Wer in Malmö im Finale aufttritt Niederländer Joost Klein auch bei zweiter ESC-Probe ausgeschlossen

Malmö · Manche singen glockenhell, manche grölen wie Hardrocker, andere ziehen ein Hexenritual durch. Der Eurovision Song Contest ist Zirkus und Großraumdisco. Der niederländische Kandidat Joost Klein wurde am Freitagabend auch von der zweiten ESC-Probe ausgeschlossen. Alle Hintergründe dazu und zu den Finalisten am Samstag.

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ESC 2024: Wer in Malmö im Finale auftritt

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Der niederländische Kandidat für den Eurovision Song Contest (ESC), Joost Klein, ist am Freitagabend auch von der zweiten Durchlaufprobe für das Finale ausgeschlossen worden. Grund seien die weiteren Untersuchungen eines Vorfalls mit dem Musiker. Worum es sich dabei handelte, wurde zunächst nicht bekannt gemacht.

Die europäische Rundfunkunion (EBU) habe beschlossen, dass der Sänger während der zweiten Generalprobe des Wettbewerbs, über die die Jurys der 37 Teilnehmerländer abstimmen, „nicht auftreten wird, solange die Ermittlungen andauern“, teilte die EBU am Freitagabend mit. Sein Auftritt wird den Angaben zufolge von der Jury anhand seines Auftritts beim zweiten Halbfinale von Donnerstag bewertet.

Die Jury-Abstimmung findet nach den Regeln des ESC immer bei der zweiten Generalprobe statt. Eine Jury besteht dabei pro Land aus fünf Experten. Stimmberechtigt sind alle 37 Teilnehmerländer - also auch Länder, die in den Halbfinals ausgeschieden sind. Die Entscheidungen der Jury macht beim ESC in der Regel 50 Prozent des Endergebnisses jedes Beitrags aus. Die anderen 50 Prozent ergeben die Telefonabstimmungen beim Finale. Weder in den Halbfinals noch im Finale kann für das eigene Land gestimmt werden.

„Die Untersuchung des Vorfalls mit dem niederländischen Künstler beim diesjährigen Eurovision Song Contest ist noch nicht abgeschlossen. Es finden auch Gespräche zwischen der EBU und Avrotros, dem teilnehmenden niederländischen Fernsehsender, statt“, hieß es weiter von der EBU.

Am Freitag wurde bekannt, dass der Künstler wegen eines Vorfalls bis auf Weiteres nicht an den Proben für das Finale teilnehmen werde. Klein war zwar bei der ersten Durchlaufprobe des Finales erschienen und bei der Flaggenparade noch anwesend gewesen, seinen Song „Europapa“ probte er jedoch nicht.

Alle 26 Teilnehmer des Eurovision-Song-Contest-Finales in Malmö vom Samstagabend (11. Mai) in der Startreihenfolge mit Interpreten, Titel und Kurzkommentar.

Wer tritt beim ESC-Finale an?

Marcus & Martinus („Unforgettable“) - ein Elektro-Popsong der Zwillinge mit futuristischem Look geht für das Gastgeberland ins Rennen.

Alyona Alyona & Jerry Heil („Teresa & Maria“) - eine kraftvolle Mitklatsch-Hymne mit Sprechgesang auf Ukrainisch. Sie handelt von starken Frauen, huldigt Mutter Teresa und der heiligen Maria.

Isaak („Always on the Run“) - eine Powerballade mit kraftvollem Sound und rauer Stimme, die auch ruhige Momente hat. Viel Feuer auf der Bühne.

Tali („Fighter“) - Die Sängerin mit den dicken Zöpfen beginnt auf Französisch, singt dann auch auf Englisch und beweist, dass die große Grand-Prix-Nation Luxemburg nach Jahrzehnten Pause immer noch perfekt ESC kann.

Joost Klein („Europapa“) - wirkt wie ein alberner Kinderlied-Ohrwurm, aber der Sänger, der mit Ski Aggu und Otto („Friesenjung“) 2023 einen Nummer-eins-Hit in Deutschland hatte, hat ein durchaus visionäres Europa- und Eltern-Anliegen.

Eden Golan („Hurricane“) - der Beitrag, der am meisten Wirbel macht. Die Ballade erinnert nach Änderungen im Text nirgends mehr an den Überfall der Hamas. Abendrobe und Kleidung der Tänzer wecken aber Assoziationen an Bandagen und Verletzungen.

Silvester Belt („Luktelk“) - das Lied in litauischer Sprache hat einen eingängigen Beat. Der Elektro-Popsong ließe sich genau so in jedem Club hören - ist aber auch recht austauschbar.

