Sieg beim Ocean-Race-Finale: Eine letzte Genugtuung für Boris ...

Am Ende hielt sie nichts mehr auf ihrem Boot: Mit einem Sprung vom Bug der Seaexplorer-Yacht ins Mittelmeer jubelten die Segler Boris Herrmann, Rosalin Kuiper, Will Harris, Nicolas Lunven und On-Board-Reporter Antoine Auriol vor der Küste von Genua über ihren Sieg auf der finalen Etappe des Ocean Race. Wenige Minuten zuvor hatte die Malizia-Crew am Dienstagmittag die Ziellinie überquert und den fast 2800 Seemeilen (etwa 5100 Kilometer) langen Streckenabschnitt von Den Haag bis nach Norditalien nach elf Tagen, neunzehn Stunden, zwei Minuten und 51 Sekunden als erste beendet.

„Es herrschte Anspannung bis zum Schluss, aber jetzt ist es geschafft. Das ist super cool“, sagte der 42 Jahre alte Herrmann nach seiner insgesamt fünften Weltumsegelung, bei der er und seine Crew in sieben Etappen seit Mitte Januar fast 32.000 Seemeilen (knapp 60.000 Kilometer) und 105 Tage auf den Ozeanen zurückgelegt haben. „Gewinnen ist immer eine sehr süße Sache. Ich denke, wir haben es uns verdient, am Ende nochmal ganz oben auf dem Treppchen zu stehen“, sagte Herrmann.

Etwa anderthalb Stunden nach der Seaexplorer erreichten am Dienstag auch mit dem französischen Biotherm-Team sowie der Holcim-Crew aus der Schweiz die beiden im Rennen verbliebenen Yachten den Hafen von Genua. Die drei Boote hatten sich in den vergangenen Tagen ein zähes, aber hochspannendes Rennen geliefert, bei dem die Malizia-Crew auf den letzten Seemeilen den besten Kurs wählte.

Crash nimmt Musik aus dem Rennen

Zwar dürfte der Erfolg auf der von extrem leichten Winden geprägten Schlussetappe eine Genugtuung für Herrmann und das Malizia-Team sein, deren Yacht beim Ocean Race zumeist bei stürmischen Bedingungen glänzte. Doch wollte der Hamburger den insgesamt zweiten Sieg bei der Regatta aufgrund der Ereignisse kurz nach dem Start nicht überbewerten: „Ja, wir haben die Etappe gewonnen. Aber insgesamt sind wir Dritte. Der Crash hat am Ende etwas die Musik aus dem Rennen genommen“, sagte Herrmann. Seine Ko-Skipperin Rosalin Kuiper widersprach ihm dabei allerdings ein wenig: „Wir haben mit der Yacht eine Offshore-Maschine gebaut und mit ihr den 24-Stunden-Weltrekord gebrochen. Dass wir mit diesem Boot auch unter diesen Leichtwind-Bedingungen können, ist eine wirklich tolle Sache.“

Zu Beginn der Etappe war das Boot des deutsch-französischen Team Guyot in die Yacht der amerikanischen 11th-Hour-Racing-Crew gekracht und hatte diese so stark beschädigt, dass das bis dahin die Gesamtwertung anführende Team das Rennen aufgeben musste. Wegen der Kollision wird eine Jury an diesem Donnerstag über eine Punktegutschrift für 11th Hour Racing urteilen. Diese könnte am Ende doch noch den Gesamtsieg beim Ocean Race bedeuten. Auch Boris Herrmann würde eine Wiedergutmachung in Form des Durchschnitts der zuvor ersegelten Plazierungen für 11th Hour Racing für fair halten.

Offiziell beendet wird die Regatta am Wochenende mit dem Hafenrennen in Genua. Herrmann hat die Zeit danach bereits fest verplant. Der Familienvater will 2024 zum zweiten Mal bei der Vendée Globe starten und allein und nonstop auf der Seaexplorer-Yacht um die Welt segeln. Eine abermalige Teilnahme am Mannschaftsrennen um die Welt will er aber auch keinesfalls ausschließen: „Das Ocean Race war eine tolle Erfahrung für uns als Team, und wir würden es gerne wieder machen.“

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