Milliardenstrafe in den USA: Chef der weltgrößten Kryptobörse ...

22 Nov 2023

Changpeng Zhao: Rücktritt von der Unternehmensspitze

Foto: COSTAS BALTAS / REUTERS

Die weltgrößte Kryptowährungsbörse Binance gibt in den USA Verstöße gegen Geldwäsche-Gesetze zu und wird eine Milliardenstrafe zahlen. Gleichzeitig tritt Gründer und Chef Changpeng Zhao (46) von seinen Ämtern zurück. Er muss das Unternehmen für drei Jahre ganz verlassen, wie aus am Dienstag veröffentlichten Gerichtsunterlagen hervorgeht. Zudem zahlt er eine persönliche Strafe von 50 Millionen Dollar. Für Binance insgesamt werden rund 4,3 Milliarden Dollar fällig, umgerechnet rund 3,95 Milliarden Euro.

Binance - Figure 1
Foto manager-magazin.de

Es ist eine der größten Summen, die jemals in den USA gegen ein Unternehmen verhängt wurden. Gleichzeitig verlässt mit Zhao, in der Szene oft nur "CZ" genannt, eine der schillerndsten und mächtigsten Figuren ihren Posten. Spätestens seit dem Fall des einstigen Rivalen, des inzwischen wegen Betrugs und Geldwäsche für schuldig erklärten FTX-Gründers Sam Bankman-Fried (31), war Zhao der unumschränkte Marktführer. Nun verlässt er das von ihm gegründete Unternehmen wohl für immer.

Zhao schrieb bei der Online-Plattform X, er sehe sich auch in der Zukunft nicht mehr als Chef eines Start-ups. Er habe Fehler gemacht, für die er nun geradestehen müsse. Den Chefposten bei Binance übernehme Richard Teng, der bisher für lokale Märkte zuständig war.

Verbindungen zu Terrorgruppen und Drogenkartellen

Die US-Justiz und die US-Behörde CFTC warfen Binance und Zhao nach jahrelangen Ermittlungen vor, in Umgehung von Geldwäsche- und Sanktions-Gesetzen aktiv gewesen zu sein. Zhao und andere werden angeklagt, gegen den Bank Secrecy Act verstoßen zu haben, weil sie es versäumt hatten, ein wirksames Programm zur Bekämpfung der Geldwäsche einzuführen, und vorsätzlich gegen US-Wirtschaftssanktionen verstoßen haben, "in dem bewussten und kalkulierten Bestreben, vom US-Markt zu profitieren, ohne die nach US-Recht erforderlichen Kontrollen durchzuführen", so das Justizministerium.

US-Finanzministerin Janet Yellen (77) sagte am Dienstag in einer Mitteilung, dass Binance illegalen Akteuren mehr als 100.000 Transaktionen ermöglicht habe, die Terrorismus und Drogenhandel unterstützt hätten. Es habe mehr als 1,5 Millionen virtuelle Trades gegeben, die gegen US-Sanktionen verstießen.

Über Binance habe es Transaktionen gegeben, die mit terroristischen Gruppen wie den Al-Qassam-Brigaden der Hamas, dem Palästinensischen Islamischen Dschihad, Al-Qaida und ISIS in Verbindung gebracht werden, so Yellen, wobei sie feststellte, dass Binance "niemals einen einzigen Bericht über verdächtige Aktivitäten eingereicht hat". Das US-Justizministerium erklärte am Dienstag zudem, dass Binance "wissentlich und vorsätzlich" die Erbringung von Dienstleistungen für den Iran veranlasst und damit gegen die US-Sanktionen verstoßen habe.

Der dunkle Lord der Kryptowelt

Zhao ist eine umstrittene Figur, die nicht nur eine zweifelhafte Rolle beim Kollaps der FTX-Plattform spielte, als er mit seinen öffentlichen Äußerungen den Abzug von Kundengeldern befeuerte. Der Milliardär, der in China geboren wurde, war im Alter von 12 Jahren nach Kanada gezogen und soll heute in den Golfstaaten leben, wo es kein Auslieferungsabkommen mit den USA gibt. Persönlich mied er es seit Jahren, in die USA zu reisen, um möglichen Sanktionen zu entgehen.

Binance wurde 2017 in Shanghai gegründet und ist zur größten Plattform der Branche aufgestiegen – vor allem, weil dort relativ unregulierte Kryptowetten zu platzieren sind. Die Kernbörse Binance.com habe im Jahr 2021, auf dem Höhepunkt des Kryptobooms, ein Handelsvolumen von 34 Billionen Dollar abgewickelt, sagte Zhao einmal stolz. Jahrelang schimpfte er öffentlich gegen zu strenge Regulierung und enge Gesetzgebungen. Dabei blieb vieles um das Unternehmen vage und intransparent. Unter anderem hat Binance, dessen Holdinggesellschaft auf den Kaimaninseln ansässig ist, den Standort der Hauptbörse nie offengelegt.

All das schürte von Beginn an den Argwohn der Regulatoren, auch in Europa. Während sich etwa die US-Börse Coinbase als etwas langweilige, aber regulierte Plattform präsentiert, propagierte Zhao immer das wilde, dezentralisierte Geschäftemachen. In den USA ermittelt seit Jahren auch die Börsenaufsicht SEC gegen Binance; sie war an dem jetzt geschlossenen Deal offenbar nicht beteiligt.

Binance hat sich darin nun bereit erklärt, 2,5 Milliarden Dollar an die Regierung abzutreten und eine Geldstrafe von 1,8 Milliarden Dollar zu zahlen.

Zhaos US-Wettbewerber, Coinbase-CEO Brian Armstrong (40), freute sich offen via X  über die Entscheidung, die endlich den eigenen, langsameren Kurs bestätige: "Wir haben jetzt die Chance, ein neues Kapital für die Industrie zu öffnen."

So ähnlich, nur verbunden mit einer Drohung, sah es auch Finanzministerin Yellen: "Lassen Sie es mich klar sagen: Wir senden auch eine Botschaft an die ganze virtuelle Währungsindustrie im weiteren Sinne, heute und für die Zukunft."

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