Zeitumstellung abschaffen: Ein Forscher hat eine simple und ...

31 Mär 2024

Es ist kompliziert mit der Zeitumstellung. Nicht einmal so sehr das Procedere an sich – im Frühjahr Ende März gehts eine Stunde vor, im Herbst Ende Oktober eine Stunde zurück. Aber die Diskussion um die Auswirkungen und die Frage, was denn wirklich die erstrebenswerte Variante wäre. Einige plädieren dafür, die Sommerzeit gleich ganz beizubehalten, andere finden das doof, weils dann im Winter erst so spät hell werde. Die dritte Gruppe beschwert sich dagegen über den regelmäßig zweimal im Jahr auftretenden kleineren Jetlag, den wir alle erleiden würden. Menschen mit Schichtdienst oder wechselnden Schlafenszeiten können hier nur müde lächeln, doch die Fronten scheinen verhärtet.

Zeitumstellung - Figure 1
Foto t3n Magazin

Zeitzone von Polen bis nach Spanien – unterschiedliche Interessen

Das große Problem ist die schiere Größe der Zone, für die die mitteleuropäische Zeit gilt. Diese reicht in Mitteleuropa im Winterhalbjahr vom Kap Touriñán in Spanien bis zum Fluss Bug bei Hrubieszów in Polen. Dementsprechend groß fällt die Abweichung zwischen Zonenzeit und mittlerer Sonnenzeit insbesondere an den Rändern der tatsächlichen Zeitzone aus. Während man sich schon um 1900 (erstmals) auf die gemeinsame Zeit in vielen europäischen Ländern einigte, kam beispielsweise Portugal mehrere Male aus Gründen des besseren Handelns zwischen den Ländern hinzu, stellte dann aber wieder zurück zur GMT (Greenwich Mean Time).

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Die mitteleuropäische Zeitzone reicht also von Polen im Osten bis nach Spanien im Westen – und während es im einen Fall im Westen (also vor allem in Spanien, da die Briten ja eine andere Zeit haben) verdammt spät hell wird, bemängeln die Länder im Osten (und hier vor allem Polen), dass es ansonsten bei ihnen bereits so früh dunkel wird.

Kann Zeitumstellung Energie einsparen? Eher weniger

Eigentlich wollte die Europäische Union die Zeitumstellung abschaffen. Die EU-Kommission hatte die Abschaffung 2018 vorgeschlagen, nachdem man in den Jahren davor eine größere Umfrage durchgeführt hatte, in der sich 84 Prozent für die Abschaffung (und hier die Mehrheit für permanente Sommerzeit) ausgesprochen hatten. Doch nach vielem Hin und Her kam man bisher nicht zu einer Einigung über die „richtige“ Zeit, woran auch die Coronazeit, in der andere Dinge Vorrang hatten, mit Schuld trägt.

Eine Alternative könnte eine Lösung sein, die Korbinian von Blanckenburg, Professor an der Technischen Hochschule Ostwestfalen-Lippe, vorschwebt. Er hat ermittelt, dass eine ganzjährige Sommerzeit immerhin 1,3 Prozent des jährlichen Stromverbrauchs in Deutschland einsparen könnte, was erst einmal mehr klingt als es eigentlich ist. Rund zwölf Euro pro Jahr seien das für eine Familie mit drei Kindern – eher wenig, wenn man die negativen Auswirkungen auf Biorhythmus und Schlafzyklen einbezieht.

Dabei war gerade die Stromsparthematik Ende der 1970er-Jahre der Grund, warum man die Zeitumstellung seinerzeit wieder einführte und verteidigte. Wenn in den Fabriken und an den Arbeitsplätzen weniger künstliches Licht benötigt werde, so die Rechnung, käme das der Wirtschaft zugute.

Dieser (schon damals eher überschätzte) Faktor dürfte sich in den letzten Jahren angesichts der wenig Strom verbrauchenden LED-Lampen noch abgeschwächt haben. Andere Energieaufwendungen fallen dagegen in beiden Fällen an, egal ob es zur jeweiligen Zeit bereits hell ist oder noch nicht.

Neue Aufteilung der Zeitzonen in Europa?

Blanckenburg rechnet in einem Medieninteriew vor, dass es durch die ganzjährig einheitliche Zeit im Winter in Deutschland (und erst recht in den westlicher gelegenen Ländern) erst spät hell würde. „Bei ganzjähriger Normal- beziehungsweise Winterzeit hätten wir zur Sommersonnenwende Mitte Juni in Ostpolen von 3 bis 20 Uhr Sonne, in Westspanien von 6 bis 21:30 Uhr. „Würde man sich auf die Sommerzeit als neuen Standard festlegen, hätte man zur Wintersonnenwende Mitte Dezember in Westspanien Sonne von circa 10 bis 19 Uhr. In Deutschland von 9:15 bis 17 Uhr. “

Der Wirtschaftswissenschaftler schlägt daher vor, dass man zwar tatsächlich eine einheitliche Zeit wählen könnte, dafür dann Spanien aber eine Zeitzone weiter rutschen könnte (also auf GMT wechselt). Die Länder östlich von Deutschland könnten ihrerseits wiederum eine Zeitzone weiter eingegliedert werden (also GMT+2).

Auf diese Weise könnten alle Länder an einer für sie optimalen Zeitzone festhalten – zumal die abweichenden Zeitangaben gut einzukalkulieren sind, wie viele Mitarbeitende in internationalen Konzernen wissen. Insbesondere bei digitalen Kalendern und Uhren rechnet hier inzwischen die Technik den jeweils passenden Wert aus und zeigt ihn individuell für alle Beteiligten.

Bis es so weit ist, dass die Länder der Europäischen Union (und jene der europäischen Staatengemeinschaft, die dort nicht mitsprechen) eine Lösung gefunden haben, werden wir also weiterhin die Uhren umstellen müssen. Immerhin helfen hier gleich zahlreiche Eselsbrücken oder Merksätze – angefangen beim altbekannten Spruch „Spring forward, fall back“ über die Regel „Zeitumstellung funktioniert wie das Thermometer“ – im Frühjahr Plus und im Winter Minus – bis hin zur Idee mit den Gartenmöbeln („im Frühjahr kommen sie vor die Tür, im Herbst zurück in den Keller“).

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