Wero: Wie funktioniert das neue europäische Bezahlsystem?

3 Tage vor
Wero
Bezahlen in Echtzeit So funktioniert das neue europäische Bezahlsystem Wero

Mit dem Smartphone bezahlen oder Geld überweisen: Das war bislang eine Domäne von Paypal, Apple Pay und Google Pay. Doch jetzt wollen auch deutsche Banken mitmischen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Es ist keine neue Erfindung, aber der Versuch, Kunden und Händler weniger abhängig von amerikanischen Zahlungsanbietern zu machen: In dieser Woche hat die European Payments Initiative (EPI) das Bezahlsystem Wero gestartet. Die Partner wollen damit gegen große US-Finanzkonzerne wie Mastercard, Visa und Paypal antreten. Außerdem soll der Vormarsch von Apple Pay und Google Pay gestoppt werden. Kunden von Sparkassen und Volksbanken können Wero bereits jetzt nutzen.

Gleichzeitig gibt es Vorbehalte: Das letzte gemeinsame Projekt deutscher Banken „Giropay/Paydirekt“ ging in eine ähnlich Richtung – und ist krachend gescheitert. Zudem fokussiert sich Wero anfangs nur auf Deutschland, Belgien und Frankreich. Andere große europäische Länder, etwa Italien, Spanien und Portugal, sind außen vor. Ob Wero sich durchsetzen kann, ist offen. Die WirtschaftsWoche hat die wichtigsten Antworten.

Was genau ist Wero?

Wero kommt von der European Payments Initiative, zu der 16 europäische Banken gehören, darunter die Mehrzahl der deutschen Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken. Später sollen auch Deutsche Bank, Postbank und die ING Bank dazukommen. Commerzbank und Neo-Banken wie N26 sind bisher nicht mit dabei.

Trotzdem decken die beteiligten Banken „zumindest in Deutschland einen signifikanten Anteil des Privatkundenmarktes ab, auch Zahlungsdienstleister wie Worldline sind dabei“, sagt Wesselin Kruschev, Zahlungsverkehrsexperte bei Capco, einer Management- und Technologieberatung mit Fokus auf die Finanzindustrie. Er hält es deshalb für wahrscheinlich, dass sich in den nächsten Monaten weitere Banken der Initiative anschließen.

Wie kann ich Wero nutzen?

Wero funktioniert ähnlich wie Paypal, mit dem Unterschied, dass keine Daten mit einem amerikanischen Anbieter geteilt werden müssen und das Geld vom Bankkonto abgebucht und auf das Zielkonto gutgeschrieben wird. Um mitzumachen, braucht man keine eigene Wero-App. Stattdessen soll die neue Zahlfunktion sukzessive in die bankeigenen Apps integriert werden.

Kunden der meisten Sparkassen in Deutschland sowie von Volks- und Raiffeisenbanken verwenden dazu ihre Banking-App. Das Online-Portal „Heise“ berichtet, dass Wero bei einigen Sparkassen bereits funktioniert, bei anderen aber eine Fehlerfunktion angezeigt wird. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband geht davon aus, dass die Probleme im Laufe der Woche behoben sein werden.

Welche Vorteile bietet Wero?

In der ersten Phase sind lediglich Überweisungen von Konto zu Konto möglich. Für die Echtzeitüberweisung brauchen Kunden aber keine IBAN vom Geldempfänger, eine Handynummer oder E-Mail-Adresse reichen. Echtzeit bedeutet, dass das Geld innerhalb von zehn Sekunden auf dem Konto des Empfängers gutgeschrieben wird.

Ab 2025 soll man mit Wero auch online und ab 2026 auch im Einzelhandel bezahlen können. Und das im gesamten EU-Raum – so zumindest die Pläne des EPI. Zur Erinnerung: Bis jetzt sind selbst bekannte nationale Verfahren wie die Girocard in Deutschland oder die Carte Bancaire in Frankreich bei grenzüberschreitenden Zahlungen auf außereuropäische Anbieter angewiesen.

Wie wahrscheinlich ist es, dass Wero Erfolg haben wird?

„Die Integration in bestehende Banking-Apps hat den Vorteil eigener Sicherheitsstandards und der gewohnten Umgebung der eigenen Bank“, sagt Kruschev, der täglich eine Reihe von Geldinstituten im Bereich Zahlungsverkehr berät. „Dies erleichtert die Nutzung und schafft Vertrauen.“ Er schränkt aber ein, dass die Funktionalität „noch in den Kinderschuhen“ stecke. Wero biete im Vergleich zu etablierten Konkurrenten bisher nur Basisfunktionen an.

Allerdings: Mit der Einführung im Handel könnten Kostenvorteile eine zunehmende Rolle spielen, sagt Kruschev. Bei Visa oder Mastercard müssen Händler nämlich Gebühren zahlen. „Ein Selbstläufer ist Wero deshalb aber nicht“, warnt der Zahlungsexperte. Gerade in der Anfangsphase brauche es gezielte politische Unterstützung und Öffentlichkeitsarbeit.  

Die Europäische Zentralbank (EZB) entwickelt mit dem digitalen Euro gerade ein eigenes Bezahlsystem. Macht Wero den digitalen Euro überflüssig?

Das ist in der Branche umstritten. Kruschev zum Beispiel ist der Ansicht, dass die Entwicklung von Wero in keiner Konkurrenz zum digitalen Euro steht. „Mit Wero sollte es sogar einfacher sein, den digitalen Euro in bestehende Infrastrukturen der Banken zu integrieren und für neue Angebote zu nutzen“, sagt er.

Bislang hat sich die EZB noch nicht entschieden, wie der digitale Euro eingesetzt und welche Zahlungsinfrastruktur genutzt werden soll. Am wahrscheinlichsten gilt aktuell: Die EZB entwickelt ein eigenständiges System. Neben den Platzhirschen Google Pay und Apple Pay hätte Wero dann womöglich noch einen Konkurrenten mehr.

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