Am Frankfurter Flughafen hat die Gewerkschaft Verdi das Sicherheitspersonal für Donnerstag zu einem Warnstreik aufgerufen. Hunderte Flüge mit tausenden Passagieren sind betroffen. Nun droht eine andere Gewerkschaft mit einem weiteren Streik.

Wegen des geplanten Warnstreiks der Luftsicherheitskräfte am Donnerstag wird für Passagiere am Frankfurter Flughafen wohl kein Einstieg möglich sein. Das teilte der Flughafenbetreiber Fraport am Mittwoch mit.

Während des Ausstands könne niemand den Sicherheitsbereich von außen betreten. Auch Fluggäste, die in Frankfurt nur umsteigen, müssten mit Verspätungen und Ausfällen rechnen.

Ursprünglich waren in Frankfurt für Donnerstag 1.050 Flugbewegungen mit rund 135.000 Passagieren geplant.

Fraport rechnet mit erheblichen Beeinträchtigungen

Fraport rechnet ganztägig mit "erheblichen Beeinträchtigungen". Der Flughafenbetreiber und die Lufthansa baten Passagiere, am Donnerstag gar nicht erst an den Flughafen zu kommen.

Die Fluggesellschaft forderte Passagiere auf, ihren Flug wenn möglich umzubuchen. Fluggäste, die Tickets für Inlandsflüge haben, könnten diese bereits vorab gegen Fahrkarten der Deutschen Bahn eintauschen, hieß es. Das sei auch dann möglich, wenn der betreffende Flug noch nicht annulliert wurde.

Lufthansa bietet Umbuchungen an

Lufthansa teilte am Mittwoch mit, dass der Zustieg am Flughafen Frankfurt nicht möglich sein werde. Langstreckenflüge sollten jedoch größtenteils stattfinden. Auch Zu- und Abbringerflüge für Umsteiger sollen angeboten werden. Allerdings könne es im Transitbereich zu längeren Wartezeiten kommen. 

Das Unternehmen bietet kostenlose Umbuchungen im Zeitraum bis zum 8. Februar an. Passagiere für innerdeutsche Flüge könnten ihr Ticket kostenlos in eine Bahn-Fahrkarte umtauschen, unabhängig davon, ob ihr Flug stattfindet oder nicht. 

Ausstand vom frühen Morgen bis Mitternacht

Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hatte das Sicherheitspersonal am Dienstag aufgerufen, die Arbeit ab dem frühen Donnerstagmorgen niederzulegen. Gestreikt werden soll bis Mitternacht.

Durch den Ausstand können voraussichtlich keine Passagiere, Mitarbeiter und Waren mehr kontrolliert werden, die in die Sicherheitsbereiche der Flughäfen müssen.

Neben Frankfurt soll auch an den Flughäfen in Hamburg, Bremen, Hannover, Berlin, Köln, Düsseldorf, Leipzig, Dresden, Erfurt und Stuttgart gestreikt werden.

Höherer Stundenlohn gefordert

Verdi verhandelt derzeit mit dem Bundesverband der Luftsicherheitsunternehmen (BDLS) einen neuen Tarifvertrag. Die Gewerkschaft fordert unter anderem 2,80 Euro mehr Stundenlohn für die Beschäftigten, außerdem höhere Funktionszulagen und Mehrarbeitszuschläge ab der ersten Überstunde. Der Tarifvertrag soll eine Laufzeit von 12 Monaten haben.

"Unser Ziel ist es, den Kaufkraftverlust der Beschäftigten nachhaltig auszugleichen", sagte Verdi-Verhandlungsführer Wolfgang Pieper. Die Arbeit der Luftsicherheitskräfte müsse finanziell attraktiv bleiben, damit die dringend benötigten Fachkräfte gewonnen und gehalten werden könnten.

"Schon jetzt gibt es einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, die bereit sind, rund um die Uhr, an Wochenenden und an Feiertagen äußerst flexibel an den Flughäfen zu arbeiten."

Gespräche in kommender Woche

Bisher gab es in drei Verhandlungsrunden keine Einigung. Weitere Gespräche sind für Dienstag und Mittwoch kommender Woche geplant. Die Arbeitgeber hätten zwar die Vorlage eines möglichen Angebots in Aussicht gestellt, hieß es von Verdi, dieses steht aber unter der Vorbedingung, dass die Gewerkschaft ein Schlichtungsverfahren vereinbart. Solche Vorbedingungen lehne man ab.

Zudem sehe das mögliche Angebot nur Entgelterhöhungen im Jahr 2024 von vier Prozent vor, was je nach Lohngruppe 55 bis 82 Cent mehr pro Stunde entspreche. Im Jahr 2025 soll es demnach eine weitere Erhöhung von drei Prozent geben, was erneut 43 bis 64 Cent zusätzlich wären.

Scharfe Kritik am Streikvorhaben

Eine Sprecherin des BDLS hatte schon im Vorfeld der offiziellen Streikankündigung einen möglichen Ausstand deutlich kritisiert. Da entstehe der Eindruck, Verdi wolle "mit der GDL gleichziehen", sagte sie in Anspielung auf den tagelangen Lokführerstreik bei der Bahn.

Auch der Luftverkehrsbranchenverband BDL kritisierte das Vorgehen der Gewerkschaft scharf: "Das Lahmlegen des Luftverkehrs in Deutschland durch einen Warnstreik der Luftsicherheitskräfte ist unangemessen. Es sollte stattdessen alles unternommen werden, um eine Lösung am Verhandlungstisch zu finden oder im Wege einer Schlichtung", erklärte Hauptgeschäftsführer Matthias von Randow.

Kabinengewerkschaft: Tarifverhandlung mit Lufthansa abgebrochen

Währenddessen droht der nächste Tarifkonflikt in der Luftfahrt-Branche zu eskalieren. Die Kabinengewerkschaft Ufo hat die Gehaltsverhandlungen mit dem Lufthansa-Konzern für rund 18.000 Flugbegleiter der Stammgesellschaft einseitig abgebrochen.

"Auch das letzte Angebot der Lufthansa reicht nicht aus", hieß es am Mittwoch in einem Rundschreiben an die Mitglieder nach 14 Verhandlungstagen.

Bereit zum Streik

Die Kabinengewerkschaft drohte kaum verhohlen mit Streik, wenngleich eine Entscheidung der Tarifkommission noch nicht gefallen sei. Sie schrieb: "Das schärfste Schwert einer Gewerkschaft ist so offensichtlich, dass wir es gar nicht separat aussprechen müssen. Aber eins ist klar: Wir sind bereit, auch den Weg der Ultima Ratio zu gehen." 

"Für den Abbruch zum jetzigen Zeitpunkt fehlt uns daher jedes Verständnis", erklärte die Lufthansa. Lösungen könnten nur am Verhandlungstisch erarbeitet werden. Daher fordere man Ufo auf, die Verhandlungen wieder aufzunehmen.

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Sendung: hr-iNFO, 31.01.2024, 12 Uhr

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