1:1 im Abstiegsduell Durch Remis in Mainz rückt der Abstieg des FC immer näher

Mainz/Bonn · Der 1. FC Köln hat zwar ein verdientes 1:1 in Mainz erkämpft. Das Remis beim direkten Konkurrenten im Abstiegskampf dürfte allerdings zu wenig sein, um die Klasse zu halten.

Ein intensives Duell boten Mainz 05 und der 1. FC Köln um Jeff Chabot (rechts).

Foto: dpa/Torsten Silz

Der Worte sind genug gewechselt, diese Einschätzung hatte Timo Schultz jüngst übermittelt. Taten sollten die Spieler des 1. FC Köln im eminent wichtigen Spiel beim FSV Mainz 05 sprechen lassen. „Wir können vorher sehr viel reden und Sachen an die Hand geben, aber das zählt nicht“, befand der Kölner Trainer am Freitag, um dann auf eine lieb gewonnene Fußballweisheit von Alfred Preißler zurückzugreifen. Zwar wählte er nicht die exakt gleichen Worte wie der Ex-Dortmunder einst, doch auch für ihn zählt: „Sonntag, 17.30 Uhr, ist entscheidend – auf dem Platz.“

Und vorentscheidend war dann auch das Resultat, das Köln in Mainz holte. Nur ein Sieg hätte die Chance auf den Klassenerhalt wohl erhalten. Durch das 1:1 (0:1) jedoch ist der Abgrund zur zweiten Liga ganz nah nach einer Partie, in der die Kölner trotz einer klaren Leistungssteigerung und großem Kampf erneut ihre Harmlosigkeit offenbarten. Mainz dagegen bleibt mit weiterhin fünf Punkten Vorsprung auf Köln auf dem Relegationsplatz. Der VfL Bochum auf dem ersten Nichtabstiegsplatz hat durch den Sieg gegen Hoffenheim bereits sieben Punkte Vorsprung. Er sei stolz auf sein Team, sagte Schultz, „wir haben eine Wahnsinnsmoral gezeigt“. Vor allem nach der Pause hatte er seine Elf „absolut spielbestimmend gesehen. Wir hatten vier, fünf Riesenchancen“, sagte er und versicherte trotz nur noch drei ausstehenden Spielen: „Die Mannschaft glaubt an den Klassenerhalt.“

FC mit klarer Leistungssteigerung nach dem Wechsel

Der Trainer hatte nach dem blama­blen Auftritt gegen Darmstadt (0:2) Änderungen in der Startformation angekündigt – und hielt Wort. So rückten für Kapitän Florian Kainz, Sargis Adamyan und Jacob Christensen Benno Schmitz, Denis Huseinbasic sowie Angreifer Steffen Tigges ins Team. Jan Thielmann spielte wieder auf der vorgezogenen Position auf der rechten Seite vor Schmitz.

Es entwickelte sich ein enorm zweikampfintensives Spiel. Und Köln mischte zunächst munter mit. So fasste sich Huseinbasic aus 30 Metern ein Herz, doch Robin Zentner im Mainzer Tor ließ sich nicht überraschen (12.). Über gewonnene Zweikämpfe und eine hohe Bereitschaft, den Kampf anzunehmen, versuchte die Schultz-Elf, sich in die gefährlichen Räume vorzuarbeiten. Auch in Flanken aus dem Halbfeld erkannten sie das geeignete Mittel zum Zweck. Doch den Mainzern war das Selbstvertrauen aus zuletzt fünf Partien ohne Niederlage anzumerken. Sie verschoben das Spiel nun verstärkt in die Kölner Hälfte. So war Marvin Schwäbe – anstelle von Kainz Kapitän – gefordert, der einen Schuss von Sepp van den Berg aus kurzer Distanz nach einer Ecke entschärfte (20.).

