Uwe Bindewald über Werder Bremen: "Werder hat die Basis gelegt"

5 Apr 2024
Werder Bremen

Über 18 Jahre lang trug Uwe Bindewald das Trikot von Eintracht Frankfurt und erlebte dabei gegen den SV Werder Bremen einen ganz besonderen Moment: sein Bundesliga-Debüt. Vor dem Duell der beiden Traditionsvereine am Freitagabend in Frankfurt sprach der 55-Jährige mit unserer Deichstube. Bindewald gehört der bei der Eintracht zum Team der Fußballschule und arbeitet als Leiter des Talenttrainings.

Hans-Günter Klemm: Ihr Spitzname lautet Zico. Ein ungewöhnlicher Vorname für einen kampfstarken und leidenschaftlichen Abwehrspieler. Wie kam es dazu, Uwe Bindewald?

Uwe Bindewald: Ich habe mich selbst auf die Schippe genommen im Training. Natürlich war ich technisch bei Weitem nicht so stark wie der Superstar aus Brasilien. Ich wollte den Namen mit „S“ verstanden wissen, doch das hat niemand so richtig realisiert. Im Mannschaftskreis ist am Ende der Zico mit „Z“ hängengeblieben.

Sehen Sie bei der aktuellen Eintracht-Mannschaft Spieler, die es verdient hätten, diesen ehrwürdigen Spitznamen zu tragen?

Die Eintracht hat eine technisch starke Mannschaft. Ich denke beispielsweise an Spieler wie Niels Nkounkou, Mario Götze oder Omar Marmoush. Doch das Niveau, das damals der brasilianische Weltstar verkörperte, war natürlich eine Klasse für sich.

Wie beurteilen Sie die Saison in Frankfurt?

Im Grunde sehr positiv. Der aktuelle Tabellenplatz ist richtig gut. Man muss bedenken, dass viele neue und junge Spieler im Sommer gekommen sind. Die Erfahrung lehrt, dass es immer ein bisschen dauern kann, bis sich eine Mannschaft neu formiert. Das ist völlig normal.

Hinter dem Klub liegt eine imposante Erfolgswelle in den letzten Jahren mit dem Gewinn der Europa League 2022 als Krönung. Daran konnte die Eintracht nicht ganz anknüpfen. Eine normale Entwicklung oder ist der Verein wieder auf dem Weg, wie früher zu einer launischen Diva zu werden?

Nein, es ist doch normal, dass eine neue Mannschaft etwas Zeit braucht. Dafür ist das bisherige Abschneiden in der Bundesliga meiner Meinung nach zufriedenstellend. In den nächsten Spielen hat die Elf die Gelegenheit, den zu beobachtenden Aufwärtstrend zu bestätigen.

Die Meldung der Woche in Hessen war: Der Vertrag des Geschäftsführers Markus Krösche verlängert sich bis 2028. Eine folgerichtige Maßnahme?

In meinen Augen ist das ein logischer Schritt, weil Markus Krösche seit seinem Einstieg viel Erfolg gehabt hat.

Vor allem auf dem Transfermarkt hat er reüssiert bei den Käufen von Willian Pacho, Robin Koch, Omar Marmoush und Hugo Larsson…

… richtig, da waren schon einige Volltreffer dabei.

Teilen Sie die Kritik an dem Macher Krösche, im letzten Sommer Kolo Muani an Paris abgegeben zu haben, ohne für entsprechenden Ersatz zu sorgen?

Ich kann das nicht beurteilen, weil ich bei diesen Themen zu weit weg bin. Da halte ich mich raus. Eine komplexe Sache, wie immer bei solchen Transfers. Es gibt verschiedene Sichtweisen. Was will der Spieler? Was will PSG? Was will die Eintracht? Es kamen gewiss viele Dinge zusammen, die zu der Entscheidung geführt haben.

Adi Hütter und Oliver Glasner haben den Grundstein gelegt und die Eintracht zu dem gemacht, was sie heute ist. Nun amtiert Dino Toppmöller. Wie bewerten Sie die Arbeit des aktuellen Trainers?

Ich habe früher mit Dino zusammengespielt und ihn als tollen Menschen kennengelernt, als guten Typen und als vorbildlichen Kollegen. Er hat sich verdient, dass er nun als Cheftrainer die Verantwortung trägt. Dino arbeitet sehr gewissenhaft.

Bayern, Bayer, Dortmund und Leipzig bilden in der Liga die Großen Vier, dazu kommt in dieser Spielzeit das Überraschungsteam Stuttgart. Dahinter ist schon Frankfurt platziert. Kann die Eintracht den Sprung in diese Phalanx in naher Zukunft realisieren?

Das ist schwer zu sagen. Aber die Eintracht hat das Potenzial, dorthin zu kommen. Und sie ist in meinen Augen auf einem guten Weg, dieses Ziel zu erreichen. Markus Krösche mit seinem Team und Trainer Dino Toppmöller tun alles dafür.

Nun folgt der Vergleich mit Werder Bremen, dem Verein, mit dem Sie eine persönliche Geschichte verbindet.

So ist es. Im November 1988 habe ich mein Bundesliga-Debüt gegen Werder gegeben. Wir waren damals in einer brenzligen Lage, haben 0:0 gespielt. Es war wichtig, dass wir gegen den amtierenden Meister nicht verloren haben.

Abstiegskampf auch 2016, das sogenannte Herzschlagfinale im Weserstadion. Werder siegte, Frankfurt musste in die Relegation und rettete sich. Zwei Mannschaften auf Augenhöhe, von denen sich danach die Eintracht besser präsentierte. Was haben die Frankfurter besser gemacht?

Ich sehe es nicht so dramatisch. Werder ist im Augenblick dabei, eine gute Entwicklung zu starten, auch wenn sie zuletzt ein paar Spiele verloren haben. Sie haben die Basis gelegt, um wieder erfolgreich zu sein. Es ist nicht so einfach, wieder ganz nach oben zu kommen. Diese Erfahrung hat auch die Eintracht gemacht, nach den Abstiegen. Werder hat eine gute und konkurrenzfähige Mannschaft, die stabil in der Liga ist. Ein großer Verein, gegen den ich früher gern gespielt habe. Werder wird wieder bessere Zeiten erleben, davon bin ich überzeugt.

Vor geraumer Zeit stand Werder dort, wo Frankfurt jetzt steht und liebäugelte mit einem Platz in der Europa League. Dann riss die Erfolgsserie. Fällt es besonders schwer, diesen letzten Schritt zu machen?

Es ist nie leicht, alles über Jahre hindurch zu festigen. Es ist ein recht großer Schritt. Es gehört eine Menge Arbeit und natürlich auch etwas Glück dazu. Ich sehe eine gute Entwicklung bei beiden Vereinen. Und zu Werder: Ich glaube, dass die Verantwortlichen nicht unzufrieden sind mit den Fortschritten.

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