Wolfspeed-Fabrik „eine riesige Chance“ für das Saarland

2 Feb 2023

Die am Mittwoch offiziell verkündete Ansiedlung des Halbleiterherstellers Wolfspeed in Ensdorf hat nicht nur in der großen Politik, sondern auch bei Verbänden und Institutionen im Saarland zahlreiche positive Reaktionen hervorgerufen. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) sieht in der Ansiedlung einen wichtigen Schritt auf dem Weg zu klimaneutraler Mobilität.

Wolfspeed präsentiert Pläne für Chipfabrik in Ensdorf

Video [SR.de, (c) SR, 01.02.2023, Länge: 02:09 Min.]

Wolfspeed präsentiert Pläne für Chipfabrik in Ensdorf

Verdreifachung der Nachfrage erwartet

Marcus Bollig, VDA-Geschäftsführer Produkt und Wertschöpfung, sagte im SR-Interview, die Nachfrage nach Halbleitern in der Autoindustrie werde sich durch immer mehr Assistenz- und Entertainmentsysteme bis zum Ende des Jahrzehnts verdreifachen.

Besonders gefragt seien Siliziumkarbidchips, wie Wolfspeed sie in Ensdorf produzieren will, weil sie viel energieeffizienter als bisherige Chips seien und damit die Reichweite der Elektroautos erhöhen könnten.

Chance für weitere Ansiedlungen

Bisher, so Bollig, sei der Großteil der Investitionen im Siliziumkarbid-Bereich in China getätigt worden. Die Ansiedlung einer solchen Fabrik sei mit Blick auf europäische Unabhängigkeit von enormer Bedeutung.

Wirtschaftsexperte: Wolfspeed-Ansiedlung hilft der deutschen Wirtschaft

Audio [SR 3, (c) SR 3, 02.02.2023, Länge: 04:25 Min.]

Wirtschaftsexperte: Wolfspeed-Ansiedlung hilft der deutschen Wirtschaft

Während der Pandemie hatten viele Förderbänder still gestanden, weil Halbleiter aus Asien nicht geliefert werden konnten. Bollig sieht durch die Wolfspeed-Fabrik auch die Chance, dass sich weitere Zulieferindustrie ansiedeln könnte.

Schub für Arbeitsmarkt

Das könnte auch einen starken Schub für den saarländischen Arbeitsmarkt bedeuten. Entsprechende Fachkräfte müssen laut Bollig aber auch ausgebildet, Menschen, die bisher in der klassischen Autoindustrie tätig waren, entsprechend umgeschult werden.

Für CDU-Landtagsfraktionschef Stephan Toscani unterstreicht die Wolfspeed-Ansiedlung die Zukunftsfähigkeit des Automobilstandortes Saarland. Das Projekt sei „ein Riesenerfolg“, so Toscani. Er führt das auch auf die Arbeit der früheren, CDU-geführten Landesregierung und des früheren Bundeswirtschaftsministers Peter Altmaier (CDU) zurück.

aktueller bericht EXTRA: Präsentation von Wolfspeed in Ensdorf

Video [SR Fernsehen, (c) SR, 01.02.2023, Länge: 60 Min.]

aktueller bericht EXTRA: Präsentation von Wolfspeed in Ensdorf

Lauer: „Froher könnte ein Landrat nicht sein“

SPD-Fraktionschef Ulrich Commerçon sieht in der geplante Fabrik „eine Leitinvestition in die wirtschaftliche Zukunft unseres Landes, in Arbeitsplätze und Klimaschutz“. „Nobilia, SVolt, Kettler, Airbus, jetzt die Kooperation zwischen Wolfspeed und ZF: Neue Ansiedlungen fallen nicht vom Himmel, sondern erfordern hartes und konzentriertes Arbeiten. Das wurde seit fast zwei Jahren getan – mit höchster Kompetenz und Seriosität“, so Commerçon.