Waldschmidt verschießt Elfmeter

Köln hatte nun Mühe, einen fachgerechten Spielaufbau zu initiieren. Es stand ja einiges auf dem Spiel, abzulesen war das an einem Gerangel zwischen Alidou und Anthony Caci nach einem Foul des Mainzers. Die Wucht bei Mainzer Kontern war auch den Kölnern bewusst, doch konnten sie sich nicht vollends dagegenstemmen. Einen überfallartigen Angriff nach einem eigenen schwachen Freistoß von Luca Waldschmidt schloss Karim Onisiwo mit einem Schuss ab, den Schwäbe nur nach vorn in die Mitte abwehren konnte. Leandro Barreiro staubte trocken ab (29.), obwohl die Kölner in diesem Moment in großer Überzahl agierten.

Und Mainz – mit der Führung im Rücken – marschierte weiter auf die bekannte Art. Nach einem erneuten Konter tauchte Jonathan Burkardt frei vor Schwäbe auf, schoss den Ball jedoch über die Latte (33.). Die Probleme der Kölner nahmen zu, den Ball einmal länger in den eigenen Reihen zu halten. Viel mehr als einige Flanken standen nicht auf der Habenseite. Bis Tigges in der Nachspielzeit der ersten Hälfte den Ball nach einem Konter über das Tor zischen ließ. Mainz dagegen entwickelte in der Offensive mehr Kraft und Willen, um gefährlich vor das Tor zu kommen. Die Führung zur Pause war verdient, da auch ihr größeres Selbstbewusstsein, an dem der neue Trainer Bo Henriksen einen großen Anteil hat, deutlich durchschien.

Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag. Nach einem überflüssigen Foul Cacis an Alidou, der im Begriff war, den Strafraum zu verlassen, entschied Schiedsrichter Benjamin Brand zu Recht auf Elfmeter. Waldschmidt jedoch schoss den Ball mit links flach am rechten Pfosten vorbei (48.). Die große Chance zum Ausgleich, zu neuer Hoffnung – vertan. Das Risiko, das war allen Kölnern bewusst, musste nun erhöht werden. Der Druck, der seit Wochen auf der Mannschaft lastete, erhöhte sich noch einmal – nur selten fand das Schultz-Team einen positiven Umgang damit. Der Trainer versuchte, der Mannschaft noch mal einen Schub zu geben, brachte für die Offensive Mark Uth, Linton Maina sowie Damion Downs. Es sollte sich lohnen. Dann hatte der FC Pech, als Brand den bereits verwarnten Caci nach einem weiteren klaren Foul nicht mit der Gelb-Roten Karte des Feldes verwies.

Uth: Wir leben noch

Der Druck der Gäste nahm zu. Doch erst als Schmitz aus spitzem Winkel abschloss, musste Zentner wieder mal eingreifen (73.). Mainz ließ sich tief in die eigene Hälfte fallen, schloss die gefährlichen Räume und wartete auf den entscheidenden Konter. Als alles verloren schien, stemmte sich Köln vehement gegen den Absturz, hielt das Tempo hoch, doch weder Alidou noch der eingewechselte Kainz (77., 78.) konnten auf Zählbares blicken. Die Zeit rann dem FC durch die Finger, allein die Aussicht auf ein weiteres Last-Minute-Wunder wie gegen Bochum hielt die Hoffnung hoch. Uth vergab fünf Minuten vor Schluss die klarste Chance aus sehr kurzer Distanz. Hoffnung keimte noch einmal auf, als Kainz in der fünften Minute der Nachspielzeit einen weiteren berechtigten Elfmeter, den Zentner mit einem Foul an Adamyan verschuldete, im Tor unterbrachte. Der folgende Sturmlauf der um ihre Erstliga-Existenz kämpfenden Kölner, die die letzten Minuten nach einer Roten Karte für Philipp Mwene nach überhartem Foul an Uth (90.+9) in Überzahl spielten, blieb jedoch trotz großer Chancen ohne Ertrag. „Wir leben, wir sind noch da. Abgestiegen sind wir noch lange nicht“, sagte Mark Uth bei Dazn und kündigte für den Saisonrest an: „Wir wissen, dass wir alle drei Spiele gewinnen müssen. Genauso gehen wir es an.“