Warum Wolfspeed seine Chip-Fabrik im Saarland baut

1 Feb 2023

Es ist offiziell: Der US-amerikanische Chiphersteller Wolfspeed wird auf dem ehemaligen Kraftwerksgelände in Ensdorf eine Fabrik für Siliziumkarbid-Halbleiter bauen. Das hat der Konzern am Nachmittag bekanntgegeben. Laut CEO Gregg Lowe wird man die größte und modernste Fabrik für diese Art von Halbleitern weltweit bauen.

Das Investitionsvolumen in Ensdorf soll rund 30 Prozent über dem des bisher größten Werkes von Wolfspeed liegen. Das wären rund 2,5 Milliarden Euro. Mittelfristig sollen rund 600 Arbeitsplätze in Ensdorf entstehen.

Wolfspeed präsentiert Pläne für Chipfabrik in Ensdorf

Video [SR.de, (c) SR, 01.02.2023, Länge: 02:09 Min.]

Wolfspeed präsentiert Pläne für Chipfabrik in Ensdorf

Mehrere Faktoren ausschlaggebend fürs Saarland

Sie hätten sich bei der Suche nach einem geeigneten Standort "einfach ins Saarland verliebt", sagte Wolfspeed-CEO Lowe bei der Präsentation der Pläne. Die an dem Automobilstandort verfügbaren Fachkräfte seien einer der entscheidenden Faktoren gewesen, warum die Wahl auf das Saarland gefallen sei, hatte Lowe zuvor erläutert. Daneben hätten auch die zentrale Lage in Europa und die naheliegende Saar, die zur Kühlung genutzt werden könne, eine wichtige Rolle gespielt.

Siliziumkarbid (Foto: SR)

Beginnen sollen die Bauarbeiten für die neue Fabrik, wenn die endgültige Zusage der EU für eine Förderung vorliegt. Man rechne damit, dass das im ersten Halbjahr 2023 passiert. Lowe erwartet eine staatliche Förderung von 20 bis 25 Prozent der Investitionssumme. Die Wolfspeed-Fabrik ist als Teil eines IPCEI-Gemeinschaftsprojekts geplant. Dabei fördert die EU transnationale, wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse.

"Massive Pflöcke, die beim Strukturwandel eingeschlagen wurden"

Video [SR Fernsehen, (c) SR, 01.02.2023, Länge: 02:33 Min.]

"Massive Pflöcke, die beim Strukturwandel eingeschlagen wurden"

Partnerschaft mit ZF

Bei dem Projekt geht Wolfspeed eine Partnerschaft mit dem Automobilzulieferer ZF ein. Dazu erwirbt ZF eine Minderheitsbeteiligung an Wolfspeed, wie ZF-Vorstandschef Holger Klein bestätigte.

Die genaue Summe wurde nicht genannt, es sei aber ein dreistelliger Millionenbetrag, so Klein. Neben der Kooperation für die Fabrik am Standort Ensdorf planen Wolfspeed und ZF auch ein Zentrum für Forschung und Entwicklung. Der Standort dafür steht allerdings noch nicht fest.

Wolfspeed-Ansiedlung "ein Meilenstein"

Audio [SR 3, Janek Böffel, 01.02.2023, Länge: 04:22 Min.]

Wolfspeed-Ansiedlung "ein Meilenstein"

Scholz: "Im Saarland nächste große industrielle Revolution mitprägen"

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD), der wie Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) extra für die Präsentation der Pläne ins Saarland angereist war, sagte, es sei kein Zufall, dass die neuen Arbeitsplätze gerade am Standort Saarland entstünden. Denn dort gebe es einerseits viel technisches Knowhow, andererseits Umbruchserfahrungen: "Im Saarland finden Sie genau die Bedingungen, die Wolfspeed und ZF brauchen, um gemeinsam die nächste große industrielle Revolution mitzuprägen."

Das Projekt trage auch dazu bei, die Resilienz der deutschen und der europäischen Industrie zu steigern, sagte Scholz. "Man kann ohne Übertreibung sagen: Mit dem Bau dieser Fabrik kehrt die industrielle Revolution nach Ensdorf zurück."

Simulation der geplanten Halbleiterfabrik auf dem Kraftwerksgelände in Ensdorf (Foto: Wolfspeed, ZF)

Reaktionen auf die Ansiedlung

Wolfspeed-Fabrik „eine riesige Chance“ für das Saarland

Die Reaktionen auf die Ansiedlung der Wolfspeed-Chipfabrik im saarländischen Ensdorf stößt bei Industrieverbänden und Gewerkschaften auf ein durchweg positives Echo. Arbeitskammer-Chef Otto etwa sieht die Pläne angesichts des Strukturwandels als enorm wichtig an.

Ähnlich positiv wird die Ansiedlung auch von der Landespolitik, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften bewertet. Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) sagte, die Entscheidung von Wolfspeed stünde wie auch schon die Entscheidung von ZF, Saarbrücken zum Leitstandort für Elektomobilität zu machen, sowie die milliardenschweren Investitionen in einen klimafreundlichen Umbau der Stahlindustrie für einen wirtschaftlichen "Aufbruch" im Saarland. Damit würde ein neues Kapitel in der Wirtschaftsgeschichte des Saarlandes aufgeschlagen.

Ein Leistungsmodul eines Energiewandlers vor einem Siliziumkarbid-Wafer (SIC) des US-Chipherstellers Wolfspeed. (Foto: picture alliance/dpa/Harald Tittel)

Fachkräfte benötigt

Diese Jobs werden bei Wolfspeed in Ensdorf entstehen

Mit Wolfspeed kommen auch zahlreiche neue Jobs ins Saarland. Gefragt sind dabei vor allem Ingenieure und Techniker, die die Produktionsmaschinen warten. Denn die Herstellung von Halbleitern ist in weiten Teilen automatisiert.

Über dieses Thema haben auch die SR-Hörfunknachrichten am 01.02.2023 berichtet.

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3D illustration eines Mainboards (Foto: picture alliance / Zoonar | Cigdem Simsek)

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Herstellung eines Chips (Foto: SR)

Video [aktueller bericht, 24.01.2023, Länge: 3:40 Min.]

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Janek Böffel (Foto: SR/Pasquale D'Angiolillo)

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