Konzert in Dresden: Rammstein holen die Peniskanone wieder aus ...

16 Mai 2024
Konzert in Dresden Rammstein holen die Peniskanone wieder aus der Garage

Als Rammstein im Sommer das Lied »Pussy« aus dem Liveprogramm nahmen, wirkte es wie ein Zugeständnis nach den schweren Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann. Bei einem Konzert in Dresden tat die Band nun so, als sei nichts geschehen.

Rammstein Dresden - Figure 1
Foto DER SPIEGEL

16.05.2024, 12.08 Uhr

Rammstein-Sänger Lindemann bedient Schaumkanone (hier 2013): »Pussy« ist zurück auf der Setlist

Foto: Carsten Rehder / dpa

Am Mittwochabend spielte die Band Rammstein das erste Konzert in Deutschland auf ihrer diesjährigen Europatournee. Auf einem Open-Air-Gelände der Messe Dresden, der Flutrinne, wurden die Bühne und Tribünen aufgebaut, rund 55.000 Menschen schauten sich den Auftritt an. Zuvor hatten die Musiker in der ersten Maihälfte drei Konzerte in Prag gespielt.

Bühnenaufbau auf der Flutrinne im Dresdner Ostragehege: Raum für Feuer

Foto: Andreas Weihs / IMAGO

Die Band eröffnete ihre Show mit dem Titel »Ramm 4«, der erstmals seit 2019 im Programm stand. Darin die programmatischen Zeilen: »Auferstanden aus Ruinen / Glück für Menschen und Maschinen / Eilt herbei von fern und nah / Wir sind wieder da!«. Rammstein-Sänger Till Lindemann stand seit dem vergangenen Sommer im Zentrum von Vorwürfen, die er zurückgewiesen hatte. Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte ihre Ermittlungen gegen den Rockstar eingestellt. Doch die Debatte rund um ein perfides Castingsystem, um Lindemann bei Konzerten mit Sex zu versorgen, von dem mehr als ein Dutzend Frauen berichtet hatten, verstummte dadurch nicht. Die Irin Shelby Lynn, deren Bericht die Recherchen um die Row Zero ins Rollen brachte, wurde sogar von der Bundestagsfraktion der Union eingeladen.

Rammstein Dresden - Figure 2
Foto DER SPIEGEL

Als Till Lindemann im November und Dezember auf Solotournee durch Deutschland reiste, gab es vor vielen Konzerthallen Proteste. Fans des Sängers reagierten trotzig und teilweise aggressiv. Auch in Dresden trafen sich nun rund 200 Menschen zu einem Demonstrationszug unter dem Motto »Konsequenzen für Rammstein«. In einer entsprechenden Onlinepetition  wurde ein Verbot der Rammstein-Konzerte in Dresden gefordert, zumindest aber, dass die Einnahmen der Stadt gespendet werden sollten – an Organisationen, Vereine oder Initiativen, die sich für Betroffene von sexualisierter Gewalt einsetzen. Bis zu Donnerstagvormittag unterschrieben 1438 Menschen.

Demonstrierende auf dem Jorge-Gomondai-Platz in Dresden: »Fuck Rammstein«

Foto: Sebastian Kahnert / dpa

Dass das Konzert in Dresden früher als ursprünglich geplant zu Ende ging, hatte aber nichts mit den Protesten zu tun: Die Stadt hatte mit Blick auf die Lärmschutzverordnung als Auflage gestellt, dass um 22 Uhr Ruhe auf der Bühne zu herrschen habe. Zuvor präsentierte die Band ihre übliche Show mit viel Feuer und einigen Provokationen. Unter anderem hat Rammstein erstmals seit 2013 den Song »Wiener Blut« im Programm, ein Lied über den Fall Josef Fritzl.

Rammstein Dresden - Figure 3
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Ein weiterer Rückkehrer in die Setlist kam in der Zugabe: Rammstein spielte den Song »Pussy«, der bei den Konzerten des vergangenen Sommers nach den Veröffentlichungen zum Groupie-System um Lindemann aus dem Programm geflogen war. Man konnte das seinerzeit als kleines Zugeständnis an die Kritikerinnen und Kritiker werten. Doch nun ist »Pussy« zurück und damit auch die »Peniskanone« – eine überdimensionierte Schaumkanone, die einen ejakulierenden Penis symbolisiert.

Rammstein spielen am Donnerstag, Samstag und Sonntag noch drei weitere Konzerte in Dresden. Auch in Frankfurt am Main (Mitte Juli) und Gelsenkirchen (Ende Juli) wird die Rammstein-Show noch erwartet.

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