Terror in Konzerthalle bei Moskau: IS bekennt sich zum Anschlag

23 Mär 2024

Der IS bekennt sich zu dem Terroranschlag in einer Konzerthalle bei Moskau, bei dem mindestens 115 Menschen umkamen. Die Hintergründe sind unklar. In Russland wird trotzdem weiter über die Ukraine als Drahtzieher spekuliert.

23.03.2024

Sicherheitskräfte vor der abgebrannten Crocus City Hall bei Moskau.

Die Crocus City Hall bei Moskau: Hier drangen am Abend des 22. März 2024 Bewaffnete ein, töteten etliche Menschen und verursachten einen Brand. (picture alliance / dpa / Tass / Vyacheslav Prokofyev)

Nach dem Terroranschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau wurden laut Behördenangaben mindestens 115 Menschen getötet und fast 150 Menschen verletzt. Mehrere Bewaffnete schossen um sich. Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) hat sich zu dem Anschlag bekannt. Die Hintergründe sind aber noch unklar. Elf Personen wurden nach Angaben des Inlandsgeheimdienstes FSB festgenommen.

Inhalt
Was ist in der Konzerthalle bei Moskau passiert? Wer steckt hinter dem Terroranschlag? Welche Reaktionen gibt es aus dem Ausland auf den Terroranschlag?
Was ist in der Konzerthalle bei Moskau passiert?

Am Freitagabend (22.3.2024) sollte in der Crocus City Hall bei Moskau ein Konzert der Band Piknik stattfinden. Mehrere Hundert Menschen waren dafür in den Konzertsaal gekommen. Doch kurz bevor die Show losgehen sollte, drangen mehrere Bewaffnete ein und eröffneten das Feuer.

In der Halle brach ein Großbrand aus. Riesige Rauchwolken stiegen über dem Gebäude auf, das Dach stürzte ein. Feuerwehrleute kämpften nachts über Stunden gegen die Flammen. Am Morgen konnte der Brand schließlich eingedämmt werden, vermeldeten Behörden.

Russische Spezialkräfte stellten Waffen und Munition sicher, wie in einem von den Behörden verbreiteten Video zu sehen ist. An Moskauer Flughäfen und Zugbahnhöfen wurden die Sicherheitsmaßnahmen verschärft. Alle für das kommende Wochenende in Moskau geplanten Großveranstaltungen wurden abgesagt.

Wer steckt hinter dem Terroranschlag?

Der Islamische Staat (IS) hat sich zu dem Anschlag bekannt. Die Terrormiliz schrieb im Onlinedienst Telegram, Kämpfer hätten "eine große Zusammenkunft am Rande der russischen Hauptstadt Moskau" angegriffen. Die Angreifer hätten sich "sicher in ihre Stützpunkte zurückgezogen".

Experten halten das Bekennerschreiben für echt. Die Hintergründe sind aber noch völlig unklar und es wird weiter über mögliche andere Tätergruppen spekuliert.

Denn es ist nicht ersichtlich, warum der IS, der vor allem in Syrien, im Irak, in Afghanistan und Teilen Afrikas aktiv ist, gerade zu diesem Zeitpunkt in Russland losschlagen will. Allerdings hat die Terrormiliz Russland bereits mehrfach ins Visier genommen. Sie reklamierte mehrere Anschläge im Kaukasus und anderen russischen Regionen in der Vergangenheit für sich. Erst kürzlich meldete der Inlandsgeheimdienst FSB, dass ein geplanter Anschlag des IS auf eine Synagoge in Moskau vereitelt worden sei.

US-Regierung warnte vor Anschlägen in Russland

Die US-Regierung hat Russland nach eigenen Angaben bereits Anfang März vor Anschlägen gewarnt. Es gab Informationen über einen "geplanten Terroranschlag in Moskau", der sich möglicherweise gegen "große Versammlungen, einschließlich Konzerte", richtete, sagte die Sprecherin des Nationalen Sicherheitsrates der USA, Adrienne Watson. Dies wurde russischen Behörden mitgeteilt. Doch Machthaber Wladimir Putin, bezeichnete die Terror-Warnung der USA als einen Versuch, Russen einzuschüchtern.

Spekulationen über die Ukraine

In Russland wird derweil weiterhin über die Ukraine als Drahtzieher spekuliert. Entsprechendes hat beispielsweise der Ex-Präsident Dmitri Medwedew angedeutet – und gefordert: Dann müsse man die Verantwortlichen in Kiew vernichten. In einem dem Kreml nahen Fernsehsender wurde außerdem ein gefälschtes Video ausgestrahlt, in dem sich der Chef des ukrainischen Rats für Sicherheit und Verteidigung fälschlicherweise dazu bekennt, dass die Ukraine an dem Anschlag beteiligt war.

Das Außenministerium in Kiew wies jeden Verdacht auf eine Verantwortung zurück. „Die Ukraine hat noch nie auf die Nutzung von terroristischen Methoden zurückgegriffen“, schrieb Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, auf der Online-Plattform X. „Alles in diesem Krieg wird nur auf dem Schlachtfeld entschieden werden.“

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Der Anschlag auf die Konzerthalle bei Moskau ruft Erinnerungen an die Geschehnisse von 2002 wach. Damals hatten tschetschenische Bewaffnete 850 Menschen in einem Theater in ihre Gewalt gebracht. Am vierten Tag des Dramas betäubte der Inlandsgeheimdienst die Geiselnehmer und die Geiseln mit einem Gas. Die Terroristen wurden erschossen. 135 Geiseln kamen ums Leben, viele wegen unzureichender medizinischer Versorgung.

Welche Reaktionen gibt es aus dem Ausland auf den Terroranschlag?

Zahlreiche Staats- und Regierungschefs sprachen den Familien der Opfer ihr Beileid aus. UN-Generalsekretär António Guterres verurteilte den Terroranschlag scharf und sprachen den Opfern sein Beileid aus. Auch der UN-Sicherheitsrat bekundete sein Beileid. Gleichzeitig rief er alle Staaten auf, "aktiv" mit der Regierung in Moskau und den relevanten Behörden zusammenzuarbeiten, um die Täter und Unterstützer "dieser verwerflichen Terrorakte zur Rechenschaft zu ziehen und vor Gericht zu stellen".

Auch vonseiten der EU kamen Beileidsbekundungen. Die EU sei schockiert und entsetzt, schrieb EU-Kommissionssprecher Peter Stano auf der Plattform X (früher Twitter). „Unsere Gedanken sind bei allen betroffenen russischen Bürgern.“

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich ebenso bestürzt über den Anschlag geäußert. „Wir verurteilen den schrecklichen Terrorangriff auf unschuldige Konzertbesucher in Moskau“, erklärte Scholz auf der Internetplattform X. Man sei mit Gedanken bei den Angehörigen der Opfer und allen Verletzten. Und auch das Auswärtige Amt schrieb auf X von einem „furchtbaren Angriff auf unschuldige Menschen“.

lkn

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