Kachowka-Damm: Experten äußern neue Vermutungen

VonStefan Krieger

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Nadja Zinsmeister

Staudamm Ukraine. Kachowka - Figure 1
Foto Frankfurter Rundschau

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Eine Explosion zerstört den Kachowka-Staudamm. Als Folge wird die Region Cherson schwer überflutet. Der News-Ticker zur Katastrophe in der Ukraine.

Kachowka-Staudamm zerstört: Britischer Geheimdienst warnt vor weiteren FolgenBerichte aus den USA: Russland soll hinter Sprengung steckenAlle Neuigkeiten und Entwicklungen rund um den Kachowka-Staudamm in unserem News-Ticker.

Update vom 7. Juni, 13.50 Uhr: Gegenüber der US-Zeitung New York Times haben ukrainische Ingenieure und Munitionsexperten angegeben, die Sprengung des Kachowka-Staudamms sei sehr wahrscheinlich durch eine interne Explosion erreicht worden. Ein Raketenangriff von außen sei die unwahrscheinlichere Erklärung, da der Damm eigentlich sogar einer Atombombe standhalten könne. Lediglich eine kräftige Explosion auf einer räumlich begrenzten Fläche innerhalb des Staudamms könne die nötige große Sprengkraft produziert haben, hieß es.

Blick auf den überschwemmten Fluss Dnjepr in Nowaja Kachowka.

© IMAGO/Alexei Konovalov

Update vom 7. Juni, 12.00 Uhr: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms erwarten die ukrainischen Behörden im Gebiet Cherson weiter steigende Wasserstände. Bis Donnerstagvormittag werde das Wasser noch um einen Meter ansteigen, sagte der Sprecher der Chersoner Militärverwaltung, Olexander Tolokonnikow, am Mittwoch im ukrainischen Fernsehen. Zugleich sagte er, dass der Staudamm weiter breche, weshalb das Wasser noch steigen könne. Das Wasser fließt aus dem Stausee über die schwer beschädigte Staumauer ab.

In der Großstadt Cherson stieg das Wasser laut Behörden um mehr als zwei Meter, die ersten Etagen von Gebäuden sind überschwemmt. Die Evakuierung der Bewohner laufe, hieß es. Teils waren Helfer in der Region in Booten unterwegs auf der Suche nach Menschen, die womöglich auf Dächern ihrer überschwemmten Häuser ausharren, um gerettet zu werden. In sozialen Netzwerken gab es Videos von Menschen, die verzweifelt auch ihre durchnässten Hunde, Katzen und anderen Haustiere in Sicherheit bringen wollten.

Nach Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Russland ruft Notstand aus

Update vom 7. Juni, 11.10 Uhr: Im russisch besetzten Gebiet von Cherson wurde der Notstand ausgerufen. Nach Angaben des russischen Einsatzleiters Wladimir Saldo sind 22.000 bis 40.000 Menschen von der Maßnahme betroffen. Berichten zufolge werden sieben Menschen aus der Siedlung Nova Kakhovka in der Nähe des Staudamms vermisst. Saldo behauptet nach Angaben des Guardian, die Zerstörung des Staudamms sei von der Ukraine verursacht worden.

Kachowka-Staudamm: Britischer Geheimdienst warnt vor weiteren Folgen

Update vom 7. Juni, 10.00 Uhr: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms rechnen britische Geheimdienste mit weiteren Folgen. „Die Struktur des Damms wird sich in den nächsten Tagen voraussichtlich weiter verschlechtern, was zu weiteren Überschwemmungen führen wird“, teilte das britische Verteidigungsministerium am Mittwoch mit. Auf Fotos und Videos hat es den Anschein, dass ein Teil der Staumauer noch steht. Weitere Angaben machte die Behörde nicht, auch nicht dazu, wer für die Zerstörung verantwortlich sein könnte. In den überfluteten Ortschaften stieg auch am Mittwoch weiter das Wasser.

