Stadt Weingarten zweifelt an Zeitplan für Wohngebiet Martinshöfe

3 Tage vor

In vier Jahren muss ein Großteil des geplanten Wohnquartiers Martinshöfe inmitten von Weingarten gemäß den Verträgen fertig sein. Doch der offizielle Baustart steht nach einem Aufschub immer noch aus.

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Foto Schwäbische

Die Stadtverwaltung Weingarten hegt inzwischen Zweifel daran, ob der Investor, das Berliner Wohnungsunternehmen Buwog, die vertraglichen Fristen überhaupt einhalten kann. Bis 2032 sollen die geplanten rund 500 Wohnungen und 28 Gewerbeeinheiten bezugsfertig sein. Buwog ist nach eigenen Angaben bestrebt, das zu schaffen.

Baugenehmigung schon lange erteilt

„Mir wäre es auch lieber, wenn wir nicht in eine Kiesgrube schauen würden“, sagte Oberbürgermeister Clemens Moll im Rahmen der Einwohnerversammlung Ende Juni im Kultur- und Kongresszentrum in Weingarten. Moll informierte die rund 40 Gäste unter anderem über den aktuellen Stand des Wohnquartiers, das mit 3,7 Hektar zu den größten Bauprojekten der Stadtgeschichte zählt. Moll betonte, dass es nicht an der Stadt liege, dass auf dem ehemaligen Schuler-Areal bislang noch nicht in die Höhe gebaut wurde. 

Rund 40 Bürgerinnen und Bürger begrüßte Weingartens Oberbürgermeister Clemens Moll zur Einwohnerversammlung Ende Juni. (Foto: Lea Dillmann)

Mir wäre es auch lieber, wenn wir nicht in eine Kiesgrube schauen würden.

Clemens Moll

Die Baugenehmigung für den ersten der vier geplanten Bauabschnitte, der laut den Planungen an der Ecke zwischen Abt-Hyller-Straße und Bomsgasse liegt, sei bereits vor eineinhalb Jahren erteilt worden. Die Stadt erlaubte dem Investor zwar im vergangenen Jahr, die Baubeginnfrist für den ersten Abschnitt nach hinten zu legen - allerdings „nicht die Fristen für die Fertigstellung“, so Moll. 

Ursprünglich sollte bereits im September 2023 mit den Rohbauarbeiten im ersten Abschnitt begonnen werden. Doch der Mutterkonzern der Buwog, das private Wohnungsunternehmen Vonovia mit Hauptsitz in Bochum, hatte zuvor alle Neubauprojekte für 2023 gestoppt. Als Grund  nannte Buwog-Sprecher Michael Divé damals die schwierigen Marktbedingungen wie Preissteigerungen im Baugewerbe.

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Martinshöfe von Vonovia-Baustopp betroffen

Von dem Baustopp war auch das Weingartener Quartier Martinshöfe betroffen. Also handelte die Buwog mit der Stadt einen neuen Baubeginn aus. Demnach sollen bis März 2025 die Arbeiten im ersten Abschnitt starten. 

An den vertraglichen Fertigstellungsfristen aber möchte die Stadt festhalten. Die lauten wie folgt: Im Juni 2028 sollen jeweils 60 Prozent des ersten und des zweiten Bauabschnitts stehen. 

Die Karte zeigt die Fertigstellungsfristen, die die Stadt mit dem Investor vertraglich geregelt hat. Die Fristen wurden im Rahmen der Einwohnerversammlung in Weingarten bekannt gemacht. (Foto: Visuals (Sauerteig), OSM.org, HERE.com; Mapcreator.io Quelle der Datengrundlage: Stadt Weingarten)

Der zweite Bauabschnitt liegt an der Abt-Hyller- und Heinrich-Schatz-Straße und ist flächenmäßig der größte der insgesamt vier Abschnitte. Den Großteil beider Abschnitte rechtzeitig zu realisieren, könnte laut Experten in der Stadtverwaltung allerdings knapp werden, sagte Moll bei der Einwohnerversammlung. Im Juni 2030 sollen dann auch 80 Prozent des dritten Abschnitts fertig sein, zwei Jahre später das gesamte Areal. 

Wir sind nach wie vor (...) bestrebt, die vertraglichen Fristen einzuhalten.

Michael Divé

Auf die Frage, wann mit einem offiziellen Baustart gerechnet werden kann, teilte Buwog-Sprecher Divé mit: „Bevor die sichtbaren Bauarbeiten starten können, sind noch Planungsarbeiten vorzunehmen, die überwiegend bereits im Hintergrund laufen.“ Zum Beispiel müsse das Energiekonzept noch finalisiert werden. Die Martinshöfe sollen zu 100 Prozent per Geothermie versorgt werden.

Eine Partnerfirma hole derzeit Angebote für die Infrastrukturplanung ein, sowie für den Hochbau des ersten Bauabschnitts. Die Planungen für den zweiten Bauabschnitt liefen ebenfalls. „Hierfür wird voraussichtlich noch innerhalb dieses Jahres ein Bauantrag gestellt werden können“, so Divé. „Wir sind nach wie vor (...) bestrebt, die vertraglichen Fristen einzuhalten.“

Stadt verweist auf Vertragsstrafen

Schafft die Buwog das nicht, muss der Konzern laut Oberbürgermeister Moll mit Vertragsstrafen rechnen. Das könnte die Buwog bis zu vier Millionen Euro kosten. Der Weingartener Dietmar Seitz bemängelte im Rahmen der Einwohnerversammlung, dass die Strafkosten nur einen Bruchteil der Investitionssumme der Buwog ausmachen. Diese lag vor gut einem Jahr bei 250 Millionen Euro. In der Zwischenzeit hat sich das Projekt laut Buwog-Sprecher Divé aber verteuert.

Moll entgegnete der Kritik des Bürgers, dass vermutlich niemand fahrlässig mit Vertragsstrafen in Millionenhöhe umgehen werde. Im Juli soll ein Treffen zwischen Stadt und Investor stattfinden, um über die nächsten Schritte zu sprechen. 

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