Kommentar: Nagelsmann und sein Team auf richtigem Kurs

29 Tage vor

Deutschland kommt beim vorletzten Test vor EM-Start nicht über ein 0:0 gegen die Ukraine hinaus. DFB-Debütant Maximilian Beier sowie ein später Patzer von Manuel Neuer stechen dabei ins Auge. Ein Kommentar von kicker-Chefreporter Oliver Hartmann.

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Foto kicker

Ist mit seinem Kurs auf dem richtigen Weg - und das kurz vor EM-Start: Bundestrainer Julian Nagelsmann. IMAGO/Eibner

Dass im ersten Testspiel einer Turnier-Vorbereitung das Ergebnis nicht stimmt und noch längst nicht alles nach Plan läuft, ist bei der Nationalmannschaft beileibe keine Seltenheit - sondern inzwischen schon Tradition.

Vor der EM 2021 hatte man sich in Innsbruck gegen Dänemark mit einem glanzlosen 1:1 zufrieden geben müssen, vor der desaströsen Russland-WM 2018 hatte man in Klagenfurt gegen Österreich mit 1:2 verloren - und vor der EM 2016 hatte es in Augsburg eine 1:3-Pleite gegen die Slowakei gesetzt. Selbst 2014 waren die späteren Rio-Weltmeister in Mönchengladbach gegen Kamerun über ein 2:2 nicht hinausgekommen.

Wird Neuer zum Problem für Nagelsmann?

Was anfangen mit diesem 0:0 gegen die Ukraine? kicker-Chefreporter Oliver Hartmann erklärt, welche Schlüsse der Bundestrainer aus dem Testspiel ziehen kann, wer die Gewinner der Partie waren - und wie der späte Lapsus von Manuel Neuer zu bewerten ist. Außerdem: Was die Verpflichtung von Kylian Mbappé für Real Madrid bedeutet.

Nagelsmann - Figure 2
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04.06.24 - 14:46 Uhr 16:17 Minuten

Insofern ist dieses schwungvolle 0:0 gegen die EM-Teilnehmer aus der Ukraine beileibe kein Negativ-Ausreißer, der Bundestrainer Julian Nagelsmann knapp zwei Wochen vor dem EM-Auftaktspiel gegen Schottland (Freitag, 14. Juni, 21 Uhr, LIVE! bei kicker) in Alarmstimmung versetzen müsste. Zwar blieb der von Joshua Kimmich im Vorfeld geforderte Sieg aus, mit dem nach den März-Erfolgen gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) die EM-Vorfreude im Gastgeberland weiter entfacht und die Überzeugung in den eigenen Reihen gefestigt werden sollte.

Chancenverwertung muss viel besser werden
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Die gezeigte Leistung darf Nagelsmann trotzdem als Beleg werten, mit seinem Kurs auf dem richtigen Weg zu sein. Was Intensität, Bereitschaft, Spielfreude und Tempo betrifft, entsprach die Leistung über weite Strecken dem, was der Bundestrainer zuletzt eingefordert hatte und bei der EM sehen will. Von Vornherein klar war, dass das Anrennen gegen die tief stehenden Ukrainer für die deutsche Elf eine ganz andere Aufgabenstellung war als die offenen Partien gegen Frankreich und die Niederlande.

Aber genau das erwartet den EM-Gastgeber in seinen Gruppenspielen gegen Schottland, Ungarn und die Schweiz.

Die DFB-Auswahl bestand in Nürnberg diese Prüfung, weil sie die Partie dominierte und sich eine Fülle von Chancen erspielte. Allein die Chancenverwertung blieb als großes Manko. Ob Ilkay Gündogan, Kai Havertz, Jamal Musiala, Chris Führich, Deniz Undav oder auch der enorm agile Joker Maximilian Beier - sie alle hatten vielversprechende Möglichkeiten, die überfällige Führung zu erzielen.

Musiala präsentiert sich in EM-Form

Länderspiel-Debütant Beier ist der wohl größte Gewinner dieser Partie in Nürnberg, der Hoffenheimer darf sich nach diesem Auftritt gute Chancen ausrechnen, in den endgültigen Kader übernommen zu werden. Zu den positiven Erscheinungen zählte außerdem der spielfreudige Jamal Musiala, der seine Kniereizung ganz offensichtlich auskuriert hat.

Dagegen wurde Manuel Neuers bis dato grundsolides Comeback nach eineinhalb Jahren durch einen schweren Fauxpax kurz vor Schluss getrübt, als er nicht resolut geklärt, sondern den Ball direkt auf Andrey Yarmolenko gechippt hatte. Dass der Ukrainer den Ball nicht angenommen und ins verwaiste Tor geschossen, sondern auf den im Abseits stehenden Artem Dovbyk geköpft hatte, änderte nichts an der Tatsache, dass Neuer mit diesem Patzer die Zweifel nährte, die nach seinen Fehlern zum Saisonfinale der Bayern aufgekommen sind.

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Oliver Hartmann

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