Der SC Preußen Münster steigt in die 2. Bundesliga auf

18 Mai 2024

Preußen Münster hat den Durchmarsch von der Regionalliga West bis in die 2. Bundesliga geschafft. Das war gerade nach dem Start in die Saison nicht abzusehen - und ist auch den Tor-Garanten des SCP zu verdanken.

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Foto kicker

Sprung in Liga zwei: Die Spieler des SC Preußen Münster. IMAGO/Beautiful Sports

Spätestens, nachdem Schiedsrichter Cristian Ballweg die Partie abgepfiffen und Preußen Münster gegen Waldhof Mannheim mit 1:3 verloren hatte, war auch Preußen-Trainer Sascha Hildmann klar: Eine schwierige Saison steht bevor. Nach fünf Spieltagen stand seine Mannschaft bei mageren vier Pünktchen, die Offensivbemühungen waren bis dato maximal ein zartes Pflänzchen in der steifen Brise der 3. Liga (4:9 Tore).

33 Spieltage später hat Münster alle Erwartungen übertroffen, die 3. Liga überflügelt - und steht nun nach einem 2:0-Sieg über die SpVgg Unterhaching hinter dem SSV Ulm 1846 als zweites Team fest, dem in dieser Saison der Durchmarsch von der Regionalliga direkt ins deutsche Unterhaus gelingt. Doch was war in der Zwischenzeit passiert?

38. Spieltag
Überragender Start aus der Winterpause

Sicher profitierte der Adlerklub in der Rückrunde von den regelmäßigen Patzern der längst enteilten ambitionierten Klubs aus Regensburg und Dresden. Doch vor allem kann Münster, das 1963 eines der Gründungsmitglieder der Bundesliga war, auf eine überragende eigene Rückserie blicken.

Hildmann und seine Schützlinge haben sich nach dem souveränen Aufstieg aus der Regionalliga West schnell in der 3. Liga akklimatisiert, Rang zwölf und ein komfortables Polster auf die Abstiegsränge sorgten für zufriedene Gesichter zur Winterpause. Diese sollten aus dem Staunen nicht mehr herauskommen, als das neue Jahr begann und sich der SCP von Sieg zu Sieg ballerte, zwischen Januar und März kein Spiel mehr verlor und nach einem Dreier am 31. Spieltag über Dresden plötzlich vom Relegationsrang grüßte.

Batmaz und Grodowski im hauseigenen Duell um die Kanone

Auch die daran anknüpfenden beiden Niederlagen gegen die direkte Konkurrenz aus Regensburg (1:3) und Ulm (0:2) brachte die Preußen nicht mehr aus dem Konzept, stattdessen antwortete die zweitbeste Rückrundenmannschaft wütend mit Siegen gegen Freiburg II (2:0), Viktoria Köln (5:3) und den 1. FC Saarbrücken (4:1).

Preußen Münster - Figure 2
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Dabei verteilte die beste Offensive der Liga die Verantwortung fürs Toreschießen auf mehrere Schultern. Allen voran auf die von Joel Grodowski und Malik Batmaz. Grodowski, der bei seinem zweiten Anlauf in Münster so richtig glücklich zu werden scheint, steht zum Ende der Saison bei 17 Toren und fünf Vorlagen - genau wie sein Sturmpartner Batmaz, der ebenfalls 17-mal treffen konnte. Für Batmaz war es die erste Saison, die er unangefochten als Stammspieler auf dem Rasen stand, in den Jahren zuvor war er beim KSC meist über die Jokerrolle kaum hinausgekommen.

