Wahlen in Senegal: Oppositionskandidat siegt klar bei ...
Mit dem Sieg von Bassirou Diomaye Faye deutet sich ein politischer Richtungswechsel in Senegal an. Viele Menschen hoffen auf eine geregelte Amtsübernahme.
Aktualisiert am 25. März 2024, 18:12 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, mcr 10 Kommentare
Wahlen in Senegal
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In Senegal hat der Oppositionskandidat Bassirou Diomaye Faye mit einer überraschend klaren Mehrheit die Präsidentschaftswahlen gewonnen. Sein Konkurrent und Ex-Premierminister Amadou Ba (62) gratulierte Faye zum Sieg, noch bevor die offiziellen vorläufigen Ergebnisse der Wahl veröffentlicht wurden.
Erstmals in der Geschichte des westafrikanischen Landes ist damit ein neuer Präsident bereits im ersten Wahlgang gewählt worden. Die Auszählungen hatten schon wenige Stunden nach Schließung der Wahllokale auf einen deutlichen Vorsprung für den 44-jährigen Faye schließen lassen. Um die Präsidentenwahl in der ersten Runde zu gewinnen, musste die absolute Mehrheit der Stimmen erreicht werden. Im Vorfeld der Wahl wurde mit einer Stichwahl gerechnet.
Die Übernahme des Präsidentenamts durch Faye könnte zu politischen Veränderungen in Senegal führen.
Faye hatte sich im Wahlkampf als "Kandidat für den Systemwechsel" und
als Vertreter eines "linken Panafrikanismus" bezeichnet. Zudem hatte
er in Aussicht gestellt, die Einkünfte aus den reichen Rohstoffvorkommen des
Landes gerechter verteilen zu wollen.
Faye war für das Lager des Oppositionsführers Ousmane Sonko und dessen
aufgelöste Partei Afrikanische Patrioten Senegals für Arbeit, Ethik und
Brüderlichkeit (Pastef) angetreten. Sonko ist vor allem bei jungen Menschen als
Elitenkritiker und Korruptionsbekämpfer beliebt. Wegen einer
Verurteilung in einem Verleumdungsprozess durfte er bei den Wahlen nicht selbst antreten.
Der bis vor einigen Monaten noch unbekannte Faye war als Sonkos
Vertreter nominiert worden. Der Steuerbeamte wurde erst zehn Tage vor der Wahl
gemeinsam mit Sonko durch ein Amnestiegesetz des Verfassungsrats
aus dem Gefängnis entlassen. Dort hatte er seit vergangenem April wegen Vorwurfs der Verleumdung und Richterbeleidigung gesessen, weil er in einem Facebook-Post die Justiz in Sonkos Prozess kritisiert
hatte.
Im Wahlkampf hatte Faye damit geworben, Senegal von Korruption und schlechter Regierungsführung zu befreien. Vor der Wahl hatte es wochenlange Proteste gegeben, bei denen vier Menschen starben. Der seit 2012 regierende Präsident Macky Sall hatte nach politischem Druck zwar auf eine Kandidatur für eine verfassungswidrige dritte Amtszeit verzichtet, aber dann die für den 25. Februar angesetzte Präsidentenwahl überraschend abgesagt.
Der senegalesische Verfassungsrat
erklärte die Verschiebung schließlich für ungültig und legte den 24. März als
neuen Wahltermin fest. Registriert waren gut 7,3
Millionen Wählerinnen und Wähler, rund 75 Prozent sind unter 35
Jahre alt.
Faye äußerte sich zu den vorläufigen Ergebnissen zunächst nicht öffentlich. Die offiziellen Wahlergebnisse werden voraussichtlich am kommenden Freitag vom Berufungsgericht in Dakar bekannt gegeben. Der Senegal gilt als eine der stabilsten Demokratien Afrikas und hat seit seiner Unabhängigkeit keinen Umsturz oder Militärputsch erlebt.