Überschwemmungen: Ministerpräsidentin nennt Hochwasserlage ...

18 Mai 2024

Erdrutsche, Evakuierungen und Stromausfälle werden aus dem gesamten Saarland gemeldet. Olaf Scholz informiert sich am Ort. Die Bahn rät vor Reisen in die Region ab.

Saarland – Überschwemmungen - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

18. Mai 2024, 5:06 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, jj

Aufgrund des Hochwassers der Blies in Ottweiler im Saarland wurde die historische Altstadt geflutet. Am Morgen hob der Wetterdienst Unwetterwarnungen auf. © Fussball-News Saarland/​imago images

Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) hat die Hochwasserlage nach extremen Regenfällen in vielen Regionen des Saarlandes als "sehr angespannt" bezeichnet. Die Wasserpegel stiegen noch, es sei damit zu rechnen, dass es zu weiteren Überflutungen kommen könnte, sagte sie dem Saarländischen Rundfunk in der Nacht zum Samstag. Es müsse mit erheblichen Schäden gerechnet werden. Am Freitag waren in dem Bundesland dem Deutschen Wetterdienst (DWD) zufolge in weniger als 24 Stunden mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter gefallen. Auch in Rheinland-Pfalz gab es starke Niederschläge.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte einen für heute geplanten Wahlkampfauftritt im Saarland ab. Stattdessen will er sich gemeinsam mit der Ministerpräsidentin ein Bild von der Lage machen, sagte ein Regierungssprecher in Saarbrücken.

Zugverkehr stark beeinträchtigt

Fast im gesamten Saarland sorgte Starkregen für überflutete Straßen, vollgelaufene Keller oder Erdrutsche. In Saarbrücken und in mehreren Landkreisen wurde eine Großschadenslage ausgerufen. Mehrere Gebäude in der Landeshauptstadt mussten evakuiert werden. Besonders betroffen war der Stadtteil Rußhütte, dort unterstützten Helfer mit Amphibienfahrzeugen und Booten die Evakuierungen. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe hatte vor extremer Gefahr für Anwohner nach einem Dammbruch in der Gemeinde Quierschied nördlich von Saarbrücken gewarnt. 

Im Saarland wie in Rheinland-Pfalz kommt es zu Beeinträchtigungen und Ausfällen im Zug- und Schienenersatzverkehr. Die Deutsche Bahn riet von nicht notwendigen Reisen in die Region ab. Aufgrund der Witterungsbedingungen konnte die Bahn ihren Angaben zufolge keinen Ersatzverkehr einrichten. Betroffen seien mehrere Regionalbahn- und Regional-Express-Linien, die unter anderem über die Hauptbahnhöfe Pirmasens, Trier und Saarbrücken führen.

Ottweilers Altstadt unter Wasser

Stark betroffen ist der Landkreis Neunkirchen. Landrat Sören Meng sprach von einer Großschadenslage, Einsatzkräfte seien ununterbrochen unterwegs. "Es sind fast alle Städte und Gemeinden betroffen." In der Stadt Ottweiler haben die Dämme nachgegeben und Wasser ist in die Altstadt gelaufen. "Die Altstadt steht komplett unter Wasser", sagte eine Sprecherin des Landkreises. Es sei gebeten worden, alles großzügig zu räumen. Mobile Deichsysteme und auch die Sandsäcke hätten nachgegeben. Evakuiert wurde auch das Landratsamt im Ort. In der Altstadt wurde vorsorglich der Strom abgeschaltet.

In Wemmetsweiler retteten Helfer Menschen mit Booten aus ihren Häusern. Von überfluteten Kellern und Straßen sowie Erdrutschen berichtete auch die Feuerwehr in Blieskastel im Saarpfalz-Kreis im Süden des Bundeslandes.

Evakuierung in Schoden

Im Landkreis Trier-Saarburg im Norden hat sich die Lage nach Angaben der Kreisverwaltung in der Nacht beruhigt. "Die Pegel der Saar und anderer Gewässer erreichen ihren Scheitelpunkt beziehungsweise beginnen zu sinken", sagte die technische Einsatzleitung des Landkreises kurz vor zwei Uhr.

Die Evakuierung der tiefer gelegenen Ortsteile in Schoden an der Saar wurde am frühen Samstagmorgen abgeschlossen. 220 Menschen wurden laut Kreisverwaltung in einer Turnhalle in Saarburg-Beurig untergebracht. Im etwas weiter südlich gelegenen Saarburg wurde außerdem ein Seniorenheim evakuiert, in Trittenheim an der Mittelmosel ein Hotel. Etwa 50 Menschen wurden in einer Turnhalle untergebracht. Die Stadt Völklingen rechnet mit Schäden in Millionenhöhe, insbesondere im privaten Bereich.

Insgesamt waren in der Nacht zum Samstag im Saarland etwa 1.000 Kräfte im Einsatz. Aus den benachbarten Landkreisen traf zusätzliche Verstärkung ein. In der Nacht ist ein Wasserrettungszug aus Bayern nach Saarlouis aufgebrochen. Rettungskräfte aus Schwaben werden am Samstagmorgen im Einsatzgebiet erwartet, wie das Bayerische Rote Kreuz mitteilte. Die Kräfte wurden demnach zur Rettung und Evakuierung von Menschen aus Gebäuden und Fahrzeugen angefordert. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) hob am frühen Samstagmorgen alle Unwetterwarnungen auf. Das genaue Ausmaß der Schäden dürfte erst im Laufe des Tages sichtbar werden.

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