Der britische Premierminister Rishi Sunak sagte, seine Geheimdienste würden die Beweise zur Zerstörung noch prüfen. Derzeit sei es zu früh, um ein endgültiges Urteil über die Ursachen des Dammbruchs zu fällen. Sollte Russland verantwortlich sein, würde dies „den größten Angriff auf die zivile Infrastruktur in der Ukraine seit Kriegsbeginn“ darstellen und ein „neues Tief“ der russischen Aggression, so Sunak.

Kachowka-Staudamm in der Ukraine gesprengt: Erste Fotos zeigen die schlimmen Folgen
Sprengung des Kachowka-Staudamms „russisches Kriegsverbrechen“

Update vom 7. Juni, 9.00 Uhr: Der ukrainische Generalstab hat die Sprengung des Kachowka-Staudamms als russisches Kriegsverbrechen bezeichnet. Ziel sei es gewesen, den Vormarsch der ukrainischen Truppen in der Region zu verhindern, teilte der Stab am Mittwoch (7. Juni) in seinem Morgenbulletin in Kiew mit. Das Wasser aus dem Kachowka-Stausee fließt über die zerbrochene Staumauer weiter ab und flutet weite Teile der Region im Süden der Ukraine.

80 Ortschaften liegen der Zone. Das Gebiet wird zum großen Teil von russischen Truppen kontrolliert, die Ukraine hatte im vergangenen Jahr die Gebietshauptstadt Cherson wieder eingenommen und will auch den Rest der Region von der Besatzung befreien.

Kachowka-Staudamm: Wasserstand steigt weiter an

Update vom 7. Juni, 6.40 Uhr: Nach der Teilzerstörung des Kachowka-Staudamms ist am Mittwoch (7. Juni) der Wasserstand in den flussabwärts des Damms gelegenen Flutgebieten am Ufer des Dnipro weiter angestiegen. Am schwierigsten sei die Lage im Viertel Korabel in der Großstadt Cherson, erklärte der stellvertretende Kabinettschef des ukrainischen Präsidenten, Oleksij Kuleba. Das Wasser habe dort einen Stand von 3,5 Metern erreicht, mehr als 1000 Häuser seien überflutet.

Die USA und Großbritannien erklärten unterdessen, sie hätten noch keine Beweise dafür, wer für die Zerstörung des Staudamms verantwortlich sei.

Sprengung Kachowka-Staudamm: Ukraine und Russland weisen sich gegenseitig Schuld zu

Update vom 7. Juni, 4.30 Uhr: Nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms haben sich die Ukraine und Russland vor dem UN-Sicherheitsrat gegenseitig die Schuld zugewiesen. Der ukrainische UN-Botschafter Serhij Kislizia sprach bei einer kurzfristig einberufenen Dringlichkeitssitzung in New York von einem „Akt des ökologischen und technologischen Terrorismus“. Die Sprengung sei „ein weiteres Beispiel für den Völkermord Russlands an den Ukrainern.“

Der russische UN-Botschafter Wassili Nebensja sagte dagegen, dass der Vorfall auf „vorsätzliche Sabotage Kiews“ zurückzuführen und wie ein Kriegsverbrechen einzuordnen sei. Der Staudamm sei für ein „unvorstellbares Verbrechen“ benutzt worden.

Kachowka-Staudamm zerstört: Baerbock macht Russland verantwortlich

Update vom 6. Juni, 20.50 Uhr: Die Stadt Oleschky im russisch besetzten Teil der südukrainischen Region Cherson ist nach dem Zusammenbruch des Kachowka-Damms „fast vollständig überflutet“, sagte Andrej Alekseenko, ein von Russland eingesetzter Regierungschef der Region auf Telegram.

