Rafael Nadal: Der nächste Abschied in Schritten

Nach der Niederlage in Barcelona: War es das für Rafael Nadal?

Beim Comeback-Versuch läuft dem Spanier langsam die Zeit davon. In Barcelona stoppt ihn Alex de Minaur bereits in der zweiten Runde.

Rafael Nadal - Figure 1
Foto Neue Zürcher Zeitung - NZZ

Rafael Nadals Comeback in Barcelona endete im zweiten Match gegen Alex de Minaur.

Albert Gea / Reuters

Es waren Bilder, wie man sie in der Schweiz zur Genüge kennt. Sie erinnerten unweigerlich an die Spätphase der Karriere von Roger Federer, als man sich nach jeder weiteren Niederlage des Baselbieters, nach jedem neuen Dämpfer, den er hatte hinnehmen müssen, fragte: War es das nun? Sehen wir ihn noch einmal auf einem Tennisplatz?

Nun steht auch Rafael Nadal in seiner Karriere an diesem Punkt. Das Comeback des bald 38-jährigen Spaniers in Barcelona endete bereits im zweiten Turnierspiel. Nach einem problemlosen Auftaktsieg am Dienstag gegen den überforderten Italiener Flavio Cobolli (ATP 62) war Nadal in der zweite Runde gegen den Australier Alex de Minaur (11) fast ebenso chancenlos, wie es Cobolli tags zuvor gegen ihn gewesen war. Nadal verlor den Match in 1 Stunde und 52 Minuten 5:7, 1:6 und kehrt nun voller Fragezeichen ins nur wenige hundert Kilometer entfernte Manacor auf Mallorca zurück.

Auf Sand lange beinahe unbesiegbar

Das ATP-500-Turnier in Barcelona war einst eine der Domänen des Ausnahmekönners. Bis am Mittwoch hat er 67 von 71 Partien in Barcelona für sich entschieden und zwölfmal den Titel gewonnen. Das letzte Mal scheiterte er in Barcelona vor 21 Jahren bereits in der zweiten Runde. 2003 hatte er gegen seinen Landsmann Alex Corretja verloren. Nadal war damals noch keine 17 Jahre alt und im Ranking die Nummer 96. Wenig hatte damals darauf hingedeutet, dass er bald einer der herausragenden Spieler und auf Sand nahezu unbezwingbar sein würde.

Alex de Minaur dominierte den Match gegen Rafael Nadal beinahe nach Belieben.

Quelle: Youtube

Nadal hat 59 seiner 92 Turniersiege auf dieser Unterlage geholt. Er gewann 92,7 Prozent all seiner Spiele auf Sand. Zwischen April 2005 und Mai 2007 blieb er darauf während 81 Partien in Folge ungeschlagen, ehe Federer im Final des Turniers von Hamburg diese bemerkenswerte Serie beendete. 13 seiner 22 Major-Titel holte Nadal in Roland-Garros, den letzten 2022 im Final gegen den Dänen Casper Ruud.

Noch einmal in Paris zu gewinnen, das ist eines der letzten grossen Ziele in seiner Karriere. Anfang Jahr hatte Nadal angekündigt, dass 2024 wohl sein letztes Jahr auf der Tour sein werde. Doch wer ihn beim Comeback in Barcelona gesehen hat, der fragt sich unweigerlich, ob er überhaupt noch einmal antreten wird an jenem Turnier, das seine Laufbahn mehr als jedes andere geprägt hat. Nadal gilt als eigentlicher Entfesslungskünstler auf der Tour. Immer wieder schien seine Karriere festgefahren und vor dem Ende zu stehen. Immer wieder hat er sich dem Alterungsprozess widersetzt, den Zerschleisserscheinungen, die seinen Körper zeichnen. Und immer wieder ist er auf wundersame Weise stärker zurückgekehrt.

Doch nun stehen die Fragezeichen gross und übersehbar wie ein Elefant im Raum. Seit dem Australian Open 2023 kämpfte er mit einer hartnäckigen Hüftverletzung. Sein Comeback Anfang Jahr in Brisbane endete nach zwei Siegen in der dritten Partie gegen den Australier Jordan Thompson mit einer neuen Verletzung. Im Frühjahr schob Nadal seine Rückkehr auf die Tour immer weiter hinaus, ehe er sich für Barcelona fit genug fühlte. Nach seinem Sieg gegen Cobolli sagte er, es sei für ihn ein Geschenk, noch einmal in Barcelona antreten zu können. «Der Verzicht auf Monte Carlo hat mich enorm geschmerzt.»

Reicht die Zeit bis zum French Open?

Mit geschulterter Tasche und gesenktem Kopf verliess er am frühen Mittwochabend den Court in Barcelona, der seit 2017 seinen Namen trägt (Pista Rafael Nadal). Das Publikum begleitete seinen Abgang mit einer stehenden Ovation, die allerdings eher einer Andacht glich. Das Platz-Interview von Alex de Minaur ging im hektischen Geschrei des Moderators beinahe unter. Es schien, als wollte dieser die keimenden Emotionen mit seinem Wortschwall vom Platz drücken.

Nadal bemühte sich an der Medienkonferenz nach dem Match um Positives: «Ich fühle mich heute viel wohler und auch glücklicher als noch vor einer Woche oder vor einem halben Jahr. Es ist mir gelungen, zwei Partien innerhalb von kurzer Zeit zu bestreiten. Mein Körper erlaubt mir, weiter zu trainieren, wie ich das nun brauche.» Er hoffe, in ein paar Wochen wieder konkurrenzfähig zu sein und in Roland-Garros anzutreten.

Der Spanier plant seinen nächsten Einsatz momentan bereits in zwei Wochen am ATP-1000-Turnier von Madrid. Dann folgt Ende Mai als Höhepunkt der Sandplatzsaison Roland-Garros, das zweite Major-Turnier der Tennissaison. Kurz darauf wird die Anlage im Bois de Boulogne auch Schauplatz des olympischen Tennisturniers sein. An diesen zwei Eckpfeilern der Saison möchte Rafael Nadal noch einmal teilnehmen. Wie vor zwei Jahren jene von Roger Federer, neigt sich auch seine Karriere unaufhaltsam dem Ende entgegen. Doch noch ist Nadal nicht bereit, den Tennisschläger endgültig beiseitezulegen.

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