FC Bayern München in der Krise: Wenn aus der Komödie ein ...

19 Feb 2024
Bayern münchen

Wenn ein Regisseur die Geschichte des FC Bayern in den vergangenen Jahren verfilmen hätte wollen, wäre eine nette Komödie daraus geworden, mit fast allem, was dazugehört. Mit ein bisschen Drama natürlich, ein paar Konfusionen und unerwarteten Wendungen wie die Entlassung von Trainer Julian Nagelsmann vor einem Jahr, aber eben immer mit einem Happy End, sprich mindestens einem Titel.

Nun aber liefern die Münchner die Vorlage für ein ganz anderes Genre. Leon Goretzka jedenfalls kommt sich gerade vor „wie in einem Horrorfilm, der nicht aufhört“. Oder in dem die Geschichte immer wieder von vorne anfängt. Aber es ist eben nichts Vergnügliches wie in dem Hollywood-Klassiker vom Murmeltier, das ewig grüßt, sondern eher ein Alptraum. Die Bayern sind die Hauptdarsteller in einem Thriller in Dauerschleife, weil zwar nicht ein Spiel dem anderen gleicht, aber alle in einer Niederlage enden – und am Ende wohl in der ersten titellosen Saison seit zwölf Jahren.

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Tuchel bleibt wohl zunächst Trainer

Nach dem 2:3 am Sonntag beim VfL Bochum, dem dritten verlorenen Spiel innerhalb von acht Tagen, und nun bereits acht Punkten Rückstand auf Tabellenführer Bayer Leverkusen steuern die Münchner nun auf den Höhepunkt der Handlung zu, für die es mit „Der Abgrund des Grauens“ sogar schon den passenden Namen gibt. In dem knapp 20 Jahre alten Horror-Thriller aus Großbritannien steckt eine Gruppe in einer Höhle fest. „Es fühlt sich“, sagt Leon Goretzka, der einzige Bayern-Spieler, der am Sonntag reden wollte, „momentan alles wahnsinnig strange an.“

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Niederlagen in Folge kassierte der FC Bayern nun

Gefangen ist auch der FC Bayern, festgefahren. Die Mannschaft, weil sie in Leverkusen, bei Lazio Rom und nun auch in Bochum die Kontrolle verloren hat. Immerhin gelangen am Sonntag nicht nur zwei Treffer nach zwei torlosen Spielen, und Manuel Riemann im Tor des VfL musste anders als die Kollegen aus Leverkusen und Rom auch ein paar gute Chancen vereiteln, aber nach Jamal Musialas Führung und der in der Bundesliga mittlerweile normal gewordenen Unterbrechung wegen aufs Spielfeld fliegender Tennisbälle gerieten die Bayern aus dem Takt. Sie fanden ihn erst wieder nach dem Platzverweis von Dayot Upamecano und der 3:1-Führung der Bochumer. Aber mehr als Harry Kanes Anschlusstreffer sprang nicht mehr heraus.

Trainer Thomas Tuchel scheint in München nicht mehr Thomas Tuchel sein zu können, denn es geht im Moment weniger um die richtige Taktik, perfektes Positionsspiel oder System-Varianten, sondern vielmehr darum, die Spieler stark zu reden, also um Psychologie und Empathie. Und die Verantwortlichen stehen vor schwierigen Entscheidungen, für die es keine guten Lösungen gibt.

Es fühlt sich momentan alles wahnsinnig strange an.

Leon Goretzka, nach der Niederlage in Bochum

Klubvorstand Jan-Christian Dreesen hat am Sonntag versucht, die längst in der Öffentlichkeit existierende Diskussion um Thomas Tuchel nicht noch weiter zu befeuern, in dem er auf diese „monströsen Trainer-Unterstützungsbekundungen“ verzichtete. Denn „diese Treueschwüre sind ja nach einer Woche schon wieder vorbei“, sagte Dreesen, versicherte aber: Ein Trainerwechsel sei „aktuell kein Thema, mit dem wir uns beschäftigen“. Und „selbstverständlich“ sitze Thomas Tuchel im nächsten Spiel am Samstag gegen RB Leipzig auf der Bank.

Hinter verschlossenen Türen dürften dennoch verschiedene Szenarien diskutiert werden. Variante eins ist, die Bayern machen mit Tuchel bis Saisonende weiter, weil die Chance auf die Meisterschaft auch im Falle einer Siegesserie kaum mehr realistisch ist – ebenso wenig ein Erfolg in der Champions League, selbst durch eine rosa Fan-Brille betrachtet. Außerdem liegt die Verantwortung für die Krise ja nicht allein bei Tuchel, sondern auch bei den Spielern. Der Trainerwechsel vor knapp einem Jahr hatte schon gezeigt, dass damit nichts besser geworden war, im Gegenteil.

Es könnte aber auch sein, dass die Bayern-Chefs bereits auf der Suche nach einer Interimslösung sind, einem Trainer, der für Schadensbegrenzung sorgen kann, also wenigstens das Viertelfinale der Champions League erreicht und den zweiten Platz in der Bundesliga absichert. Oder die Verantwortlichen holen gleich eine längerfristige Lösung, einen Trainer für den Neuaufbau, die Totalsanierung. Allerdings ist diese Variante die unwahrscheinlichste, weil mitten in der Saison kaum geeignete Kandidaten auf dem Markt sind. Sicher dürfte nur eines sein: Thomas Tuchels Tage in München sind gezählt. Spätestens im Mai, wenn die Saison vorbei ist.

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