Außenministerin Annalena Baerbock hat derweil Russland – wie auch schon Kanzler Scholz – für die Überflutungen verantwortlich gemacht. „Für diese menschengemachte Umweltkatastrophe gibt es nur einen Verantwortlichen: der verbrecherische Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine“, sagte die Grünen-Politikerin bei ihrer Lateinamerika-Reise im brasilianischen São Paulo. „Mit dem Kachowka-Damm wird ein ziviler Staudamm in Nähe eines Kernkraftwerks als Kriegswaffe missbraucht und das Leben der Menschen in der Umgebung in höchste Gefahr gebracht.“

Staudamm Ukraine. Kachowka - Figure 2
Foto Frankfurter Rundschau
Zerstörung des Kachowka-Staudamms: US-Geheimdienstinfos sickern durch

Update vom 6. Juni, 20.00 Uhr: Die Regierung von Präsident Joe Biden könne „nicht abschließend sagen“, wer für den massiven Bruch des Kachowka-Damms in der Südukraine verantwortlich sei, sagte der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, am Dienstag vor Reportern im Weißen Haus.

Zwei US-Beamte und ein „westlicher“ Beamter erklärten jedoch gegenüber NBC News, dass die USA über Erkenntnisse verfügen, die klar auf Russland hindeuten würden. Entsprechende Geheimdienstinformationen könnten noch am Dienstag veröffentlicht werden – dies deckt sich mit der Aussage Kirbys, der erklärte, dass man dabei sei, „Berichte zu bewerten, denen zufolge Russland dahinter steckt“.

Damit würden die USA der russischen Version zur Explosion widersprechen. Moskau macht die Ukraine verantwortlich.

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Deutsche Hilfslieferungen werden vorbereitet

Update vom 6. Juni, 18.20 Uhr: Die Bundesregierung hat nach der Zerstörung eines Staudamms im Süden der Ukraine Hilfe angekündigt. Deutschland werde der Ukraine zur Seite stehen, um diese Katastrophe inmitten des von Russlands Präsidenten Wladimir Putin geführten Angriffskrieges zu bewältigen, sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) am Dienstag. Man wolle vor allem dabei helfen, evakuierte Menschen versorgen zu können.

„Das THW bereitet deshalb bereits jetzt mit Hochdruck deutsche Hilfslieferungen für die betroffene Region vor“, teilte die Ministerin mit. „Unsere Hilfslieferungen werden wir binnen kürzester Zeit auf den Weg bringen.“ In einer Mitteilung des Technischen Hilfswerks hieß es: „Derzeit bereiten THW-Kräfte Hilfsgütertransporte für den ukrainischen Katastrophenschutz (DSNS) vor.“ Unter den möglichen Hilfsgütern seien Wasserfilter und Stromerzeuger, die in dem betroffenen Gebiet dringend benötigt würden.

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Militär-Experte spricht von „teuflischem Kalkül“

Update vom 6. Juni, 17.20 Uhr: Nach der Sprengung des Kachowska-Staudamms bei Cherson geht Militärexperte Markus Reisner von einem „teuflischen Kalkül“ aus, mit dem Russland die weiträumige Zerstörung und die hohe Zahl an Opfer billigend in Kauf genommen haben könnte. Durch die Überflutung sei eine Anlandung von Soldatinnen und Soldaten in dem umkämpfen Flussdelta jetzt nicht mehr möglich, sagte er zu ntv. Zuvor waren in der südlichen Region rund um Cherson immer wieder Aktivitäten gemeldet worden, die auf eine Gegenoffensive der Ukraine an diesem Frontabschnitt hingedeutet haben könnte.