Großes politisches Aufgebot in Ensdorf

Audio [SR 3, Patrick Wiermer, 01.02.2023, Länge: 02:26 Min.]

Großes politisches Aufgebot in Ensdorf

Der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer (SPD) wertet die Pläne als „historische Nachricht“ für den Kreis und das Land. „Nach der angekündigten Milliarden-Investition bei Dillinger hin zu grünem Wasserstoff entsteht gleich nebenan die modernste Siliziumkarbid-Chipfabrik Europas und damit ein weiteres Milliarden-Vorhaben in echte Zukunftstechnologien in unserem Landkreis. Froher könnte ein Landrat gar nicht sein.“

DGB lobt Verbindung mit Klimaschutz

Der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes im Saarland (DGB Saar), Timo Ahr, sieht in der geplanten Fabrik ein positives Signal für die wirtschaftliche Entwicklung des Saarlandes. Die neue Nutzung des ehemaligen Kraftwerksgeländes sei „ein nahezu perfektes Beispiel für klimaschonende Konversion und die Verbindung industrieller Arbeitsplätze mit Umweltschutz“.

Köhlinger: „sehr positives Signal“

Die Zusammenarbeit mit dem in Saarbrücken ansässigen Autozulieferer ZF, der an der Fabrik in Ensdorf beteiligt ist, wertet Ahr als „beruhigend für alle Beschäftigten im Saarland“.

Die IG Metall Mitte begrüßt die Ansiedlung ebenfalls. Leiter Jörg Köhlinger sagte, der Bau sei ein „sehr positives Signal“ für das Saarland. „Wir freuen uns auf eine konstruktive Zusammenarbeit und gehen davon aus, dass zukunftsfähige Arbeitsplätze und gute Tarifbedingungen zwei Seiten des Investitionsvorhabens des US-amerikanischen Chipherstellers darstellen.“

Siliziumkarbid (Foto: SR)

Otto: „riesige Chance für das Land“

Auch bei der Arbeitskammer des Saarlandes zeigt man sich zufrieden. „Wir im vom Strukturwandel überproportional stark betroffenen Saarland können positive Nachrichten brauchen“, sagte Hauptgeschäftsführer Thomas Otto. „Es ist deshalb enorm wichtig, dass hier mehr Beschäftigung in Zukunftsbranchen entsteht. Da ist die Ansiedlung von Wolfspeed eine riesige Chance für das Land.“

Damit es keine Verlierer im Strukturwandel gebe, so Otto, müssten Ansiedlungen mit entsprechenden Qualifizierungsmaßnahmen begleitet werden. Die Arbeitskammer stehe mit ihrer Kompetenz im Bereich Weiterbildung für diesen Prozess bereit.

Ripa lobt Ansiedlung auf Industriebrache

Die saarländische Europaabgeordnete Manuela Ripa (ÖDP) zeigte sich erfreut über die Pläne. „Das Saarland befindet sich mitten im Strukturwandel hin zu nachhaltigen Technologien.“ Die geplante Chipfabrik helfe auch dabei, die technologische Abhängigkeit Europas zu verringern.

Ripa lobte auch den Klimaschutz-Aspekt der Ansiedlung auf der Industriebrache. „Die Berücksichtigung des Naturschutzes durch die Nutzung einer Industriebrachfläche statt Ackerboden für den Fabrikbau ist ein Meilenstein auf dem Weg zur Industrie von morgen.“

Ripa hatte sich in der Vergangenheit mehrfach gegen die Ansiedlung der Batteriefabrik von SVolt auf dem Linslerfeld bei Überherrn ausgesprochen und auch die Kritik von Umweltschützern und Bürgerinitiativen geteilt.

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Fachkräfte benötigt

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Mit Wolfspeed kommen auch zahlreiche neue Jobs ins Saarland. Gefragt sind dabei vor allem Ingenieure und Techniker, die die Produktionsmaschinen warten. Denn die Herstellung von Halbleitern ist in weiten Teilen automatisiert.

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