Mainz 05: Burkardts neue Härte lässt Schmidt schwärmen

4 Tage vor
Mainz 05

Mit dem Remis in Freiburg klettert Mainz für den Moment auf einen Nichtabstiegsplatz. Die Entwicklung der Mannschaft imponiert. Als Vorreiter tritt einmal mehr ein Eigengewächs in Erscheinung.

Christian Streich legte sich am späten Sonntagabend schon eindeutig fest: "Mainz 05 wird nicht absteigen, das ist klar." Zu stark sei der Kader der Rheinhessen besetzt, argumentierte Freiburgs Trainerlegende, zu beeindruckend war gleichzeitig der Auftritt der Gäste beim 1:1 im Europa-Park-Stadion. Tatsächlich steht das Team von Coach Bo Henriksen nach dem fünften Spiel in Serie ohne Niederlage erstmals seit dem 2. Spieltag wieder über dem viel zitierten Strich. Sich davon und durch Streichs Komplimente nicht in Sicherheit wiegen zu lassen, bleibt freilich elementar. "Platz 15 hat aktuell keine Bedeutung", hält Keeper Robin Zentner folgerichtig fest. "Wir haben uns in den letzten Wochen ein gutes Gefühl erarbeitet, aber wir wissen, dass wir einen langen Atem brauchen. Die Punkte, die wir bisher geholt haben, werden nicht reichen."

"Platz 15 ist weniger relevant. Wichtig ist, dass wir standgehalten haben"

Sportdirektor Martin Schmidt bestätigt: "Platz 15 ist weniger relevant. Wichtig ist, dass wir auswärts bei einem Europa-League-Kandidaten standgehalten und wieder einen Punkt draufgepackt haben. So halten wir den Druck hoch, auf die Konkurrenten hinter uns genauso wie auf die vor uns." Den Druck, der naturgemäß auch auf ihnen selbst lastet, wandelten Henriksens Profis derweil auch in Freiburg einmal mehr in maximale Energie um. "Die Situation im Abstiegskampf lässt die ganze Mannschaft unheimlich intensiv gegen den Ball arbeiten", hat auch Schmidt registriert. Wieder mal ein Paradebeispiel: Jonathan Burkardt, der als einzige Spitze ein enormes Pensum leistete, im Kombinationsspiel wie gegen den Ball - und beim sehenswerten Treffer zum 1:1 klassische Mittelstürmer-Qualitäten nachwies.

"Früher hat man gesagt: Er fliegt zu leicht weg, da fehlt noch was."

Mit perfektem Timing grätschte Burkardt in die Flanke von Anthony Caci, distanzierte Gegenspieler Yannik Keitel dabei um die berühmte Fußspitze. "Da hat man gesehen, wie flexibel und dynamisch Johnny ist", lobt Schmidt, "quirlig, handlungsschnell und dadurch in der Box brandgefährlich." Noch auffälliger: Die Körperlichkeit, mit der das 23-jährige Eigengewächs inzwischen in praktisch jeder Aktion zu Werke geht.

"Was Johnny ausmacht, ist seine Intensität", beschreibt Schmidt. "Er geht in jeden Zweikampf, ist auch hart gegen die Innenverteidiger." Eine Entwicklung, die erkennbar mit Burkardts rund einjähriger Verletzungszeit seit Winter 2022 zusammenhängt. "Diese Zweikampfhärter und Aggressivität habe ich vorher nicht so von ihm gesehen", untermauert Schmidt. "Er war immer ein guter Kicker, immer torgefährlich. Aber früher hat man oft gesagt: Er fliegt im Zweikampf zu leicht weg, ist noch zu schmächtig, da fehlt noch was."

"Auf Johnny kann man sich jederzeit verlassen. Er redet nicht - er macht."

Die lange Pause aufgrund seiner Knieverletzung habe Burkardt top professionell genutzt, so Schmidts Erkenntnis. "Er hat in der ganzen Körperstatik unheimlich gut nachgebaut, draufgepackt und ist unheimlich stabil geworden. Deshalb kann er da vorne auch die alleinige Neun so spielen. Vor eineinhalb, zwei Jahren war er in dieser Rolle noch nicht so wertvoll. Er hat da einen Schritt gemacht, ganz sicher."

Beim einen oder anderen Foul an Burkardt, etwa Nicolas Höflers gestrecktem Bein, stockte den 05-Fans der Atem. Nicht so Schmidt, der urteilt: "Johnny geht mutig in die Zweikämpfe, mit voller Spannung. Gefährlicher sind eher die Fouls, die ein Spieler nicht kommen sieht. Deshalb war ich sicher: Der Johnny steht immer wieder auf." Passend zum Bild der Identifikationsfigur im Existenzkampf, das Burkardt seit geraumer Zeit abgibt. Coach Henriksen fasst das treffend so zusammen: "Johnny ist ein Spieler, auf den man sich jederzeit verlassen kann. Er redet nicht - er macht." Woche für Woche.

Thiemo Müller

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