Im Fokus noch stärker: Warum Florian Wirtz so auftrumpft

30 Okt 2023

Lange Zeit spielte Florian Wirtz "nur" eine gute Saison. Doch in den jüngsten drei Partien trumpfte der Leverkusener Ausnahmekönner noch viel stärker auf. Dafür, dass der 20-Jährige jetzt so zaubert, gibt es Gründe.

Florian Wirtz - Figure 1
Foto kicker

Traumsolo vor dem 1:0, auch beim zweiten Leverkusener Treffer gegen Freiburg hatte er seine Finger im Spiel: Florian Wirtz (li.). IMAGO/Moritz Müller

Er hat es schon wieder getan. Keine drei Tage nachdem Florian Wirtz die komplette Bay-Arena mit seiner Spielkunst beim 5:1-Sieg gegen Qarabag Agdam in seinen Bann gezogen hatte, lieferte der 20-Jährge beim 2:1-Sieg gegen Freiburg sein nächstes Meisterstück höchster Fußballkunst ab.

Wer der Faszination des Ausnahmekönners bislang widerstehen konnte, dürfte sich spätestens in der 36. Minute des Freiburg-Spiels in die Künste des Technikers schockverliebt haben. So wie es SC-Trainer Christian Streich erwischte, der aus dem Schwärmen ("Wirtz kannst du nicht verteidigen") gar nicht mehr herauskam.

Wirtzs Traumtor nach einem unnachahmlichen Solo, "war der Dosenöffner" gewesen, urteilte Bayer-Kapitän und Torhüter Lukas Hradecky, "das war Weltklasse". Eine Vorführung, die der finnische Nationalspieler selbst schon über sich ergehen lassen musste und folglich nicht so überrascht war: "Das macht er auch manchmal mit mir im Training", erklärte der 33-Jährige mit einem Lächeln, "ich kenne das schon …"

Letzter Schritt zurück zu alter Stärke

Doch selbst ein Mann wie Xabi Alonso, der in seiner Karriere mehr oder weniger alles erlebt hat, war von der Anmut des Treffers angetan: "Um ehrlich zu sein, habe ich so ein Tor nicht so oft gesehen", stellte der Leverkusener Trainer mit fast verklärtem Blick fest, "Sané, Musiala, Flo - es gibt nicht so viele Spieler in der Bundesliga, die solche Aktionen machen können. Er wird sich an dieses Tor noch in vielen Jahren erinnern."

Spielbericht

Es war aber nicht nur dieses fußballerische Kunstwerk, das die Beobachter in Freude versetzte. So schwärmte zwar auch Simon Rolfes von dem zauberhaften Moment ("Ein phantastisches Tor"), hob aber einen bedeutenden Entwicklungsschritt dafür hervor. "Das ist die Qualität, die er hat. Und was mir gefällt - das war schon gegen Qarabag so -, dass er diesen Zug zum Tor auch wieder mehr entwickelt in diesen Situationen. Das hat er super gemacht: In dem Moment, in dem er eine kleine Lücke freihatte, hat er durchgezogen."

Leverkusens Geschäftsführer ordnete dies als den letzten Schritt von Wirtz zurück zu alter Stärke nach dessen Kreuzbandriss ein: "Er hat diese Aggressivität, in die Zweikämpfe zu gehen. Dafür hat er nach der Verletzung ein bisschen gebraucht, um in den Duellen stabil zu sein. Da macht er gerade einen Riesenschritt."

Mentale Stärke und das Selbstvertrauen in die eigene Qualität - das hatte er schon immer.

Wirtz ist körperlich wie mental wieder extrem robust. Dass ihm vor seinem Traumsolo zwei, drei Aktionen misslangen, berührte ihn offenbar gar nicht. "Ich kenne ihn schon lange, aber das hat ihn noch nie interessiert, da macht er einfach weiter", schwärmt Rolfes und lobt: "Mentale Stärke und das Selbstvertrauen in die eigene Qualität - das hatte er schon immer."

Für Bayer war dieser magische Moment beim 2:1-Sieg essentiell. "Flo hat das wunderbar gemacht", analysierte Rolfes, "die Räume waren ja extrem eng. Da brauchst du solche Momente, solche Klasse, um das Spiel für dich zu öffnen."

In den jüngsten drei Parten hat sich Wirtz wieder extrem stark in den Fokus gespielt, lenkte als Joker das Spiel beim 2:1-Sieg in Wolfsburg in die richtige Richtung, demontierte danach mit einem Tor und drei Vorlagen Qarabag und knackte nun den Freiburger Beton.

Neue Schlüsselrolle im Nationalteam, altes Lob

Als Grund für das extreme Hoch sieht Rolfes zwar auch den gestiegenen Stellenwert von Wirtz im Nationalteam, in dem der neue Bundestrainer Julian Nagelsmann zuvor bei der USA-Reise dem Leverkusener eine Schlüsselrolle zugeteilt hatte. Doch den Knackpunkt wähnt der Manager woanders.

"Er ist in Wolfsburg reingekommen und hat das Spiel für uns entschieden. Diese Aufmerksamkeit hat ihm auch gutgetan, weil am Anfang der Saison auch die guten Spiele von ihm als gegeben hingenommen werden und alles auf die Neuzugänge geschaut hat", erklärte der Ex-Profi.

Wirtz wird also dadurch noch besser, dass er wieder stärker in den medialen Fokus gerückt ist, wie der Geschäftsführer betont: "Das Lob hat ihm gutgetan. Und dass er die Aufmerksamkeit bekommen hat für seine hervorragenden Leistungen. Hier genießt er hohe Wertschätzung von allen. Es freut mich, dass er da einen riesigen Sprung gemacht hat." Nach den Hymen vom Sonntag darf man auf die nächsten Auftritte des Topstars jetzt noch gespannter sein.

Stephan von Nocks

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