Vor Spiel gegen Deutschland: Stress bei den Niederlanden

Es könnte alles so entspannt sein. Die Niederlande haben vor dem Test gegen Deutschland Schottland hoch geschlagen - trotzdem macht der Bondscoach Stress.

Bequem war dieser Mann noch nie. Wenn es rein nach Sympathiepunkten ginge, wäre Ronald Koeman vermutlich dauerhaft arbeitslos. Zuletzt beim FC Barcelona kam es für viele im Verein einer Erlösung gleich, als die Amtszeit des irgendwie ständig Streit suchenden niederländischen Miesepeters nach nur gut einem Jahr schon wieder beendet war.

In Barcelona krachend gescheitert

In seinem Heimatland genießt Ronald Koeman allerdings den Ruf eines exzellenten Fachmanns und deshalb lag es irgendwie nahe, dass er nach seinem krachenden Scheitern bei Barca wieder das machte, was er davor auch gemacht hat: die niederländische Nationalmannschaft zu trainieren.

Sein Comeback als Bondscoach verlief zunächst grausam. Von den ersten vier Partien verlor er drei, gegen Frankreich gab es eine vernichtende 0:4-Klatsche, es hagelte weitere Pleiten gegen Italien und Kroatien, nur unterbrochen durch ein spielerisch erbärmliches 3:0 gegen Gibraltar. Doch danach bekam Koeman die Kurve. Es folgten sechs Siege und nur noch eine weitere Niederlage, erneut gegen Frankreich, die Qualifikation zur EM 2024 war letztlich mit Platz zwei hinter der "Équipe Tricolore" kein Problem.

Immer wieder Stress mit Bundesligaspielern

Doch Koeman wäre nicht Koeman, wenn er nicht immer wieder für Stress sorgen würde. Dass dabei immer wieder Spieler aus der Bundesliga die Hauptrollen besetzen, ist sicher reiner Zufall. Lange Zeit ignorierte er beispielsweise den damaligen Wolfsburger und jetzigen Hoffenheimer Wout Weghorst. Eine offene Konfrontation gab es mit Leverkusens Rechtsverteidiger Jeremy Frimpong. Und jetzt vor dem Duell mit Deutschland hat sich Koeman den Leipziger Xavi Simons vorgeknöpft.

Trotz des letztlich souveränen 4:0 gegen Schottland, bei dem die erste Halbzeit (0:0) allerdings ziemlich mies war und die Niederlande richtig Dusel hatten, lederte Koeman anschließend über den Supertechniker ab: "Er war einer der Spieler, der einfach den Ball viel zu oft verloren hat. Xavi ging zu viel Risiko in seinen Aktionen, er macht es zu kompliziert. Er muss langsam die Erfahrung machen, dass wir in den Niederlanden nicht davon profitieren, den Ball zu verlieren."

Noch kein Xavi-Scorerpunkt für die "Elftal"

Kritik ist natürlich Koemans Recht als Bondscoach. Die Botschaft an sich entbehrt aber nicht einer gewissen Unverschämtheit: Auch andere Länder als Koemans Niederlande profitieren wohl eher selten von Ballverlusten, aber vielleicht hat er ja auch Xavi Simons Klasse erkannt und regt sich nur darüber auf, dass er sie bisher nicht in der Nationalelf entfaltet: Zwölfmal spielte Xavi Simons bisher im "Oranje"-Trikot. Die Horrorbilanz: kein Tor, keine Vorlage.

Ob sich das am Dienstag (20.45 Uhr, Live-Ticker bei sportschau.de) gegen die Mannschaft von Julian Nagelsmann ändern wird, ist die spannende Frage. In Leipzig hat Xavi Simons in 25 Bundesliga-Spielen sieben teilweise traumhaft schöne Tore und elf Vorlagen verbucht.

In Paris als Mbappé-Nachfolger auserkoren

Doch das Top-Talent ist von Paris Saint-Germain nur ausgeliehen - eine Kaufoption hat RB Leipzig nicht. In der französischen Hauptstadt soll er den Abgang von Kylian Mbappé im Sommer kompensieren. Gemessen daran ist es fast schon ein wenig nachvollziehbar, dass sich Koeman über Xavis bisherigen Input bei der "Elftal" maßlos ärgert.