Verheerendes Unglück in Indien: Kollision von Zügen – rund 300 ...

3 Jun 2023
Verheerendes Unglück in Indien Kollision von Zügen – rund 300 Tote und mehr als 850 Verletzte

Umgekippte Waggons, aufgerissene Abteildecken, zerschmetterte Fenster: Bei einem Zugunglück im Osten Indiens sind rund 300 Menschen gestorben. Noch unklar ist, wie die Züge entgleisen konnten.

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Foto DER SPIEGEL

03.06.2023, 09.55 Uhr

Drohnenaufnahmen zeigen die entgleisten Waggons in Balasore

Foto: National Disaster Response Force / HANDOUT / EPA

Bei einem der schlimmsten Zugunglücke der vergangenen Jahrzehnte sind im Osten Indiens rund 300 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurden mehr als 850 Menschen verletzt, wie die Behörden des Bundesstaats Odisha mitteilten.

Der Bergungseinsatz nach dem Zugunglück am Freitag dauerte die ganze Nacht an. Bislang seien bereits 288 Todesopfer gezählt worden, sagte der Leiter der Feuerwehr im Bundesstaat Odisha, Sudhanshu Sarangi. Die Suche sei allerdings noch nicht abgeschlossen, und es gebe viele Schwerverletzte.

Der Regierungschef von Odisha, Pradeep Jena, teilte mit, dass etwa 850 Verletzte in Krankenhäuser gebracht worden seien. »Unsere oberste Priorität ist es nun, zu retten und den Verletzten medizinische Hilfe zu leisten«, betonte er.

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Die Katastrophe ereignete sich am Freitagabend gegen 19 Uhr Ortszeit in einer ländlichen Gegend des Bezirks Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata. Zwei Passagierzüge und ein Güterzug verunglückten dort nacheinander auf zwei parallel verlaufenden Gleisabschnitten. Wie genau, das war auch Stunden nach dem Unfall noch immer nicht klar.

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Mit Tagesanbruch am Samstag wurde das Ausmaß des Desasters erkenntlich: Etwa ein Dutzend havarierte Waggons lagen auf und neben den Gleisen, mit den Rädern in die Höhe ragende Stahlkolosse, einige mit aufgerissenen Abteildecken, die Fenster zerschmettert. Auf und neben den Waggons versuchten Dutzende Helfer in Zivilkleidung und Rettungskräfte mit Schutzanzügen verzweifelt, verletzte Passagiere unter den tonnenschweren Trümmern zu retten. Neben den Schienen lagen zahlreiche mit Laken bedeckte Leichen.

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Ein Sprecher der Regionalregierung von Odisha sagte, wegen der vielen Verletzten seien 75 Krankenwagen sowie zahlreiche Busse an den Unfallort geschickt worden. Alle Krankenhäuser rund um den Unfallort bis hin zur rund 200 Kilometer entfernten Regionalhauptstadt Bhubaneswar seien in Alarmbereitschaft versetzt worden.

Indiens Premierminister Narendra Modi schrieb im Onlinedienst Twitter, er sei »erschüttert« über das Zugunglück. Seine Gedanken seien bei den Hinterbliebenen. Bahnminister Ashwini Vaishnaw eilte zum Unfallort, um sich vor Ort ein Bild von der Lage zu machen. Er sagte der Nachrichtenagentur ANI, er habe eine Untersuchung zur Ursache der Zugkatastrophe angeordnet. Am Samstagmorgen traf er an der Unfallstelle ein, um sich ein Bild vom Ausmaß der Tragödie zu machen.

Menschen versuchen an der Unglücksstelle zu helfen

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Foto: JAYANTA SHAW / AFP

Auch Nepals Regierungschef Pushpa Kamal Dahal und das US-Außenministerium sprachen ihr Mitgefühl aus. »Unsere Gedanken sind in diesem Moment beim indischen Volk«, sagte State-Department-Sprecher Vedant Patel.

Indien hat ein marodes Bahnsystem mit alten Zügen und überholungsbedürftigen Gleisanlagen. Es kommt häufig zu Unfällen, derart hohe Opferzahlen sind allerdings selten. Im Jahr 1981 waren zwischen 800 und 1000 Menschen ums Leben gekommen, als in Bihar ein Zug auf einer Brücke entgleist und in einen Fluss gestürzt war. Allerdings hatte sich die Sicherheit auf den Schienen dank massiver Investitionen und neuer Technologien in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

Das Büro des Premierministers kündigte schon kurz nach dem Unglück eine Entschädigung für die Angehörigen der Toten von je 200.000 Rupien (rund 2265 Euro) an. Verletzte sollen 50.000 Rupien erhalten.

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