Update vom 6. Juni, 16.10 Uhr: Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat Moskau für die Sprengung des Kachowka-Staudamms verantwortlich gemacht und mit dem Einsatz einer Massenvernichtungswaffe verglichen. „Das ist die größte menschengemachte Umweltkatastrophe in Europa seit Jahrzehnten“, sagte er bei einer Sicherheitskonferenz in der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Dort war er am Dienstag per Video zugeschaltet. „Russland hat eine ökologische Massenvernichtungswaffe gezündet.“

Selenskyj wies die vom Kreml verbreitete Behauptung zurück, die Ukraine habe den Damm selbst zerstört und damit eine verheerende Flutwelle verursacht. „Russland kontrolliert den Kachowka-Damm mit dem Wasserkraftwerk seit über einem Jahr“, sagte er nach Angaben seines Präsidialamtes. „Und es ist physisch unmöglich, ihn von außen, durch Beschuss zu zerstören.“ Der Staudamm sei von russischen Soldaten vermint worden. „Und sie haben ihn gesprengt.“

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Russland wollte offenbar Chaos stiften

Update vom 6. Juni, 15.15 Uhr: Nach der Zerstörung eines Staudamms in dem von russischen Truppen besetzten Teil der Ukraine sehen Experten die Verantwortung bei Russland. „Alles spricht dafür, dass die Russen den Damm gesprengt haben“, sagte der Militärexperte Carlo Masala am Dienstag dem Nachrichtenportal t-online. Moskau verfolge damit zwei Ziele: Chaos zu stiften und eine Gegenoffensive der Ukraine zu behindern.

Auch der Militärexperte Christian Mölling von der Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik (DGAP) sieht Russland hinter der Sprengung. „Die Russen wollen die ukrainische Gegenoffensive durcheinanderbringen, die an einigen Stellen zu wirken beginnt“, sagte Mölling den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. „Wenn es die Ukrainer gewesen wären, würde das zudem die Unterstützung durch den Westen gefährden. Das wäre kontraproduktiv.“

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Russland spricht von „Sabotage“ und beschuldigt Ukraine

Update vom 6. Juni, 13.40 Uhr: Entgegen der Ukraine und dem Westen hat der Kreml Kiew der Zerstörung des wichtigen Staudamms im russisch besetzten Nowa Kachowka beschuldigt. „Wir erklären offiziell, dass es sich hier eindeutig um eine vorsätzliche Sabotage der ukrainischen Seite handelt, die auf Befehl (...) des Kiewer Regimes geplant und ausgeführt wurde“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow am Dienstag. Beweise für die Anschuldigungen legte er nicht vor. Präsident Wladimir Putin werde über alle Entwicklungen informiert, sagte Peskow.

Die Ukraine und auch viele westliche Beobachter sind hingegen überzeugt, dass die russischen Besatzer die Staudamm-Anlage am frühen Morgen selbst gesprengt haben – möglicherweise, um so die geplante ukrainische Gegenoffensive zu behindern. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sagte: „Das ist ja auch etwas, das sich einreiht in viele, viele der Verbrechen, die wir in der Ukraine gesehen haben, die von russischen Soldaten ausgegangen sind.“

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Ukrainischer Angriff über Fluss nun unmöglich

Update vom 6. Juni, 12.20 Uhr: Die Zerstörung des Kachowka-Staudamms am Dnjepr in der Südukraine beendet nach Angaben eines Beraters des ukrainischen Verteidigungsministeriums jede Hoffnung, dass die Kiewer Truppen einen erfolgreichen Angriff über die Wasserstraße starten können.

Der Abschnitt der Frontlinie bei Cherson war ein möglicher Ausgangspunkt für die lang erwartete Gegenoffensive der Ukraine. Andriy Zagorodnyuk, der von 2019 bis 2020 ukrainischer Verteidigungsminister war und jetzt als Berater des Verteidigungsministeriums fungiert, sagte gegenüber Newsweek, dass ein Angriff über den Dnjepr nun nicht mehr infrage komme.

Zerstörung des Kachowka-Staudamms: Es droht eine Katastrophe – 80 Orte überflutet

Update vom 6. Juni, 12.00 Uhr: Der ukrainische Ministerpräsident Denys Schmyhal spricht nach der Zerstörung des Kachowka-Staudamms von einer Überschwemmungsgefahr für bis zu 80 Ortschaften. Die Zerstörung werde zu einer Umweltkatastrophe führen. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnt, binnen fünf Stunden könne der Wasserstand eine kritische Höhe erreichen. Der russische Besatzungschef von Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, räumt ein, dass es auch zu Problemen bei der Wasserversorgung auf der bereits 2014 von Russland annektierten Schwarzmeer-Halbinsel Krim kommen könnte, südlich von Cherson. Diese wird mit Wasser aus dem Kachowka-Stausee beliefert.

