DFB-Pokal-Finale: Wie der Wettbewerb der Bundesliga den Rang ...

3 Jun 2023

Leipzigs Konrad Laimer (l.) und Frankfurts Daichi Kamada werden sich auch am Samstagabend im DFB-Pokal-Finale zahlreiche Duelle liefern.Bild: imago images / Jan Huebner

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Foto watson

Fußball-Kolumne

In seiner wöchentlichen Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.

Nicht nur die Nostalgiker unter den Fans wissen es: Der DFB – Pokal hat seine eigenen Gesetze. Gemeint ist damit die Chance des Außenseiters oder vermeintlichen Underdogs, das eigentlich Liga-höhere Team zu schlagen. Diese "Gesetze" tun dem Deutschen Fußball gut und sie sollten als Gegengewicht zu den Interessen und "Gesetzesvorhaben" der mächtigen Männer in Deutschen Fußball ausgebaut werden. Das wäre ein vielversprechender Weg zu einem ehrlichen Fußball.

Die Amateure qualifizieren sich in einem langen Rennen über den Gewinn der Amateurpokale ihrer Landesverbände. Die Profimannschaften sind gesetzt. Der K.o.-Modus ist ebenso einfach wie spektakulär. Der Gewinner kommt eine Runde weiter und der Verlierer scheidet aus. Inmitten dieser Logik entsteht Spannung und die tut dem Fußball ausgesprochen gut.

Aus diesem Grund ist es gefährlich, im Pokal zu taktieren, indem man beispielsweise leistungsstarke Spieler für die Bundesliga oder die internationalen Wettbewerbe schonen will. Fehlende Ernsthaftigkeit und Konzentration wird gnadenlos bestraft und die Fußballwelt freut sich Runde um Runde über die Leistungen der Teams, die es geschafft haben, einem Bundes- oder Zweitligisten ein Bein zu stellen. Gerade wenn es die Bayern, Borussia Dortmund oder eine andere große Mannschaft trifft, ist die Schadenfreude am größten.

Bayern München ist in diesem Jahr gegen den SC Freiburg und im vergangenen Jahr gegen Borussia Mönchengladbach rausgeflogen. In der Runde davor scheiterten die Bayern gegen den damaligen Zweitligisten Holstein Kiel, der die Bayern im Schneegestöber und im Elfmeterschießen bezwungen hatte. Wenige Tage, nachdem die Münchner die Klub-WM gewonnen hatten und weltweit als beste Mannschaft gegolten hatten.

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DFB-Pokal-Finale: Sympathien der Fans klar verteilt

Pokalspiele sind ehrliche Spiele. Schlicht deshalb, weil es in jedem einzelnen Spiel um "alles oder nichts" geht. Inzwischen auch um beachtliche Prämien, sodass sich viele Mannschaften ein frühes Ausscheiden im Pokal gar nicht leisten können.

Aus diesem Grund gebührt den beiden Finalteilnehmern Eintracht Frankfurt und RB Leipzig schon mal allergrößten Respekt. Formal gesehen stehen die Chancen 50:50, auch wenn Leipzig die weitaus bessere Bundesligasaison gespielt hat und in der Abschlusstabelle deutlich vor den Frankfurtern gelandet ist.

Die Sympathien der neutralen Fans liegen auch in diesem Jahr beim Gegner der Eintracht. Außerdem dürfen wir erwarten, dass es den Frankfurt-Fans gelingen wird, ihrer Eintracht eine exzellente Heimspielatmosphäre im Berliner Olympiastadion zu schaffen. Da wird es für RB Leipzig extrem schwer werden, gegen- und mitzuhalten.

DFB-Pokal wertet den deutschen Fußball auf

Im Vergleich zur Bundesliga, die auf lange Sicht immer langweiliger und hinsichtlich des Teilnehmerfeldes überschaubar bleiben wird, haben wir mit dem DFB-Pokal einen außergewöhnlich wertvollen Wettbewerb im Deutschen Fußball. Das K.o.-System ist ursprünglich und ehrlich. Es steht für eine Idee des Fußballs, die sich vom Mainstream des Bezahl- und Bundesligaspektakels unterscheidet. Tagesform, Zufall und Nachlässigkeiten vermeintlich hochnäsiger Gegnermannschaften spielen immer mit und garantieren, dass wir Jahr für Jahr faustdicke Überraschungen im Pokalwettbewerb erleben können.

Außerdem werden sich immer wieder neue Mannschaften in Szene setzen, die ansonsten in den unteren Sphären der Profiligen oder im Amateurbereich versteckt bleiben.

Der Ex-Rentner Karl-Heinz Rummenigge hatte vorgestern in seinem ersten Interview nach der Rückkehr in den Aufsichtsrat des FC Bayern nicht nur die Aufkündigung des Solidaritätsprinzips für den Profifußball in Aussicht gestellt, sondern gleichzeitig die Meisterschaft in der Bundesliga als den vermeintlich ehrlichsten Titel hervorgehoben. Aus gutem Grund. Schließlich war das der einzige Titel in diesem Jahr für die Bayern.

Mir gefällt es, dass der Pokal "eigene Gesetze" hat und ich bin sehr dafür, dass wir die Macht der einflussreichen Fußballbosse kritisch begleiten und Gegengewichte schaffen. Eine Fußballkultur, deren spielentscheidende Gesetze letztlich von einer handvoll mächtiger Männer gemacht werden, braucht mehr Momente wie die, die uns der DFB-Pokal bringt. Wahrscheinlich wird heute Abend deshalb auch der sportliche Underdog gewinnen. Und das ist gut so!

Als Aufsteiger landete Werder Bremen am Ende der abgelaufenen Saison einigermaßen souverän auf Rang 13. Auch Trainer Ole Werner bewertete die Saison trotz der 0:1-Niederlage am letzten Spieltag gegen Union Berlin am vergangenen Samstag als positiv.

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