5:0 gegen Werder Bremen Bayer Leverkusen ist zum ersten Mal deutscher Fußballmeister

Leverkusen · Bayer 04 Leverkusen ist deutscher Fußballmeister - zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte. Mit einem hochverdienten 5:0-Erfolg ist die Mannschaft von Trainer Xabi Alonso bereits fünf Spieltage vor Ende der Saison nicht mehr einzuholen.

Grenzenloser Jubel mit den Leverkusener Fans: Mit einem Hattrick war Florian Wirtz auch im entscheidenden Spiel zur deutschen Meisterschaft gegen Werder Bremen der beste Spieler auf dem Platz.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Eine rot-schwarze Woge schwappte in der 83. Minute erstmals auf den Rasen der Leverkusener Bayarena. Gerade hatte Florian Wirtz das 4:0 gegen Werder Bremen markiert. Der erste deutsche Meistertitel in der 120-jährigen Geschichte von Bayer Leverkusen stand fest. Und die ersten Anhänger der Rot-Schwarzen hielt es nicht mehr hinter der Bande. Nachdem sie Minuten zuvor schon über die Zäune der Tribüne geklettert waren und sich um das Spielfeld postiert hatten, liefen einige von ihnen auf den Platz. Nur mit Mühe konnten die Ordner sie noch einmal zurückbeordern. Rauch von bengalischen Feuern zog durch das Stadion.

Doch als Wirtz in der 90. Minute erneut zum 5:0 traf, gab es endgültig kein Halten mehr. Ein Tsunami aus Menschen ergoss sich über den Rasen. Schiedsrichter Harm Osmers drückte alle Augen zu und pfiff die Partie nicht mehr an. Weinende Fans lagen sich jubelnd in den Armen, andere schnitten die Netze der Tore ab. Xabi Alonso knipste inmitten der Jubeltraube Selfies, Wirtz wurde von den ekstatischen Anhängern immer wieder auf den Kopf getätschelt.

Nach Jahrzehnten vergeblicher Versuche, nach Pleiten, Tragödien und fünf Vize-Meisterschaften hat Bayer 04 Leverkusen es geschafft: Bei 16 Punkten Vorsprung auf Bayern München und den VfB Stuttgart ist Leverkusen nicht mehr von der Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga zu verdrängen. Nach elf Bayern-Meisterschaften in Folge sicherte sich erstmals seit Borussia Dortmund 2012 wieder ein anderer Club die Schale. Leverkusen stellte durch das 43. Pflichtspiel in Folge ohne Niederlage nebenbei auch noch den europäischen Rekord von Juventus Turin aus den Jahren 2011 bis 2012 ein.

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Deutscher Meister Bayer 04 Leverkusen. Grenzenloser Jubel der Fans und bei der Mannschaft

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Foto: AP/Martin Meissner

Schon vor der Partie war die 170.000-Einwohner-Stadt in Feierstimmung. Die Leverkusener Anhänger empfingen den Mannschaftsbus ihres Teams an der mit 30.210 Zuschauern natürlich ausverkauften Bayarena mit Böllern, Silvesterraketen und lauten Gesängen. Anwohner hatten Stehtische vor ihre Häuser gestellt, aus Boxen schallte laute Partymusik. Auch in den Kneipen und an den Kiosken dominierten die Farben Rot und Schwarz, überall waren Fahnen und roter Rauch zu sehen. Das Straßenschild der Bismarckstraße vor der Arena war überklebt worden – der Weg hieß am Sonntag kurzerhand „Xabi-Alonso-Allee“.

Händler rund um die Arena boten schon Stunden vor Anpfiff inoffizielle Meister-Utensilien an: T-Shirts, Schals, Hüte und Kappen mit der Aufschrift „Deutscher Meister 2024 – Leverkusen“ konnten die Fans, von denen einige auch Meisterschalen aus Pappe mitgebracht hatten, an den vielen Ständen kaufen. „Wenn es diese Woche nicht klappt, dann in einer der nächsten. Das ist eine sichere Sache“, erklärte einer der Verkäufer seine Gedanken. Doch die Titel-Devotionalien entpuppten sich schon kurz nach dem Spiel als Verkaufsschlager.

Bis es allerdings soweit war, hatte die Werkself gegen Werder ein hartes Stück Arbeit zu erledigen. Alonso – entweder vom deutlichen Tabellenvorsprung oder der Tiefe seines Kaders überzeugt – rotierte kräftig und ließ zahlreiche Akteure seiner Toppelf mit Blick auf das Viertelfinalrückspiel in der Europa League am Donnerstag bei West Ham (21 Uhr, RTL) zunächst auf der Bank Platz nehmen, darunter Jeremie Frimpong, Alejandro Grimaldo und Jungnationalspieler Wirtz.

Xhaka und Wirtz lassen die BayArena ausflppen

Bayer startete jedenfalls gemächlicher als gewöhnlich in die Partie, ging aber in der 25. Minute in Führung. Nach einer Flanke von Tella foulte Julián Malatini Jonas Hofmann im Strafraum. Osmers, der zunächst kein Vergehen anzeigte, sah sich auf Wunsch von Videoassistent Pascal Müller die Szene noch einmal auf dem Monitor an – und gab zurecht Elfmeter. Victor Boniface nahm sich den Ball und verwandelte sicher zum 1:0.

Auch danach blieb Bayer am Drücker, es blieb aber zur Pause beim 1:0. Den Fans war es egal, minutenlang sangen sie „Und deutscher Meister werden wir in diesem Jahr“. Nach dem Wechsel kam Wirtz für Adli. Und mit ihm mehr Druck ins Bayer-Spiel – sowie weitere Tore. Zunächst markierte Granit Xhaka mit einem platzierten Linksschuss von der Strafraumgrenze die Vorentscheidung (60.), dann ließ Wirtz mit seinen drei Treffern die Fans feiern (68./83./90.).