Sprengung von Kachowka-Staudamm: Tschechien gibt Russland die Schuld

Update vom 6. Juni, 11.40 Uhr: Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms hat Tschechien Russland für die Zerstörung verantwortlich gemacht. Außenminister Jan Lipavsky warf der Führung in Moskau am Dienstag vor, die Grenzen ihrer Aggression immer weiter zu verschieben. „Der Angriff auf den Staudamm von Nowa Kachowka oberhalb von bewohnten Gebieten ist vergleichbar mit dem Einsatz von Massenvernichtungswaffen gegen Zivilisten“, schrieb er auf Twitter. Solch ein brutales Vorgehen müsse bestraft werden.

„Wasserkraftwerk Kachowka. Ein weiteres Kriegsverbrechen, begangen von russischen Terroristen“, schrieb Selenskyjs Stabschef Andrij Jermak auf Telegram. „Der Präsident hat den Nationalen Sicherheitsrat einberufen.“

Sprengung von Kachowka-Staudamm in der Ukraine: „Keine unmittelbare Gefahr“ für Atomkraftwerk Saporischschja

Update vom 6. Juni, 10.58 Uhr: Nach der Sprengung des Kachowka-Staudamms nahe Cherson ist die Sorge um die Folgen der schweren Beschädigung für die Ukraine und die Menschen groß. Ersten Erkenntnissen zufolge gibt Internationaler Atomenergiebehörde (IAEA) aber zumindest Entwarnung für das nordöstlich gelegene Atomkraftwerk Saporischschja. Dieses liegt ebenso wie der Kachowka-Staudamm am Fluss Dnipro. In Saporischschja wird das Wasser grundsätzlich für Kühlzwecke benötigt.

Für das Atomkraftwerk bestehe aber „keine unmittelbare Gefahr“, teilte die Behörde auf Twitter mit. „IAEA-Experten am Atomkraftwerk Saporischschja beobachten die Situation genau.“ Dass für das Atomkraftwerk Saporischschja – aktuell russisch besetzt – derzeit keine Gefahr bestehe, bestätigte auch ein Sprecher des russischen Atomkonzerns Rosenergoatom der Agentur Interfax.

Die russische Nachrichtenagentur Tass meldete am Dienstag, dem 6. Juni, dass der Kachowka-Staudamm auf der Hälfte seiner Länge zerstört ist und verwies dabei auf die Angaben des von Moskau eingesetzten Bürgermeisters, Wladimir Leontjew. „Im Moment bricht das Wasserkraftwerk Kachowka weiter zusammen, das Wasser fließt unkontrollierbar ab“, sagte er demnach in einer Fernsehsendung des Channel One.

Kachowka-Staudamm in der Ukraine gesprengt: Russland möglicherweise verantwortlich

Die Ukraine und Russland werfen sich weiterhin gegenseitig die Verantwortung für die Sprengung des Staudamms vor. Kiew schreibt Moskau ein klares Motiv vor. Russland habe demnach offensichtlich das Ziel, unüberwindbare Hindernisse für die geplante ukrainische Großoffensive zu schaffen, schrieb Präsidentenberater Mychajlo Podoljak am Dienstag im Kurznachrichtendienst Twitter. Damit wolle man das Ende des Krieges hinauszögern und forderte, dass Russland international als Terrorstaat eingestuft wird. „Auf einem riesigen Territorium wird alles Leben zerstört“, schrieb Podoljak. „Viele Ortschaften werden zerstört; der Umwelt wird enormer Schaden zugefügt.“

