Lang und Nouripour als Grünen-Chefs wiedergewählt

24 Nov 2023
Ricarda Lang
Parteitag in Karlsruhe Lang und Nouripour als Grünen-Chefs wiedergewählt

Stand: 24.11.2023 13:02 Uhr

Der Parteitag der Grünen hat die beiden Vorsitzenden Lang und Nouripour im Amt bestätigt. Lang wurde mit 82,3 Prozent der Stimmen wiedergewählt - eine Gegenkandidatin gab es nicht. Nouripour setzte sich mit 79,1 Prozent gegen einen Mitbewerber durch.

Die Grünen halten an ihrer Doppelspitze fest: Auf dem Parteitag in Karlsruhe wurden Ricarda Lang und Omid Nouripour als Parteichefs wiedergewählt. Die Delegierten ermöglichten ihnen damit eine weitere zweijährige Amtszeit. Lang trat auf dem für Frauen reservierten Platz ohne Gegenkandidatin an und errang 82,3 Prozent der Stimmen. Nouripour, der einen Mitbewerber hatte, erhielt 79,1 Prozent. Auf Gegenkandidat Philipp Schmagold entfielen zwölf Prozent.

Lang holte damit ein besseres Ergebnis als bei ihrer ersten Wahl. Sie hatte im Januar 2022 insgesamt 75,93 Prozent der Stimmen erhalten. Da sie damals bei einem digitalen Parteitag gewählt worden war, musste danach noch einmal per Brief abgestimmt werden - bei dieser Wahl erhielt sie 78,73 Prozent der Stimmen.

Nouripours Ergebnis fiel diesmal etwas schlechter aus als bei seiner ersten Wahl Anfang 2022. Damals erreichte er gegen zwei Mitbewerber bei einem Online-Parteitag 82,6 Prozent. Das Ergebnis verbesserte sich bei der Bestätigung per Briefwahl später auf 91,65 Prozent.

"Die beiden härteren Jahre kommen noch"

Bei ihrer Bewerbungsrede betonte Lang die Erfolge der Grünen als Teil der Ampelkoalition mit SPD und FDP. "Ich bin so unfassbar stolz darauf, was wir in den letzten beiden Jahren geleistet haben", sagte Lang, die unter anderem die Sicherung der Gasversorgung im vergangenen Winter, das 49-Euro-Ticket und die Abschaffung des Paragrafen 219a nannte. Lang zeigte sich aber auch selbstkritisch. So gelinge es den Grünen nicht immer, die Menschen zu erreichen. Sie selbst sei in Zeiten, wo ihre Partei in Bedrängnis gekommen sei, manchmal etwas "ins Technokratische" abgerutscht.

Nouripour stimmte seine Partei darauf ein, dass ihr die schwierigsten Zeiten in der Ampelkoalition noch bevorstünden. "Das waren zwei aufreibende Jahre, aber das waren die beiden leichten Jahre", sagte er. "Die beiden härteren kommen jetzt noch, das wissen wir." Auf eine Frage zur Stimmung in der Ampelkoalition räumte er ein: "Wir haben zu viel Streit." Das müsse weniger werden. Seiner Partei sprach er Mut zu. "Das Wichtigste ist, was im Land ankommt und nicht, wie es uns damit geht."

Der 48-Jährige, der in Teheran aufgewachsen ist und im Alter von 13 Jahren mit seiner Familie nach Deutschland kam, berichtete auch von den Folgen seiner politischen Arbeit für Angehörige im Iran. Nachdem er sich im vergangenen Jahr deutlich zu den mutigen Frauen im Iran geäußert habe, habe er Anrufe von Verwandten erhalten, "die mich gefragt haben, ob ich es auch leiser machen kann, weil sie aufgrund meiner Arbeit hier bedroht worden sind". Er fügte hinzu: "Und nicht alle haben das überlebt." Im Iran hatten im September 2022 Massenproteste gegen die Regierung begonnen.

Schwerpunkte Sozial- und Außenpolitik

Lang kommt aus Baden-Württemberg und rechnet sich dem linken Parteiflügel zu. Sie ist seit 2012 bei den Grünen und war auch schon Chefin der Nachwuchsorganisation Grüne Jugend. Ihr Schwerpunkt ist die Sozialpolitik. Nouripour gilt als Realo und ist langjähriger Bundestagsabgeordneter aus Frankfurt mit einem Fokus auf Außenpolitik.

Als Bundesvorsitzende ihrer Partei arbeiten die beiden bisher ohne ersichtliche Probleme zusammen. Sie setzen den Kurs ihrer Vorgänger Robert Habeck und Annalena Baerbock fort und versuchen, die Grünen für mehr Menschen jenseits der Kernklientel wählbar zu machen - was laut Umfragen zuletzt aber weniger gelang.

Großes Thema Haushaltskrise

Nach der Wahl der Vorsitzenden beginnt auf dem Parteitag nun die Kandidatenkür für die Europawahl, insgesamt sollen 40 Listenplätze besetzt werden. Spitzenkandidatin soll Terry Reintke werden, die bereits seit 2014 Europaabgeordnete ist. Derzeit sind die Grünen mit 21 Abgeordneten im EU-Parlament vertreten.

Der erste Tag des Parteitags hatte im Zeichen der Haushaltskrise nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts gestanden, infolge dessen der Ampel-Koalition 60 Milliarden Euro insbesondere für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft fehlen. Bundeswirtschaftsminister und Vizekanzler Habeck sagte in seiner Rede: "Wir werden Lösungen finden und weiter kämpfen und gewinnen." 

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