Galeria Karstadt Kaufhof: Drei Filialen schließen in NRW Ende August

13 Tage vor
Galeria Kaufhof

Essen/Köln/Wesel (dpa). Der finanziell angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof schließt zum 31. August dieses Jahres drei der 19 Filialen in Nordrhein-Westfalen. Auf der Schließungsliste stehen die einzige Filiale Essen, mit dem Warenhaus Breite Straße eine der noch drei Filialen in Köln sowie die Filiale in Wesel am Niederrhein. Das gab Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus am Samstag bekannt. Die betroffenen Filialen in Essen und Köln kennen die Kunden als Karstadt-Häuser, das Haus in Wesel als Kaufhof. Die Filiale in Paderborn hatte bereits Mitte 2023 geschlossen, Karstadt in Bielefeld im Januar dieses Jahres.

Die Stadt Essen verliert somit nicht nur den Unternehmenssitz der Warenhauskette, sondern auch noch die letzte Filiale vor Ort. Allerdings geben Kommunalpolitiker in Essen und Wesel die Hoffnung nicht auf, dass die geplanten Warenhaus-Schließungen doch noch durch Gespräche des Unternehmens mit den Immobilienbesitzern abgewendet werden können.

Bundesweit werden den Angaben des Insolvenzverwalters zufolge 16 der 92 Warenhäuser Ende August schließen. Von den rund 12.800 Menschen, die das Unternehmen beschäftigt, sollen 11.400 demnach ihren Job behalten. 1.400 werden gehen müssen. Mit 16 Filialen bleibt das bevölkerungsreichste Bundesland allerdings ein Schwerpunkt der Warenhauskette. Darunter sind die Großstädte Düsseldorf (Königsallee, Schadowstraße), Köln (Hohe Straße, Nippes) und Münster (Ludgeristraße, Salzstraße) mit jeweils zwei Warenhaus-Filialen.

NRW-Kommunalministerin Ina Scharrenbach (CDU) sprach mit Blick auf die Schließungen und den Arbeitsplatzabbau von einem schmerzlichen Tag für die «Galeria-Familie». Für die Standorte, die jetzt in NRW geschlossen werden sollen, könnte sich höchstens dann einePerspektive ergeben, wenn die jeweiligen Vermieter nochmals die Mietschraube nach unten drehten. «Ob es da – gerade nach zwei Insolvenzrunden – noch eine Bereitschaft gibt, muss den nächsten Wochen überlassen bleiben», erklärte Scharrenbach am Samstag.

Für alle anderen Standorte gehe jetzt die Arbeit richtig los. «Es braucht ein Zukunftskonzept, bei welchem sinnvollerweise die Erfahrungen der Beschäftigten eingebunden werden». Auch hierfür werde Zeit benötigt. «Aber diese Zeit darf und muss der Investor jetzt nutzen. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, die ausgetretenen Pfade der Galeria-Vorbesitzer zu verlassen und mit der Galeria-Familie der Beschäftigten neue Wege zu gehen», sagte die Ministerin.

Sitz des Unternehmens zieht nach Düsseldorf

Nach Angaben von Galeria wurden mit dem Gesamtbetriebsrat ein Interessenausgleich und Sozialplan vereinbart. «Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen», sagte Galeria-Chef Olivier Vanden Bossche. Der Sitz des Unternehmens soll von Essen in die Filiale Düsseldorf Schadowstraße umziehen.

Essens Oberbürgermeister Thomas Kufen (CDU) hofft auf eine Einigung mit den Vermietern des Shoppingcenters Limbecker Platz in letzter Minute. «Wir geben im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Hoffnung nicht auf, dass es noch zu einer Einigung der Vertragspartner kommt und die Schließung abgewendet werden kann»,sagte er am Samstag. Allerdings sei anzuerkennen, dass die Vermieter dem Unternehmen Galeria Karstadt Kaufhof in den vergangenen Jahren bereits erhebliche Zugeständnisse gemacht hätten. Mit dem Weggang der Hauptverwaltung der Warenhauskette ende in Essen eine Traditionsgeschichte. An dem Standort war über Jahrzehnte die Karstadt-Zentrale.

Wesels Bürgermeisterin Ulrike Westkamp (SPD) geht ebenfalls davon aus, dass nicht alle Türen für Nachverhandlungen zugeschlagen sind. Der Kaufhof in Wesel befinde sich in bester Lage innerhalb der vor Jahren neu gestalteten Fußgängerzone, die gut besucht sei. Sie verwies darauf, dass die Beschäftigten über Jahre Gehaltszugeständnisse gemacht hätten und auch die Eigentümerin des Gebäudes dem Konzern immer wieder entgegengekommen sei. Die beabsichtigte Schließung der Weseler Filiale bezeichnete dieBürgermeisterin als schweren Schlag für die Innenstadt und den Einzelhandelsstandort.

Kölns OB Henriette Reker kritisiert Benko

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) sprach von einer Entscheidung, die sehr schmerze. Sie kritisierte das Geschäftsmodell unter Immobilien-Investor René Benko. «Das Konzept, über einen Unternehmenskauf an Top-Immobilien zu kommen und diesedann zu überhöhten Preisen zu vermieten, hat viele Mitarbeitende nun ihren Arbeitsplatz gekostet.» Die betroffenen Beschäftigten seien schuldlos in diese Situation geraten. «Es ist das Mindeste, nun so schnell wie möglich faire und auskömmliche Lösungen zur Abfindung der Mitarbeitenden zu finden», betonte Reker.

Die Nachricht über das Aus der Filiale Breite Straße dürfte gleichzeitig Planungssicherheit für die Filiale Hohe Straße bringen. Die Stadt wolle das Gespräch mit dem neuen Galeria Karstadt Kaufhof-Eigentümer suchen. Dabei soll es insbesondere um Investitionen des Unternehmens in diese Filiale gehen.

Dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren

Der Warenhauskonzern hatte Anfang Januar einen Insolvenzantrag gestellt. Es ist die dritte Insolvenz innerhalb von dreieinhalb Jahren. Als Grund für die schwierige Lage nannte Van den Bossche damals unter anderem die Insolvenzen der Signa-Gruppe des bisherigenEigentümers René Benko. Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Gesellschaft BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz die Kaufhauskette übernehmen will.

Die zwischen Investoren und Galeria geschlossene Vereinbarung kommt jedoch nur zustande, wenn die Gläubiger zustimmen. Insolvenzverwalter Denkhaus will bis Ende April den Insolvenzplan für den Eigentümerwechsel vorlegen. Rechtskräftig ist der Plan erst, wenn die Gläubigerversammlung ihn am 28. Mai annimmt und dieser anschließendvom Gericht erneut bestätigt wird. Bis Ende Juli will Denkhaus das Unternehmen an die neuen Eigner übergeben.

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