Kachowka-Sprengung in der Ukraine: Staudamm liegt strategisch wichtig am Fluss Dnipro

Erstmeldung vom 6. Juni: Cherson/Kiew - In der Ukraine wurde am frühen Dienstagmorgen offenbar der strategisch wichtige Staudamm Kachowka am Fluss Dnipro nahe der Front in der südukrainischen Region Cherson gesprengt.  Das ukrainische Einsatzkommando Süd teilte am Dienstagmorgen mit, die russischen Besatzer hätten den Damm in der Stadt Nowa Kachowka gesprengt. Moskau warf Kiew hingegen vor, für die schwere Beschädigung selbst verantwortlich zu sein. Der Staudamm befindet sich im russisch besetzten Teil des Landes.

Selenskyj ruft wegen Kachowka-Sprengung zu Notfallsitzung

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj rief nach dem Vorfall am Dienstagmorgen eine Notfall-Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein. Das teilte der Sekretär des Rats, Olexij Danilow, am Dienstagmorgen auf Twitter mit. Ukrainische Medien zeigten unterdessen das Ausmaß der Zerstörung. Auf Twitter teilte das Onlinemedium The Kyiev Independent ein Video der Lage vor Ort. Die Szenen zeigen den zerstörten Damm. Wassermassen schieben sich vom Kachowka-Stausee durch offenen Stellen Richtung Westen, wo der Fluss enger zuläuft. Welches Ausmaß an Überschwemmungen zu erwarten ist, müsse aktuell noch geklärt werden.

Sprengung des Kachowka-Staudamms bei Cherson: Das sind die Folgen für die Ukraine

Die schwere Beschädigung des Kachowka-Staudammes könnte schwere Folgen haben. Der Militärgouverneur des Gebiets, Olexander Prokudin, warnte, dass der Wasserstand innerhalb von fünf Stunden eine kritische Höhe erreichen könnte. Auf der linken Seite des Flusses sei deshalb mit Evakuierungen von Anwohnern begonnen worden. Dort liegt auch die von den Ukrainern befreite Stadt Cherson. Der Vorfall verlagert den Ukraine-Krieg damit erneut weg von der Front und in zivile Gegenden - denn die Menschen des Landes sind am Ende die Leidtragenden der Explosion. Beschädigungen könnten allgemeine Konsequenzen für die Wasserversorgung in der Ukraine haben, konkret auch für die Kühlwasserversorgung des AKW Saporischschja.

Auf der südlichen - russisch besetzten - Seite des Flusses habe es bislang keine Evakuierungen gegeben. Laut staatlichen russischen Nachrichtenagenturen sagte der von Moskau eingesetzte Bürgermeister in Nowa Kachowka: „Das Wasser ist gestiegen“. Bislang sei es aber nicht notwendig, Zivilisten zu evakuieren. Beide Angaben konnten bislang nicht unabhängig geprüft werden.

Kachowka-Staudamm nach Sprengung schwer beschädigt - Lage eskalierte bereits im Oktober

Es ist nicht das erste Mal, dass der Kachowka-Staudamm bei Cherson in den Fokus des Ukraine-Kriegs rückt. Bereits im vergangenen Oktober warfen sich Russland und die Ukraine gegenseitig vor, eine Sprengung des Dammes zu planen. Moskau hatte damals laut eigenen Angaben bereits eine Evakuierung der damals besetzten Stadt begonnen und sich darauf vorbereitet, dass große Siedlungsgebiete überflutet werden könnten.

Kiew hatte währenddessen vor falschen Anschuldigen gewarnt und den Verdacht geäußert, dass Moskau die Sprengung selbst durchführen und die Ukraine durch die Schuldzuweisung diskreditieren wolle. Selenskyj soll laut eigenen Angaben damals Informationen gehabt haben, dass das russische Militär bereits Minen verlegt hatte. (mit Agenturen)

Rubriklistenbild: © IMAGO/Alexei Konovalov

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