1. FC Union Berlin: Bloß nicht nochmal Abstiegskampf

7 Apr 2024

Pressekonferenzen vor oder nach den Spielen des 1. FC Union Berlin haben in der Regel nicht gerade den allerhöchsten Unterhaltungswert. Trainer Nenad Bjelica gehört zu den nüchterneren Vertretern seiner Zunft, sieht Auskünfte gegenüber den Medien mehr als Teil seines Jobs, denn als Bühne, sich selbst zu inszenieren.

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Foto Berliner Zeitung

Am Sonnabend, gerade hatte seine Mannschaft zwar verdient, in der Entstehung des Gegentores aber doch ärgerlich mit 0:1 gegen Bayer Leverkusen verloren, war das anders.

Ein spanischer Journalist, der Gästetrainer Xabi Alonso in der gemeinsamen Muttersprache befragen wollte, wurde von Pressesprecher Christian Arbeit zunächst ausgebremst, dafür gäbe es auch im Anschluss im kleineren Kreis noch die Möglichkeit. Doch Bjelica, ganz engagiert, bot sich spontan als Dolmetscher für die anwesenden Medienvertreter an. Der Kroate, der sechs Sprachen fließend spricht, verbreitete gute Laune. Na klar schmerzte ihn die Niederlage, doch irgendwie war sie angesichts der erdrückenden Dominanz des Gegners in allen Wettbewerben im Vorfeld auch kalkulierbar gewesen.

Im Stadion An der Alten Försterei blieb die Werkself in ihrem 41. Pflichtspiel in dieser Saison ungeschlagen. Die Hausherren erwiesen sich zwar als die erwartet harte Nuss, schwächten sich kurz vor dem Seitenwechsel aber selbst. Robin Gosens, der auf seiner linken Seite große Probleme mit Nathan Tella hatte, foulte den Leverkusener Schienenspieler ganz eindeutig. Und weil Gosens schon in der Anfangsphase verwarnt worden war, wurde er von Schiedsrichter Benjamin Brand mit der Ampelkarte vorzeitig aus dem Verkehr gezogen.

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Gleich bei der ersten Aktion in Unterzahl verschuldete Christopher Trimmel nach dem fälligen Freistoß einen Handelfmeter. Wieder eine unstrittige Entscheidung und wieder unstrittig, dass Florian Wirtz auf Leverkusener Seite die Verantwortung übernahm, nachdem er schon drei Tage zuvor im DFB-Pokal-Halbfinale gegen Fortuna Düsseldorf vom Punkt erfolgreich gewesen war. Der Treffer des momentan vielleicht versiertesten deutschen Fußballers war spielentscheidend, weil Union-Torhüter Frederik Rönnow ansonsten alles hielt, was zwischen seine Pfosten kam und Leverkusen insgesamt auch zu wenig zwingend auf das zweite Tor spielte.

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„In der zweiten Halbzeit haben wir auch mit einem Mann weniger sehr gut verteidigt und über Konter unsere Chancen gesucht“, sagte Bjelica. Er sah zwar, wie sich seine Mannschaft gegen die sechste Heimniederlage wehrte, letztlich aber doch auf verlorenem Posten stand. In Unterzahl wurde es gegen eine dominante und ballsichere Bayer-Elf immer schwieriger, gefährlich vor das Tor zu kommen. So chancenlos waren die Köpenicker in dieser Saison selten. „Wir können dem Gegner nicht nur zum Sieg, sondern auch zur Meisterschaft gratulieren“, ergänze Bjelica noch. Niemand im Raum, ob auf Deutsch, Spanisch oder irgendeiner anderen Sprache, wollte ihm da widersprechen.

Sechs Spieltage vor Saisonende hat Leverkusen 16 Punkte Vorsprung auf die Verfolger Bayern und Stuttgart. Ein Heimsieg am nächsten Sonntag (17.30 Uhr) gegen Werder Bremen reicht also, um den ersten Meistertitel der Vereinsgeschichte dingfest zu machen. Und der 1. FC Union Berlin? Muss nach den Ergebnissen des Wochenendes zumindest vorsichtig den Blick in den Tabellen-Rückspiegel werfen. Weil Mainz (4:0 gegen Darmstadt) und Köln (2:1 gegen Bochum) ihre Spiele gewannen, ist der Vorsprung auf die Abstiegsränge geschmolzen. Bjelica gab zu verstehen, dass dies die Herangehensweise im Saisonendspurt nicht ändern würde: „Wir haben auch vorher schon auf die Tabelle geschaut.“

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Beim nächsten Spiel am Freitag (20.30 Uhr) in Augsburg muss der 52-Jährige auf den gesperrten Gosens verzichten. Die Aufgabe beim Tabellensiebten wird nicht nur deshalb kompliziert, weil die Gastgeber überraschend um die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb spielen, sondern weil die Eisernen dort noch nie gewinnen konnten. In der Bundesliga gab es im ersten Jahr ein 1:1, danach allerdings drei Niederlagen in Serie.

Und acht Tage später (20. April, 18.30 Uhr) kommt dann der FC Bayern nach Köpenick. Die nächste hohe Hürde, auch wenn die Münchner insbesondere in diesem Jahr bei der Konkurrenz kaum noch Angst und Schrecken verbreiten. Abhängig von diesen beiden Partien zeigt sich, ob Trainer, Spieler und Anhänger einem ruhigen Saisonfinale im Mai entgegensteuern oder ob doch noch einmal Brisanz mit Blick auf den Abstiegskampf entsteht. Die Tabelle kennt schließlich nur eine Sprache.

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