Reaktionen nach Geständnis: CDU-Vize Karin Prien bittet im Fall ...

29 Nov 2023

Gil Ofarim: Geständnis vor Gericht

Foto: Hendrik Schmidt / dpa

Als Gil Ofarim im Oktober 2021 ein Video veröffentlichte, in dem er einem Hotelangestellten Antisemitismus vorwarf, sprangen ihm zahlreiche Menschen zur Seite. Inzwischen ist klar: Der Musiker hat gelogen. Nun, nach seinem Geständnis, haben sich erneut einige von ihnen zu Wort gemeldet.

Gil Ofarim - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Karin Prien, die die Entlassung des Hotelmitarbeiters gefordert hatte, sagte dem »Stern« : »Das Geständnis von Gil Ofarim habe ich erschüttert zur Kenntnis genommen.« Und weiter: »Es tut mir leid, dass ich seiner Lüge so einfach geglaubt habe und ich kann den betroffenen Mitarbeiter und sein Hotel nur aufrichtig um Entschuldigung bitten.« Der Vorwurf des Antisemitismus und des Rassismus sei zu Recht mit gesellschaftlicher Missachtung verbunden. »Bei jedem neuen Opfer besteht nun die Gefahr, dass Täter und Gesellschaft auf ihn und seine Lüge verweisen.«

Auch Sachsens Sozialministerin Petra Köpping (SPD) räumte ein, sich geirrt zu haben, wie unter anderem der MDR  berichtet: »Er hat der Sache einen Bärendienst erwiesen. Es ist sehr vermessen, bei diesem Thema so zu handeln, bei dem es in Deutschland eine besondere Sensibilität gibt. Ich hätte das nicht vermutet, und es tut mir sehr leid.«

Der jüdische Pianist Igor Levit meldete sich bei X, ehemals Twitter, zu Wort: »Meine voreilige Vorverurteilung des Mitarbeiters des Westin Leipzig tut mir von Herzen leid«, schrieb der 36-Jährige. Zu Ofarim äußerte er sich nicht direkt.

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Schauspielerin Susan Sideropoulos sagte der »Bild« -Zeitung: »Für meine Realität ist es so weit weg, dass jemand in so einem Fall die Unwahrheit sagen könnte, daher bereue ich es auch nicht, dass ich am Anfang dem augenscheinlichen Opfer geglaubt habe«, sagte die 43-Jährige. Es sei »unglaublich traurig und beschämend«, dass es Menschen gebe, die Missstände wie Antisemitismus ausnutzten, um sich einen Vorteil zu verschaffen.

Komiker Oliver Pocher behauptete hingegen in einem Instagram-Video, von Anfang an Zweifel gehabt zu haben. Ofarims Verhalten sei an »Dreistigkeit nicht zu überbieten«. Das sei schade, »gerade heutzutage, wo Antisemitismus so ein Riesenproblem ist«.

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Der Zentralrat der Juden hatte das Verhalten des Sängers kurz nach dem Geständnis verurteilt. Ofarim habe »all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt«. Ein derartiger Vorwurf dürfe niemals grundlos erhoben werden. »Er muss in jeder Hinsicht die Konsequenzen für seine Lüge tragen.«

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Der betroffene Hotelmanager ist nach Angaben seines Anwalts froh, dass »die Wahrheit ans Licht gebracht werden konnte«. Details zu der Höhe des Schadensersatzes nannte Rechtsanwalt Daniel Bäumgärtner nicht: »Wir sind so weit mit dem Abschluss zufrieden, und dabei bleibt es auch«, sagte er. »Was Besseres hätte uns nicht passieren können.«

Ofarim hatte am Dienstag in einem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung am Landgericht Leipzig überraschend eingeräumt, dass die Vorwürfe der Anklage gegen ihn zuträfen. Er entschuldigte sich bei dem Hotelmanager, dem er in einem viralen Video Antisemitismus vorgeworfen hatte. Der Musiker muss 10.000 Euro unter anderem an die israelitische Religionsgemeinde zu Leipzig zahlen, das Verfahren wurde eingestellt.

Die Gemeinde hat nach eigenen Angaben lange diskutiert, ob sie den vom Gericht zugewiesenen Geldbetrag überhaupt annehmen soll. »Das Verhalten von Gil Ofarim war überhaupt nicht koscher. Daher ist das Geld negativ belastet«, sagte der Vorsitzende der israelitischen Religionsgemeinde zu Leipzig, Küf Kaufmann, der Nachrichtenagentur dpa.

Man habe sich schließlich doch dafür entschieden, das Geld anzunehmen. »Wir werden es für die Vertiefung und Verbreitung der interreligiösen Arbeit verwenden.«

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