Starker Auftritt: DFB-Team zeigt Fußball für Feinschmecker

24 Mär 2024

Perfekter Start für die Nationalmannschaft ins EM-Jahr. Beim Topfavoriten Frankreich gewinnt das umgebaute Team mit 2:0. Wirtz erzielt das schnellste DFB-Tor der Geschichte.23.03.2024 | 9:34 min

DFB - Figure 1
Foto ZDFheute

Lyon hat den Ruf, die gastronomische Hauptstadt Frankreichs zu sein, was dem Besucher in der Altstadt um die Kathedrale Saint-Jean in den verwinkelten Gassen gerne bestätigt wird. Nun stand der Abstecher in diese touristische Gegend in der schönen Stadt am Zusammenfluss von Rhône und Saône gar nicht auf dem Reiseprogramm der deutschen Fußball-Nationalspieler, die dennoch weit draußen in Décines-Charpieu ein Galamenü kredenzt haben.

Der verdiente 2:0-Auswärtserfolg beim Vizeweltmeister und Fifa-Weltranglistenzweiten Frankreich kann gar nicht hoch genug bewertet werden: Endlich hat die DFB-Auswahl nach der nächsten, zuvor nicht unumstrittenen personellen Häutung viel Lust auf die Heim-EM (14. Juni bis 14. Juli) gemacht. DFB-Sportdirektor Rudi Völler resümierte:

Das Beste, was wir die vergangenen Jahre gespielt haben.

Rudi Völler, DFB-Sportdirektor

Die DFB-Zutaten für eine EM-Euphorie stimmen

Die Euphorie für ein identitätsstiftendes Fußball-Event im Sommer in Anlehnung an die WM 2006 zu entfachen, dozierte Völler, "das kann gelingen". Weil endlich einmal die Zutaten stimmten: Die Mischung aus erfahrenen Leitfiguren und jungen Juwelen passte.

Bringt Struktur ins Team: Rückkehrer Toni Kroos

Quelle: imago

Mit Florian Wirtz erzielte der vielleicht hoffnungsvollste Kicker fürs nächste Jahrzehnt nach acht Sekunden das schnellste Tor der deutschen Länderspielgeschichte - und brachte das bei der französischen Nationalhymne kurz zuvor noch bebende Groupama Stadion zum Schweigen.

DFB - Figure 2
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"Ich glaube, es hat keiner wirklich realisiert und nicht direkt verstanden, was da los war", sagte das Leverkusener Ausnahmetalent im ZDF und gestand: "Wir waren alle sehr überrascht."

Allerdings handelte es sich beim Stimmungskiller um eine choreographierte Variante, die Standardtrainer Mads Buttgereit kredenzt hatte. Der Däne hätte ja auch vier Monate Zeit gehabt, scherzte Rückkehrer Toni Kroos, "um sich was auszudenken".

Rückkehrer Kroos ist sofort der Fixpunkt

Kroos sollte sich auf Anhieb zum Sternekoch aufschwingen, der den alten und neuen Fixpunkt dieser Nationalelf bildete. Bei 143 Ballkontakten brillierte der 34-Jährige mit einer Passquote von 95 Prozent und einer Zweikampfquote von 75 Prozent; nicht eingepreist in den Zahlen der Fakt, den Mitspielern stets das Gefühl zu geben, ihn auch unter Bedrängnis anspielen zu können.

"Er gibt den anderen Spielern so viel Sicherheit. Er war Taktgeber, hat unglaublich viel gearbeitet“, lobte Bundestrainer Julian Nagelsmann, der seine Nummer Acht "unfassbar" nannte.

DFB-Elf versprüht Spielfreude

Der Superstar von Real Madrid hatte mit seinem ersten Pass nach dem Anstoß die unsortierte Deckung der Franzosen ausgehebelt und Wirtz die Kugel brachial unter den Balken gejagt. Doch das Blitztor hätte nicht gereicht, wenn nicht die deutsche Grundhaltung eine andere gewesen wäre. Nagelsmann animierte mit seinem Leitsatz ("Wir kicken!") vor allem Wirtz und Jamal Musiala (selten nur Ilkay Gündogan) vorne zum Zauber.

DFB - Figure 3
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Wie ein Wirtz-Traumpass den in die Tiefe startenden Musiala fand, der den später mehrfach rettenden Torhüter Brice Sama ausdribbelte, um das 2:0 für Kai Havertz aufzulegen (49.), war Ausdruck einer auf diesem Niveau selten zu besichtigenden schwarz-rot-goldenen Spielfreude. 

Ein Umstand, der Nagelsmann am meisten gefiel, wie der 36-Jährige auf der Pressekonferenz kurz vor Mitternacht sagte.

Wir wollten Lebensfreude versprühen, das haben wir getan und einen sehr guten Mittelweg gefunden.

Bundestrainer Julian Nagelsmann

Kimmich stabilisiert die Defensive

Mit dem Ball Spaß und Leichtigkeit verströmen, gegen den Ball Kampf und Leidenschaft reinlegen. Hinten legten Jonathan Tah und Antonio Rüdiger eine Verteidigungsleistung ohne Fehl und Tadel hin, wobei vor allem Rechtsverteidiger Joshua Kimmich eine große Hilfe war. Wenn ihm ein Kylian Mbappé in der besten Phase der "Bleus" vor der Pause mal entwischte, blieb Keeper Marc-André ter Stegen in seinem schicken schwarz-rot-goldenen Torwartdress einfach stehen.

"Fassungslos" hätten ihn Äußerungen aus der Politik zum Ausrüsterwechsel gemacht, sagt DFB-Präsident Bernd Neuendorf. "Ohne Kenntnis von Fakten" sei kommentiert worden.23.03.2024 | 3:03 min

Mit Blickrichtung auf den nächsten Klassiker gegen die Niederlande in Frankfurt (Dienstag 20:45 Uhr), wo erstmals die pink-lilafarbene Trikotversion vorgeführt wird, möchte der Bundestrainer "losgelöst vom Ergebnis" wieder dieselbe Art und Weise des Auftretens erleben.

Fehler könnten gemacht werden, wenn wie in der zweiten Halbzeit gegen einen merkwürdig einfallslosen Gastgeber "das Gegenpressing gut ist", sagte Nagelsmann, der vor der Abreise aus Lyon forderte:

Wir haben mal den Blinker gesetzt Richtung Heim-EM - es wäre gut, wenn wir weiter Gas geben.

Bundetrainer Julian Nagelsmann

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