Und war das Sturmduo mal nicht erfolgreich oder wurde mehr Hilfe benötigt, konnte sich der SCP auf den waschechten Münsteraner Marc Lorenz, Leader, Kapitän und Identifikationsfigur in einem, verlassen. Ein Beispiel gefällig? Bei der erfolgreichen Aufholjagd gegen Viktoria Köln war der 35-Jährige an allen fünf Treffern beteiligt. Überhaupt war Lorenz, dessen Vertrag zum Saisonende ausläuft, der aber gerne bleiben würde, mit zehn Vorlagen der beste Assistgeber seines Teams. Mit seinem Traumtor gegen Unterhaching am letzten Spieltag machte er sich zudem in Münster unsterblich.

Münsters lange Durststrecke - Niemeyer als Vater des Erfolgs

Nun also kehrt ein weiterer Verein voller Tradition nach langem Warten wieder in die Zweitklassigkeit zurück. Davon war der SCP viele Jahrzehnte ein gutes Stück entfernt, erst recht, als nach zehn Jahren Drittklassigkeit zwischen 2011 und 2020 das Kapitel Profi-Fußball mit dem erneuten Abstieg in die Regionalliga in weite Ferne rückte. Trainer damals wie heute: Sascha Hildmann, der das Team im Januar 2020 übernommen hatte, den Abstieg aber nicht mehr verhindern konnte. Seine Mission Wiederaufstieg endete 2020/21 auf Rang drei und 2021/22 denkbar knapp und punktgleich mit Aufsteiger Rot-Weiss Essen auf Platz zwei, ehe ein Jahr später die Erlösung und wieder ein Jahr später sogar der Durchmarsch folgte.

Einer der Väter des Erfolges ist zweifelsohne dabei Peter Niemeyer. Der Ex-Profi (u.a. Werder Bremen) stieg 2020 beim SCP als Sportdirektor ein, nach zwei Jahren folgte die Beförderung in die Geschäftsführung. Das Problem: Der 40-Jährige verlässt Preußen Münster zum Saisonende und wechselt nach Bremen, sein Nachfolger wird Ole Kittner, der aktuell noch Geschäftsführer Marketing, Strategie & Kommunikation ist. Auf den neuen Mann kommt eine große Herausforderung zu.

Herausfordernd ist außerdem auch die Situation rund um das Preußenstadion. Der Adlerklub hat zwar von der DFL die Lizenz für die 2. Bundesliga erhalten, "dies ist allerdings mit erheblichen Auflagen und Anstrengungen verbunden, die in den Bereichen Personal, Administration sowie insbesondere Stadion- und Medien-Infrastruktur unternommen werden müssen. Außerdem spielt die konkrete Stadionperspektive eine zentrale Rolle in der Bewertung der DFL", so schrieben es die Westfalen Mitte April in einer Pressemitteilung.

Erfolgsgarant: Das Preußenstadion. imago images/Team 2

Lizenz nur mit Auflagen: "Wird alles abverlangen"

Aktuell ist im Preußenstadion Platz für 12.800 Zuschauer, die DFL schreibt allerdings vor, dass Erst- und Zweitliga-Teams mindestens 15.000 Zuschauern Platz bieten müssen. Auch dem Flutlicht fehlt es am vorgeschriebenen Richtwert von 1.200 Lux, bei den Medienplätzen müsste ebenfalls nachgebessert werden. Bis 2027 soll das Stadion umgebaut sein und Platz für 20.000 Zuschauer bieten. Das Stadion des SCP ist mit seinen Fans von enormer Bedeutung für die Westfalen, nicht von ungefähr stellten die Münsteraner das beste Heimteam der 3. Liga.

Die Verantwortlichen bei Preußen Münster stehen in den kommenden Wochen vor vielen schwierigen Aufgaben, die "finanziell, personell und organisatorisch alles abverlangen" werden, so Markus Sass, Geschäftsführer für Stadion, Finanzen und Organisation beim Sportclub.

Den Spielern wird das fürs Erste egal sein, nach dem Schlusspfiff gegen Unterhaching gab es kein Halten mehr. Die Feierlichkeiten in Münster werden sicherlich bis in die Morgenstunden des Sonntags weitergehen.

dos

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