Nullnummer gegen Freiburg: Köln taumelt zweiter Liga entgegen

13 Tage vor

Kölner Spieler bedanken sich in der Kurve für die bedingungslose Unterstützung

Foto: Christof Koepsel / Getty Images

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1. FC Köln - Figure 1
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Wenn sie gehen, dann nicht allein: Je stärker der Regen über der Domstadt wurde, desto stärker schien auch der 1. FC Köln zu werden. Eric Martel, mit der Gesichtsmaske als Kampfmontur, warf sich im Mittelfeld in die Duelle, als hätten Ball und Gegner ihm persönlich etwas getan. Linton Maina und Faride Alidou stapften immer wieder los, um dem Spiel des Effzeh Tiefe zu geben, anspielbar zu sein, den SC Freiburg mürbe zu machen. Der riesengroße kölsche Teil der 50.000 im Stadion stand seinem Team in Sachen Einsatzfreude in nichts nach; noch werden in Köln keine weißen Fahnen geschwenkt, nur rot-weiße.

Doch am Kernproblem des Fußballs verzweifelten sie alle: Der schwächsten Offensive der Liga (erst 24 Treffer) wollte auch an diesem vorentscheidenden Samstag kein Tor gelingen.

Eric Martel (M.) hat seine Stärken in der Defensive – so wie die meisten Kölner

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Das Ergebnis: 0:0 spielt der 1. FC Köln im vorletzten Heimspiel der Saison gegen den SC Freiburg. Das rettende Ufer im Tabellenkeller, es ist noch zu erreichen – doch der Weg wird weiter und weiter. Hier geht es zum Spielbericht.

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Damit konnte man rechnen: Mit Druck dürfte sich eine Mannschaft auskennen, die zuletzt vor 17 Spieltagen nicht unter den letzten drei Bundesliga-Mannschaften stand – also vor exakt einer halben Saison. Trotzdem wächst die Kölner Fallhöhe ob der Tabellensituation von Spieltag zu Spieltag: Die 23 Zähler des Effzeh bedeuteten, dass der Traditionsklub schon an diesem Wochenende absteigen kann. Nicht jedoch am Samstag – Hauptkonkurrent Mainz 05 wird den 32. Spieltag am Sonntagabend beschließen, auch das Kellerduell zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum findet erst am Sonntag statt.

Hectors Erbe? Vor lauter Kölner Unbehagen soll dieser Absatz dem gewidmet werden, was dieser Tage Hoffnung macht – wenn nicht auf den Klassenerhalt, dann doch zumindest für die Zukunft. Finanziell ist Köln nicht auf Rosen gebettet, musste nach Corona per Sparkurs die Insolvenz abwenden. Eine Transfersperre verhindert für den Sommer ohnehin jede externe Verstärkung – nicht aber interne Verstärkungen. Als solche stellte sich in dieser Saison der erst 20 Jahre alte Max Finkgräfe heraus, der aus der U19 zu den Profis aufrückte und mittlerweile nicht nur Stammkraft, sondern gar ein Fixpunkt im Kölner Spiel ist. Wie der langjährige Kapitän Jonas Hector, dessen Karriereende im Sommer 2023 die Kölner sportlich kaum kompensieren konnten, verteidigt Finkgräfe meist links – fühlt sich aber überall auf dem Feld zuhause. Auch gegen Freiburg gab Finkgräfe den Antreiber, Maina konnte die Vorlage des Youngsters jedoch nicht zur Führung verwerten (3. Minute).

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Max Finkgräfe gehört in Köln die Zukunft

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Endstation Strafraum: Ein Stürmer aus dem eigenen Nachwuchs geht den Kölnern indes noch ab. Ohne den verletzten Toptorschützen Davie Selke, dessen sechs Tore noch dazu ausbaufähig daherkommen, probierte Trainer Timo Schultz erstmals den aus Frankfurt geliehenen Alidou im Sturmzentrum. Der ist eigentlich Außenbahnspieler, brachte sich zumindest in solide Abschlusspositionen – trat aber entweder knapp am Ball vorbei (55.) oder scheiterte an SCF-Torhüter Noah Atubolu (71./83.), der in seiner Bundesliga-Debütsaison zum zehnten Mal zu null spielte. »Die ganze Mannschaft hat Vollgas gegeben. Wir haben alles versucht«, sagte ein niedergeschlagener Alidou später. »Wir können keine Spiele gewinnen, wenn wir keine Tore machen.«

Punkt um Punkt einstreichen: Die Gäste aus Freiburg nahmen indes in einem der letzten Spiele unter Trainer-Urgestein Christian Streich mit, was nach einem passiven Auftritt im Kölner Dauerregen eben mitzunehmen war. Mit derzeit 41 Punkten und einem Torverhältnis von minus zwölf wäre in einer normalen Saison womöglich das untere Mittelfeld die Freiburger Heimat, im Schneckenrennen um die europäischen Plätze ist aber sogar die erneute Europa-League-Qualifikation drin: Derzeit ist Freiburg Siebter, sollte Bayer Leverkusen den DFB-Pokal gewinnen, würde das für den zweitgrößten europäischen Pokalwettbewerb ausreichen.

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Christian Streich ist mit dem SC Freiburg auf Abschiedstournee

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Letzte Hoffnung Schützenhilfe: Der Neubeginn der Freiburger wird mit einem eingespielten Team unter dem langjährigen Spieler und Co-Trainer Julian Schuster stattfinden. Der Kölner Umbruch? Das ist schon schwieriger zu beantworten, und vielleicht auch von der Ligazugehörigkeit abhängig. Doch für die Bundesliga braucht es nun viel Hilfe: Nicht nur muss Köln zweimal gewinnen, auch müsste Mainz einen Vier-Punkte-Vorsprung verspielen, alternative Bochum oder Union einen Sechs-Punkte-Vorsprung. »Vorbei ist es dann, wenn es vorbei ist«, sagte Sport-Geschäftsführer Christian Keller, der für viele Fans als Hauptverantwortlicher der Misere gilt, jedoch die Rückendeckung des Präsidiums genießt. »Aber heute ist es noch nicht vorbei.« Morgen vielleicht schon.

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