GameStop-Aktie: Wiederholt sich die Geschichte von 2021?

14 Mai 2024
GameStop-Aktie
GameStop-Aktie Das Comeback der Börsenmeute

Die GameStop-Aktie steigt wieder rasant, Millionen Kleinanleger kaufen das Papier. Und wieder ist es Finanzanalyst Keith Gill alias „Roaring Kitty“, der die Massen mobilisiert. Wiederholt sich die Geschichte von 2021?

Er ist wieder da. „Roaring Kitty“ ist zurück. Finanzanalyst Keith Gill hat wieder etwas auf X (ehemals Twitter) gepostet, nach fast drei Jahren Abstinenz. Ein Bild von einem Gamer, der sich mit einer Spielkonsole in der Hand auf seinem Stuhl nach vorne lehnt – als schaltete er in den Angriffsmodus.
Was nach einer Lappalie klingt, hat für kräftigen Wirbel gesorgt. Denn Gill alias „Roaring Kitty“ steckt hinter dem Hype um die Aktie des US-Spieleanbieters GameStop, der den Wert des Papiers Anfang 2021 zwischenzeitlich um das 24-Fache ansteigen ließ und sogar einige Hedgefonds ins Wanken brachte. Gill war der Antreiber. Mit seinen Posts sorgte er dafür, dass weltweit Millionen Kleinanleger ihr Geld in GameStop-Aktien investierten.
Kein Wunder, dass viele seiner über 980.000 Follower auf X sofort GameStop-Papiere kauften. Bei der auf Privatanleger spezialisierten Börse Tradegate, an der viele Neobroker ihre Kundenorders ausführen, war die Aktie am Dienstag das mit Abstand am meisten gehandelte Papier. Über 1,87 Millionen Aktien wurden bis zum frühen Dienstagnachmittag gehandelt, der Kurs lag rund 113 Prozent im Plus. An der New Yorker Wallstreet stieg der Kurs im vorbörslichen Handel auf bis zu 80 Dollar.
Tatsächlich scheint es, als ginge das GameStop-Rennen von vorne los. Denn „Roaring Kitty“ hat es nicht bei einem einzigen Bild auf X belassen. Nachdem sein letzter Post von Juni 2021 mehrere schlafende Katzen zeigte, postete Gill nun gleich eine Reihe von Clips. Darin zu sehen sind sorgfältig zusammengeschnittene Ausschnitte aus Filmen und Serien – darunter „Game of Thrones“, „Breaking Bad“, aber auch ältere Western wie „The Big Gundown“.

„Roaring Kitty“ bläst zum Angriff

Dabei präsentiert „Roaring Kitty“ seinen Followern vielsagende Botschaften wie „We are done, when I say we are done“ (Wir sind fertig, wenn ich es sage), „It´s not revenge he´s after“ (er will keine Rache) oder „It´s gonna be a busy few weeks brother“ (Das werden stressige Wochen, Bruder).
Keine Frage, „Roaring Kitty“ bläst zum erneuten Angriff und die Meute folgt ihm sogleich. Nicht nur bei Twitter, auch bei Reddit ist „Roaring Kittys“ Comeback wichtigstes Gesprächsthema. Auch dort war Gill schon vor drei Jahren aktiv gewesen, unter dem Namen „DeepFuckingValue“. Im Forum namens „wallstreetbets“ postete er regelmäßig eine Übersicht über seine GameStop-Positionen und heizte damit andere Nutzer an, ihm zu folgen und ebenfalls in die Zocker-Papiere zu investieren. Der letzte Post von „DeepFuckingValue“ ist über drei Jahre alt, sein Portfoliostand vom 16. April 2021. Hier hat er noch nicht nachgelegt. Aber im Forum der „wallstreetbets“ wird der jüngste GameStop-Kurssprung natürlich freudig diskutiert, genauso im deutschen Pendant dazu, den „mauerstrassenwetten“.
Allerdings gibt es mittlerweile eigene GameStop-Unterforen, vermutlich, um die „wallstreetbets“ nicht mit den ganzen „Too the moon“-Posts der GameStop-Anleger explodieren zu lassen. Diese tummeln sich jetzt bei „Superstonk“ und im Forum „Gamestopstock“.
Und offenbar hat die Masse nichts aus der Geschichte gelernt. „Hold the stock“ (Haltet die Aktie), schreibt Nutzer Due-Helicopter4420. „Do not let the Short Walkers win“ – lasst die Leerverkäufer nicht gewinnen. Allein am Montag haben Leerverkäufer fast eine Milliarde Dollar mit der GameStop-Aktie verloren.

Ziel: Wetten der Leerverkäufer ruinieren

Zur Erinnerung: Vor dem Hype 2021 war die Aktie teilweise um mehr als 100 Prozent leerverkauft. Shortseller beziehungsweise Leerverkäufer verkaufen Aktien, die ihnen gar nicht gehören. Sie leihen sich die Papiere nur. Anschließend spekulieren sie darauf, dass der Kurs sinkt und sie die Aktien zu einem günstigeren Kurs kaufen und zurückgeben können. Mit ihrem Sturm auf die GameStop-Aktie versuchten „Roaring Kitty“ und seine Anhänger damals, die Wetten der Leerverkäufer zu ruinieren und diese mittels eines sogenannten Short Squeezes aus der Aktie zu drängen. Damit waren sie erfolgreich. Der Hedgefonds Melvin Capital etwa verlor Milliarden Dollar mit seiner Wette auf fallende GameStop-Kurse und gab vor rund zwei Jahren sein Geschäft auf.
Auch für „Roaring Kitty“ hatte der Hype Folgen: Ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Expertise als Finanzanalyst genutzt, um andere Nutzer zum Kauf von Aktien anzustacheln. Auch von Marktmanipulation war die Rede. In einer Anhörung erklärte Gill dann, er möge eben nur die Aktie. Reddit-Nutzer vermuten nun, ihm könne eine Art Schweigeperiode auferlegt worden sein, die nun zu Ende geht.

Ob sich die Ereignisse von 2021 tatsächlich wiederholen werden, ist fraglich. Die Aktie ist weniger leerverkauft als damals, einige Anleger dürften aus ihren Verlusten gelernt haben. Trotzdem sind die Parallelen frappierend. Damals wie heute ist die Aktie teilweise bereits vom Handel ausgesetzt.
Keine Frage: Die Show geht weiter. GameStop-Fans bei Reddit und X dürften das Popcorn schon bereit gestellt haben.

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