Kachowka-Staudamm gesprengt: Scholz sieht „neue Dimension ...

Der Kachowka-Staudamm bei Cherson in der Südukraine ist nach Angaben des ukrainischen Militärs am frühen Dienstagmorgen von russischen Streitkräften gesprengt worden. Nach der Beschädigung des Staudamms in dem russisch kontrollierten Teil der ukrainischen Region Cherson strömt demnach Wasser unkontrolliert aus dem Stausee. Mehrere Ortschaften, darunter auch ein Teil der Großstadt Cherson, flussabwärts des Dnipro sind von Überschwemmungen bedroht. Die Gebietsverwaltung von Cherson hat eine Notfallevakuierung angekündigt. Der Höhepunkt der Flut werde gegen Mittag erwartet.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat die Beschädigung des Kachowka-Staudamms als „neue Dimension“ im Ukrainekrieg bezeichnet. Man werde die Ukraine so lange unterstützen, wie dies nötig sei, sagte Scholz beim WDR-Europaforum. Das Kalkül von Russlands Präsident Wladimir Putin werde nicht aufgehen. 

Mehr als 700 Menschen seien vom Westufer bereits in Sicherheit gebracht worden, teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Dienstagvormittag mit. „Wir helfen den Bürgern im befreiten rechtsufrigen Teil der Region Cherson“, sagte er. Man sorge sich auch um die Menschen auf der anderen Seite des Flusses, in den von Russland besetzten Gebieten. Insgesamt geht es um etwa 16.000 Menschen am Westufer und 22.000 Menschen am Ostufer des Dnipro, die von den Überschwemmungen betroffen sind.

Aus dem russisch besetzten Gebieten heißt es, erste Siedlungen seien schon überflutet worden. In sozialen Netzwerken wurden Aufnahmen von Überschwemmung in Nowa Kachowka geteilt. Die von Moskau eingesetzten Verwaltung im Gebiet Cherson hat nach eigenen Angaben die Bewohner der Küstengemeinden gewarnt, sich auf eine Evakuierung vorzubereiten, falls sich die Lage verschlechtern sollte. 

Wasserstand steigt

Laut russischen Behördenangaben sind 22.000 Menschen von Überschwemmungen bedroht. Das meldet die staatliche russische Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf die von Russland installierte Verwaltung in den besetzten Teilen der ukrainischen Region Cherson. Die Menschen lebten in 14 Ortschaften im Süden der Region Cherson.

Das Ausmaß der Zerstörung, die Geschwindigkeit und das Volumen des Wassers sowie die wahrscheinlichen Überschwemmungsgebiete werden derzeit geklärt“, erklärte das Militär auf seiner offiziellen Facebook-Seite. Der Kachowka-Staudamm ist laut der russischen Nachrichtenagentur Tass auf der Hälfte seiner Länge zerstört. Das Bauwerk stürze weiter ein, meldet die staatliche Agentur unter Berufung auf Rettungsdienste. Das strömende Wasser sei nicht kontrollierbar, berichtet die Agentur unter Berufung auf die von Russland eingesetzte Verwaltung in Nowa Kachowka.

Der Wasserstand rund um den zerstörten Kachowka-Staudamm ist der russischen Nachrichtenagentur RIA zufolge bereits um fünf Meter gestiegen. Mehrere flussabwärts gelegene Inseln seien inzwischen völlig überflutet, meldet RIA unter Berufung auf örtliche Behörden. Der Wasserstand in Nowa Kachowka könnte örtlichen Behörden zufolge insgesamt um bis zu zwölf Meter steigen. Das schätzt der von der russischen Besatzungsmacht installierte Bürgermeister von Nowa Kachowka, Wladimir Leontjew, in einer auf Telegram verbreiteten Erklärung.

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