Anschlag auf Weihnachtsmarkt in Magdeburg: Was ist bekannt?
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Tote und Verletzte Was ist über den Anschlag in Magdeburg bekannt?Stand: 21.12.2024 05:39 Uhr
Nach der Festnahme eines Mannes laufen die Ermittlungen zum Anschlag in Magdeburg. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident sprach in den tagesthemen von einer "furchtbaren Tragödie". Was bislang bekannt ist - und was nicht.
Was ist vorgefallen?Auf dem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ist ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Nach Informationen von WDR und NDR wird die Tatzeit in einem internen Bericht der Polizei Magdeburg mit kurz nach 19 Uhr angegeben. Sämtliche Polizeikräfte der Region sollen angefragt worden sein, im Einsatz seien ebenso die Spezialkräfte Mitteldeutschlands gewesen. Am Morgen seien die Beamten weiter im Einsatz: Gegenwärtig käme es unter anderem zu Durchsuchungen, teilte die Polizei weiter mit.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sagte den tagesthemen, zwei Menschen seien getötet und mindestens 60 verletzt worden. Laut der Stadtverwaltung Magdeburg sind darunter 15 Schwerverletzte. Ein Verdächtiger wurde festgenommen. Der Weihnachtsmarkt wurde geschlossen, der Straßenbahnverkehr eingestellt.
Wer ist der Tatverdächtige?Bei dem festgenommenen Tatverdächtigen soll es sich um einen 50-jährigen Mann handeln, der aus Saudi-Arabien stammt und 2006 nach Deutschland kam. In Sachsen-Anhalt soll er zuletzt als Arzt im Fachbereich der Psychotherapie gearbeitet haben. Nach Recherchen von WDR und NDR soll er in der saudischen Exil-Community eine durchaus prominente Figur sein und als Ansprechpartner für Asylsuchende, insbesondere Frauen, gegolten haben. Seit 2016 hat er den Asylstatus als politischer Flüchtling.
Ministerpräsident Haseloff konkretisierte in den tagesthemen, es handele sich nach jetzigem Ermittlungsstand um einen Einzeltäter. Für die Stadt gehe nach aktuellem Ermessen keine weitere Gefahr aus. Das Auto, das bei der Tat verwendet wurde, soll der Mann angemietet haben.
Gibt es Informationen über ein Motiv?Konkret nicht. Haseloff sagte in den tagesthemen, die Untersuchungen liefen. Er könne sich vorstellen, dass "aufgrund der Schwere dieses Anschlages" auch der Generalbundesanwalt tätig werde. Es gebe Signale in diese Richtung. Man sei "mittendrin in der Analyse." Das Auto, mit dem der Fahrer "mindestens 400 Meter über den Weihnachtsmarkt" in die Menschenmenge gerast war, sei noch vor Ort. Es handelt sich bei dem Wagen um einen schwarzen BMW.
Der festgenommene Verdächtige ist den deutschen Behörden nach Informationen aus Sicherheitskreisen, auf die sich die Nachrichtenagentur dpa bezieht, bislang nicht als Islamist bekannt gewesen. Äußerungen, die der Mann bis zuletzt in sozialen Medien getätigt haben soll, liefern Hinweise darauf, dass er sich möglicherweise verfolgt gefühlt haben könnte. Der Recherche des WDR zufolge positionierte er sich im Netz extrem islamkritisch und fürchtete eine Islamisierung Deutschlands.
Wo werden die Betroffenen versorgt?Erste Verletzte wurden im Universitätsklinikum Magdeburg behandelt. Man stelle sich auf deutlich mehr Verletzte ein. "Wir rüsten gerade auf", sagte ein Sprecher der Uniklinik am Abend, "Intensivbetten stehen bereit." Die Polizei postete auf X eine Telefonnummer für Angehörige. Zahlreiche Sanitäter waren vor Ort im Einsatz. Versorgungszelte wurden aufgebaut.
Wie reagierte die Politik?Ministerpräsident Haseloff äußerte in den in den tagesthemen sein tiefstes Bedauern und Mitgefühl. Er dankte den Einsatzkräften und sprach von einer furchtbaren Tragödie und Katastrophe für die Stadt Magdeburg und Deutschland. Kanzler Olaf Scholz werde am Samstag für einen Besuch erwartet.
Scholz selbst schrieb auf X: "Meine Gedanken sind bei den Opfern und ihren Angehörigen. Wir stehen an ihrer Seite und an der Seite der Magdeburgerinnen und Magdeburger." Sein Dank gelte "den engagierten Rettungskräften in diesen bangen Stunden."
Unter anderen zeigten sich auch der grüne Kanzlerkandidat Robert Habeck, Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz und AfD-Kandidatin Alice Weidel bestürzt, ebenso der FDP-Spitzenkandidat Christian Lindner. Auch NATO-Generalsekretär Mark Rutte teilte mit, Scholz kontaktiert und sein Mitgefühl ausgedrückt zu haben.
Saudi-Arabien hat die Tat in Magdeburg verurteilt und seine Solidarität mit Deutschland bekundet. Die Regierung in Riad habe "ihre Solidarität mit dem deutschen Volk und den Familien der Opfer" ausgedrückt und ihre "Ablehnung von Gewalt" bekräftigt, erklärte das saudi-arabische Außenministerium im Onlinedienst X.