Last-Minute-Remis gegen Stuttgart: Alles hat ein Ende, nur ...

12 Tage vor

Irgendwie können die Bayer-Spieler es selbst nicht fassen: Wieder nicht verloren!

Foto: Christopher Neundorf / EPA

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Leverkusen gegen VfB Stuttgart - Figure 1
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Szene des Spiels: Nun, ja, langsam könnte sich Bayer Leverkusen mal eine neue Pointe überlegen. In der 96. Minute der Partie gegen den VfB Stuttgart bekam Bayer bei 1:2-Rückstand noch einmal einen allerletzten Freistoß, Sky-Livereporter Wolf Fuss rief aus: »Einen Angriff wird der Schiedsrichter noch spielen lassen.« Der Ball segelt in den Stuttgarter Strafraum, und jeder im Stadion und vorm Bildschirm, wirklich jeder, weiß mittlerweile, was dann geschieht. Es ist der 21. Treffer von Bayer in dieser Saison nach der 85. Minute gewesen. In Worten: Der einundzwanzigste. Diesmal war es wieder Robert Andrich, der traf. Aber es hätte auch jeder andere aus dem Kader sein können. Klar war nur, dass es passiert.

Ergebnis des Spiels: 2:2, der VfB hatte den Schon-Meister wieder einmal am Rand der Niederlage, aber was heißt das schon? Bayer Leverkusen bleibt in dieser Spielzeit ungeschlagen, sie werden nie wieder ein Spiel verlieren. Zum Spielbericht des 46. vergeblichen Versuchs einer Mannschaft, Bayer in einem Pflichtspiel zu besiegen, geht es hier entlang.

Leverkusen gegen VfB Stuttgart - Figure 2
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Leverksuens Odilon Kossounou schaut Chris Führich hinterher

Foto: Thilo Schmuelgen / REUTERS

Die erste Halbzeit: Es war das dritte Aufeinandertreffen beider Teams in dieser Saison, zweimal in der Liga, einmal im Pokal. Und wenn man am Ende dieser Spielzeit ein Ranking der zehn besten Partien aufstellen würde, würde Bayer gegen VfB vermutlich auf den ersten drei Plätzen landen. So wie früher drei Wetten-dass-Folgen, wenn es um die Einschaltquoten des Jahres ging. Nur diese erste Halbzeit fiel aus dem Rahmen. 0:0, ein solides, aber kein tolles Spiel. Das sollte sich ändern. Sehr ändern.

Die zweite Halbzeit: Die Halbzeit war gerade 70 Sekunden alt, da hatte Chris Führich für den VfB schon fulminant getroffen, und danach gab es keine Atempause mehr. »Jetzt fliegen hier die Löcher aus dem Käse«, jubilierte Wolf Fuss ganz im Sky-Jargon, und los ging sie, die Polonäse Leverkusen. Erst fiel das 0:2 durch Deniz Undav, da wurden die ersten wankelmütig, und begannen, wie man das bei Donald Trump so gerne tut, zu raunen: Jetzt wird es aber eng. Wurde es natürlich nicht. Nach dem 2:2 schlug selbst Leverkusens Jung-Siegfried Florian Wirtz ungläubig die Hände über dem Kopf zusammen. Eigentlich kann das alles nicht wahr sein.

Leverkusen gegen VfB Stuttgart - Figure 3
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Spieler des Spiels: Ist dennoch ein Stuttgarter. In der 65. Minute war der Bayer-Ausgleich eigentlich schon gefallen. Erneut hatte Adli von der Strafraumgrenze abgezogen. VfB-Torwart Alexander Nübel tauchte ab und kratzte den Ball im Liegen von der Torlinie. Der Abpraller geriet vor die Füße von Jonas Hofmann, der nur noch zum 2:2 einschieben musste, aber, niemand weiß wie: Nübel hatte sich in Sekundenbruchteilen aufgerappelt, die Faust hochgerissen und den Ball weggeboxt. »Super-Weltklasse« übte Sky-Experte Lothar Matthäus schon mal am Vokabular, das über 15 Jahre medial Manuel Neuer vorbehalten war.

VfB-Keeper Alexander Nübel in Aktion

Foto: Beautiful Sports / Axel Kohring / IMAGO

Fehlender des Spiels: Zum ersten Mal in dieser Saison musste Bayer ohne seinen Mittelfeld Mastermind Granit Xhaka antreten, der eine Gelbsperre absaß. Der Schweizer tat dies auf der Tribüne in einer derart farbenfrohen Jacke, dass die Dimension des Holzfällerhemdes von Julian Nagelsmann fast erreicht wurde.

Leverkusen gegen VfB Stuttgart - Figure 4
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Duell des Spiels, Duell der Saison: 1:1 in der Hinrunde, in Stuttgart, ein wunderschöner Schlagabtausch. 3:2 für Bayer im Pokal, ein Rausch von einem Fußballspiel. 2:2 in der Rückrunde: Eine zweite Halbzeit, so wild wie ein Gemälde von Aktionskünstler Jackson Pollock. Vielleicht sollte der Spielplaner jede Woche und nur noch Bayer gegen den VfB ansetzen. Wie einst im DDR-Eishockey Dynamo Berlin gegen Dynamo Weißwasser. Nur in schön. 30 Mal im Jahr. Dann klappts auch mit der Auslands-Vermarktung.

Felix Zwayer, auch in Aktion

Foto: Ina Fassbender / AFP

Auftritt des Spiels: Mitte der zweiten Hälfte lief Schiedsrichter Felix Zwayer an den Spielfeldrand und zeigte beiden Trainern, Xabi Alonso und Sebastian Hoeneß, demonstrativ die Gelbe Karte, weil sie sich an der Seitenlinie geräuschvoll gebärdet hatten. So eine Theatralik legt in Deutschland nur Zwayer hin.

Erkenntnis des Spiels: Xabi Alonso steht kurz vor der Heiligsprechung. Unter Manchesters Trainer-Ikone Alex Ferguson gab es die Fergie-Time, die berühmte United-Nachspielzeit, ab die sich auch der FC Bayern erinnern dürfte. Jetzt gibt es die Xabi-Time. Nächster Akt: Die 98. Minute im Stadio Olimpico in Rom am kommenden Donnerstag, Halbfinale Europa League. Es wird noch einen letzten Angriff von Bayer Leverkusen geben. Und alle wissen, was passiert.

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