Waldemar Anton verlässt den VfB: Warum der BVB-Wechsel ein ...

Waldemar Anton

Der VfB Stuttgart verliert Innenverteidiger Nummer zwei: Waldemar Anton wird zu Borussia Dortmund wechseln. Damit geht ausgerechnet der Kapitän, der sich zuletzt immer wieder öffentlich zum VfB bekannt hat, von Bord. Ein fatales Signal an den Club und weitere mögliche Wechselkandidaten. Und ein Wechsel, der erneut eindrucksvoll zeigt: In diesem Fußball-Business zählt nur der Ruf des Geldes. Eine kommentierende Einordnung unseres Redakteurs Simeon Kramer.

Ausstiegsklausel abkaufen: VfB Stuttgart bemühte sich bis zuletzt um Anton

Gerade einmal fünf Wochen ist es her, da feierten die VfB-Fans mit einem 4:0-Sieg gegen Borussia Mönchengladbach die Vizemeisterschaft. Nach einer grandiosen Saison kannte die Freude über Platz zwei und die Teilnahme an der Champions League keine Grenzen. Nun zeigt sich den weiß-roten Anhängern ein gänzlich anderes Bild: Das so erfolgreiche Team der Schwaben droht auseinanderzubrechen – und ausgerechnet der Capitano könnte den ersten Stein ins Rollen bringen.

Denn: Waldemar Anton wechselt nach Dortmund. Der Innenverteidiger soll beim BVB einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschreiben. Jahresgehalt: rund zehn Millionen Euro. Damit verdreifacht der 27-Jährige sein bisheriges Einkommen. Fix ist der Transfer noch nicht, dem VfB ist die Anton-Entscheidung aber am gestrigen Freitag (21.06.) mitgeteilt worden. Nach der Europameisterschaft soll der Wechsel finalisiert werden.

Dabei bemühte sich der VfB in den letzten Wochen intensiv um einen Verbleib des Kapitäns. Nach Informationen unserer Redaktion hatten die Verantwortlichen im roten Clubhaus bis zuletzt versucht, Anton die Ausstiegsklausel für einen mittleren einstelligen Millionenbetrag abzukaufen. Schließlich ermöglicht diese Klausel, die bei rund 22,5 Millionen Euro liegt, den BVB-Transfer überhaupt. Da die Anton-Seite offenbar kein Interesse zeigte, auf das Angebot der Schwaben einzugehen, waren Bald-Sportvorstand Fabian Wohlgemuth und Co. am Ende die Hände gebunden. Somit zieht es den EM-Teilnehmer zum Liga-Konkurrenten.

Ein Wechsel mit "G'Schmäckle": Warum der Anton-Wechsel heuchlerisch ist

Der Wechsel ist auf der einen Seite nachvollziehbar. Anton verdient beim BVB das Dreifache und hat – anders als in Stuttgart – dauerhaft die Chance, um die Meisterschaft und in der Königsklasse mitzuspielen. Auf der anderen Seite hat der Wechsel ein „G‘schmäckle“: Der Kapitän hatte sich zuletzt immer wieder öffentlich zu den Schwaben bekannt.  In einem Interview mit dem Magazin 11Freunde Anfang Mai sagte Anton: „Warum sollte ich ständig wechseln, wenn ich mich in einer Stadt oder bei einem Verein wohlfühle?“

Außerdem verlängerte der 27-Jährige erst Anfang des Jahres seinen Vertrag beim VfB mit den Worten: „Wir sind auf einer Wellenlänge, es stimmt für mich hier einfach sehr vieles […]. Ich freue mich auf die weiteren Jahre im Trikot mit dem Brustring.“ Im Rückblick wirken seine Bekenntnisse heuchlerisch – ganz nach dem Motto: „Was juckt mich mein Geschwätz von gestern?“ Dass ausgerechnet Sven Mislintat seinen ehemaligen Schützling zum BVB lockt, kommt zum schlechten Transfer-"G'Schmäckle" dazu: Der Ex-VfB-Sportdirektor führt geschäftliche Beziehungen zu Anton-Berater Arthur Beck.

Fatales Signal von Anton: Verlassen auch Guirassy und Führich den VfB?

Vor diesen Hintergründen stößt der Anton-Wechsel vielen Fans sauer auf. Doch neben der emotionalen Komponente könnte der 27-Jährige mit seiner Entscheidung einen Stein ins Rollen gebracht haben. Sein Transfer zum BVB könnte ein fatales Signal an die anderen Wechselkandidaten Serhou Guirassy und Chris Führich sein: Wenn selbst der Kapitän das Schiff im größten Erfolg der letzten Jahre verlässt, warum sollten die beiden Angreifer dann bleiben?

Zumal Anton mit dem Wechsel auch seiner Angst zuvor kommt, der VfB-Kader könnte auseinanderbrechen. Damit sendet der Capitano das fatale Signal Nummer zwei: Warum sollte Chris Führich etwa, der ebenfalls eine Ausstiegsklausel besitzt, nicht ähnlich denken und handeln? Sein Kapitän hat es dem Flügelspieler schließlich schon vorgemacht, wie es geht. 

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