Nebulossa („Zorra“) - eine Sängerin, die an Donatella Versace erinnert, singt einen Party-Hit mit Burlesque- (da es junge Männer sind besser: Boylesque-) Einlagen. Herrlich trashig, glamourös und fast wie aus einer Dragqueen-Show.

5Miinust & Puuluup („(Nendest) narkootikumidest ei tea me (küll) midagi“) - viele Herren machen auf lustig, aber viel zu grölend und wenn man so sagen darf: zu heterosexuell für den ESC.

Bambie Thug („Doomsday Blue“) - das Lied ist ein Mix aus Sprechgesang, harten Elektronikklängen und sanfter Ballade. Die Show spielt mit Grusel und okkultistischen Ritualen. Bambie Thug ist non-binär, versteht sich also weder als Frau noch Mann.

Dons („Hollow) - der Lette schmettert mit kräftiger Stimme eine Ballade. Das Ganze klingt am Ende aber recht fade.

Marina Satti („Zari“) - kaum ein Act bringt so eine hohe Stimmlage auf die ESC-Bühne wie Marina Satti. Ihr Genre lässt sich vielleicht als Ethno-Elektronik beschreiben.

13 United Kingdom/Großbritannien

Olly Alexander („Dizzy“) - Tanz-Popsong des offen schwulen Frontmanns der Band Years & Years und Schauspielers („It's a Sin“) mit halbnackten Boxern in viereckiger Kiste, die sich zu drehen scheint - hoher Gay-Erotic-Faktor.

Gåte („Ulveham“) - Folk-Rock-Song auf Norwegisch, bei dem viele froh sein dürften, wenn er vorbei ist.

Angelina Mango („La noia“) - In der Cumbia-Pop-Nummer geht es um den Umgang mit Langeweile und schweren Stunden, die man wegtanzen und aus denen man gestärkt hervorgehen kann - es soll ein Lied über die Generation Z sein.

Teya Dora („Ramonda“) - eine auf Serbisch gesungene, gefühlvolle Ballade über Hilflosigkeit und Einsamkeit.

Windows95man („No Rules!“) - viele große Events haben einen „Flitzer“, der nackt durchs Bild läuft. Hier steht er mal auf der Bühne. Ohne Unterhose, wie man glaubt. Dank geschickter Kameraführung erkennt man erst spät: ein bisschen was hat er doch an. Die Synthesizer-Musik ist da fast schon egal.

Iolanda („Grito“) - ein charmanter Auftritt in portugiesischer Sprache, eine der seltenen ruhigen Balladen. Dennoch sehen die Buchmacher dieses Lied weit hinten.

Ladaniva („Jako“) - die Band, die so heißt wie ein sowjetischer Geländewagen, zaubert etwas Folklore auf die Bühne. Die Sängerin mit langen Zöpfen singt astreinen Ethno-Pop.

Silia Kapsis („Liar“) - ein Popsong mit eingängigem Beat, allerdings nichts, das besonders im Ohr hängen bleibt.

Nemo („The Code“) - Der Song ist ein wilder Genre-Mix aus Pop, Rap, Oper, Drum 'n' Bass und James-Bond-Song. Nemo identifiziert sich als nicht-binär („Ich fühle mich weder als Mann noch als Frau“) und wird im oberen Feld erwartet.

Raiven („Veronika“) - ein slowenischsprachiges Lied. Es handelt von einer Adligen, die zu Unrecht der Hexerei angeklagt wurde. Auf der Bühne ist viel Haut zu sehen, Elemente aus Pop und Oper bestimmen den Klang.

Baby Lasagna („Rim Tim Tagi Dim“) - als ESC-Favorit garantiert der Song mit Bühnenshow samt bunten Tierprojektionen wildes Feiern. Der Beat sitzt ab der ersten Sekunde und lädt zum Headbangen ein. Der Liedtitel ist genauso verrückt wie der Sänger in Balkankostümierung.

Nutsa Buzaladze („Firefighter“) - falls es bei dieser Schrei-Nummer zu heiß wird, dann ist die Feuerwehr laut Titel ja gleich zur Stelle. Tänzer im Flatter-Look unterstützen die Sängerin im goldenen Kleid, die alles zu geben scheint.

Slimane („Mon Amour“) - Der Sänger flirtet mit der Kamera und legt eine hübsche stimmgewaltige Ballade hin. Sein A-Capella-Part ohne Handmikro hat beim Halbfinale einen Gänsehautmoment beim mitsingenden Publikum geschaffen.

Kaleen („We will rave“) - Die 90er haben angerufen und wollen ihren Eurodance-Hit im Stil von DJ Bobo zurück. Manche hören da Anklänge an „Moonlight Shadow“ von Mike Oldfield und Maggie Reilly.