Rechte Kreise feiern Wutrede von Börsen-CEO Theodor Weimer

Ampel-Kritik Rechte Kreise feiern Wutrede von Börsen-CEO Theodor Weimer

Theodor Weimer - Figure 1
Foto Capital - Wirtschaft ist Gesellschaft

Theodor Weimer wird zum Ende des Jahres seinen Posten als Chef der Deutschen Börse abgeben

© David Inderlied / Picture Alliance

Bei einer Veranstaltung im April hielt Theodor Weimer, Chef der Deutschen Börse, eine Wutrede über die deutsche Wirtschafts- und Migrationspolitik, die nun in sozialen Medien aufgegriffen wird

Theodor Weimer, Chef der Deutschen Börse, wird zum Ende des Jahres sein Amt niederlegen. Vorher hat er offenbar das Bedürfnis, seiner Wut auf die Politik Luft zu machen. Auf eine Weise, die man bei Wirtschaftslenkern selten öffentlich hört oder sieht.

Bei einer Veranstaltung des CSU-nahen Lobbyverbands Wirtschaftsrat Bayern am 17. April hielt der selbsternannte „Mr. Dax“ eine Rede, in der er vor allem auf die Wirtschaftspolitik eindrosch. Ein Video davon wird seit Donnerstag vor allem in rechtspopulistischen Kreisen auf X geteilt und ihnen nahestehende Medien wie „Tichy’s Einblick“ und „Junge Freiheit“ nahmen es auf. 

Theodor Weimer: „Es ist eine schiere Katastrophe“ 

Am Anfang sei er voller Begeisterung für Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) gewesen, erzählt Weimer zu Beginn seiner Rede. Inzwischen findet er: „Es ist eine schiere Katastrophe.“ Dabei bezieht er sich auf internationale Investoren, mit denen er immer wieder über ihren Blick auf Deutschland spreche. Sie würden nur noch investieren, weil es so günstig sei. „Wir sind zum Ramschladen geworden“, behauptet er. Es fehle der wirtschaftspolitische Kompass. „Wir sind, ökonomisch gesprochen, auf dem Weg zum Entwicklungsland.“

Unternehmen gegen Rechtsextremismus

Neben der Wirtschaftspolitik kritisiert er in seiner Rede auch die Migrationspolitik der Ampel. Ökonomisch gesehen müsse man Fachkräfte ins Land holen und nicht Menschen, die „zu 50 Prozent das Bürgergeld abkassieren und es irgendwo hinschicken“. Was Weimer nicht sagt: 65,6 Prozent der Ausländerinnen und Ausländer in Deutschland arbeiten. Unter Deutschen sind es 77,2 Prozent. Weimer schlussfolgert: „Unsere Ausrichtung am Gutmenschentum wird nirgends geteilt.“

Weimer positionierte sich gegen AfD

Im Februar hatte sich Weimer „zutiefst besorgt“ über den Aufstieg der Rechten in Deutschland gezeigt. „Ich möchte nicht in einem Land leben, in dem die Frage, ob man hier willkommen ist oder nicht, davon abhängt, wo die Großeltern geboren wurden“, zitierte ihn die britische Tageszeitung „Financial Times“. Der Erfolg rechter Parteien wie der AfD sei fatal – auch für Deutschland und Europa als wichtige Finanzplätze. Außerdem: „Unsere Aufgabe ist es, Freiheit und Demokratie zu verteidigen, das gilt auch für Geschäftsleute.“

Weimers Unternehmen, die Deutsche Börse, reagierte auf Nachfrage von Capital zurückhaltend auf seine Aussagen. „Theodor Weimer ist ein Mann der klaren Worte. Er ist nicht bekannt dafür, Dinge schön zu reden“, teilte das Unternehmen Capital mit. „Seine Einschätzungen, die zum großen Teil auf Gesprächen mit internationalen Investoren beruhen, hat er bereits bei unterschiedlichsten Anlässen geäußert.“ 

Mit ähnlichen Thesen wie in seiner Rede in Bayern hatte sich Weimer, intern auch „Klartext-Weimer“ genannt, bereits beim Neujahrsempfang der Börse geäußert. Allerdings hatte er seinerzeit auf die zugespitzten Formulierungen verzichtet.

#Themen Deutsche Börse Wirtschaftspolitik Zuwanderung Rechtspopulismus Bundesregierung Ampel-Koalition
Mehr lesen
Ähnliche Nachrichten
Die beliebtesten Nachrichten der Woche