-back-Strecken mit Gegenverkehr. Wir versuchen, immer breite Straßen zu wählen und nicht solche Dämme und Kopfsteinpflaster-Passagen“, sagte Geschäftsführer Felix Walchshöfer dem Bayerischen Rundfunk am Sonntag.

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Bei der Veranstaltung am 25. Juni in Mittelfranken werden etwa keine externen Medienschaffenden auf Motorrädern auf der Radstrecke zugelassen. Konkret seien es 40 Motorräder weniger, sagte Walchshöfer.

„Schon vor Monaten haben wir in Zusammenarbeit mit Top-Athletinnen und -Athleten und Pressevertretern beschlossen, wesentlich weniger Motorräder auf der Rennstrecke zu haben“, sagte Walchshöfer. Fotografen würden jetzt von Außen an die Strecke gefahren. „Damit die Windschatten-Problematik nicht mehr so im Fokus ist, aber natürlich auch die Sicherheit“, sagte Walchshöfer.

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