„Hart aber fair“ über Bundesliga-Investorenstreit: Fanvertreter greift ...

20 Feb 2024

Fanvertreter greift 96-Boss an

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Hart aber fair - Figure 1
Foto RND

Der Investorenstreit in der Bundesliga war Thema bei „Hart aber fair".

Quelle: ARD/Screenshot

Im ARD-Talk „Hart aber fair“ ging es am Montagabend um die Protestaktionen in der Fußball-Bundesliga. Bedeutet der geplante Einstieg eines Investors nun die Rettung oder das Ende für den deutschen Fußball? Eine echte Antwort bleibt die Sendung, in der zwei Protagonisten im Mittelpunkt stehen, schuldig.

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Natürlich geht es in diesen Wochen auch um Fußball in den Arenen der Bundesligen eins und zwei. Beim elf Jahre in Folge regierenden Rekordmeister FC Bayern München ist die Krise ausgebrochen, Bayer Leverkusen schickt sich an, möglicherweise wirklich erstmals Deutscher Meister zu werden.

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Trotzdem aktuell alles Nebensache. Denn seit sich die 36 in der Deutschen Fußball Liga (DFL) organisierten Profiklubs per Zweidrittelmehrheit dazu entschieden haben, einem Investor gewisse Beteiligungsrechte für die Gegenleistung von – so der Wunsch – etwa einer Milliarde Euro einzuräumen, ist im deutschen Profifußball nichts mehr wie vorher. Seit Wochen protestieren Teile der organisierten Fanszenen gegen die Investorenpläne, werfen Tennisbälle auf den Rasen, sorgen für Spielunterbrechungen in der 1. und 2. Bundesliga. Und so widmet sich dann eben auch mal ein eher selten sportliches Fernsehformat wie „Hart aber fair“ den aktuellen Entwicklungen im deutschen Profifußball. Und Moderator Louis Klamroth stellt recht früh die Frage, wem denn nun der Fußball gehört.

Um das vorwegzunehmen: Eine befriedigende Antwort auf diese zugegeben recht komplexe Frage können auch die Diskutierenden nicht geben. Martin Kind, seit Jahrzehnten der starke Mann und Gesellschafter bei Zweitligist Hannover 96, als Feind der urdeutschen 50+1-Regel aber von Teilen der Fanszenen als das ultimative Böse des Fußball-Kapitalismus verfemt, versucht es immerhin. Er erzählt von Kapitalgesellschaften, Zuschauern und Spielern, um dann zu denen zu kommen, die gerade protestieren, die ihn nicht mögen und die er offenbar auch nicht mag: „Eine gewisse Szene hat den Anspruch, dass ihr der Fußball gehört. Das geht nicht, das ist nicht akzeptabel.“

Hart aber fair - Figure 2
Foto RND

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Kind gegen Kessen – die übrigen Gäste bleiben im Hintergrund

Diese Szene wird in dieser Runde von Thomas Kessen, dem Sprecher des Fanverbands „Unsere Kurve“, vertreten. Er erzählt dann auch erst mal launig, wie leicht es sei, Tennisbälle ins Stadion zu schmuggeln, sein Vater habe früher auch immer vergessen, das Taschenmesser zu Hause zu lassen, so schwierig sei das ja alles nicht, hihi. „Es ist ja nicht so, dass wir eine JVA betreten, sondern ein Fußballstadion. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt“, erzählt der Fanvertreter.

Stellte sich der Kritik: Martin Kind bei „Hart aber fair“ mit Moderator Louis Klamroth.

Quelle: ARD

Und so sind immerhin hier in dieser ARD-Runde schnell die Grenzen gesetzt, Fußball-Unternehmer – personifiziert von Martin Kind – gegen Fußball-Fans – personifiziert von Thomas Kessen. Als Vermittler in der Runde bietet sich SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert an, selbst ausgewiesener Fußballfan trotz jahrzehntelangen Leids als Anhänger Arminia Bielefelds. Über die geschmacklosen Plakate im Fanblock von Hannover 96, die unter anderem Kind im Fadenkreuz zeigten, hat er eine klare Meinung: „Ich möchte nicht, dass wir eine Gesellschaft bekommen, in der wir unsere Konflikte so austragen.“ Er hofft aber, dass die Proteste aufhören, wenn die Klubs der DFL einfach noch einmal über den Investoreneinstieg abstimmen würden, dann aber bitte transparent, wie von den Fans gefordert. Überhaupt sei der deutsche Fußball doch großartig. „Wir haben für Zuschauer eine der attraktivsten Ligen der Welt, das sollten wir nicht geringschätzen“, sagt der Sozialdemokrat. Gegen den Investor hat er nichts, „aber wir müssen nicht jeden Schritt mitgehen“. Er sagt das mit Verweis auf die englische Premier League, wo der Fußball längst zum Spielball von Investoren geworden ist, wo wegen des irre vielen Geldes aber eben auch die besten Spieler spielen.

Hart aber fair - Figure 3
Foto RND

Die übrigen Diskutierenden – Ex-Weltmeisterin Ariane Hingst, Ex-Europameister Markus Babbel, 11Freunde-Journalistin Mia Guethe und der Fußball-Podcaster Nico Heymer – sind für den Fortgang der Diskussion einigermaßen unwichtig. Ein Eins-gegen-Eins zwischen Kind und Kessen hätte dem Format bessergetan.

Echte Lösungsansätze liefert keiner

Beide argumentieren mit der Arroganz und Selbstgerechtigkeit derer, die in diesem Fall alles besser wissen. Kind zieht sich mehrmals auf den Standpunkt zurück, dass der Rahmen dieser Talkshow nicht der richtige sei, um beispielsweise ein angerissenes Thema wie die 50+1-Regel, der er so skeptisch gegenübersteht, zu vertiefen. De Regeln des Profifußballs sind in der Tat komplex und wahrscheinlich zu komplex für diese Runde. Gleichzeitig wäre es gar nicht so schlecht fürs Verständnis des großen Bildes gewesen, an diesen Stellen in die Tiefe zu gehen. Dafür wiederum hätte es deutlich weniger Gäste bedurft.

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Bleiben wir also bei Kind und Kessen. Der Letztgenannte lauert immer darauf den Erstgenannten zu stellen. Ein paar Mal gelingt ihm das sogar, beispielsweise als Kind zugibt, dass sein eigenes Investment in Hannover 96 nicht besonders lohnenswert sei, weswegen frisches Geld ins System müsse. Ein System, das sich selbst nicht trägt, wird mit Geld von außen am Leben gehalten? „Das ergibt doch keinen Sinn“, entgegnet der Fanvertreter.

Leider zieht sich aber irgendwann auch Kind mehr und mehr aus der Diskussion zurück. Echte Lösungsansätze, die über „noch mal abstimmen“ hinausgehen, werden zudem nicht aufgeworfen. Man stellt erneut fest, dass die Parteien in diesem Streit keine wirkliche Gesprächsgrundlage haben, was für die Zukunft des deutschen Fußballs wirklich schwarzsehen lässt.

Und so ziehen sich die 75 Minuten Sendungslänge spätestens nach der Hälfte doch sehr. Und diejenigen, die vorher nicht verstanden haben, warum da plötzlich im Fußballstadion Tennisbälle fliegen, dürften hinterher nicht viel schlauer sein. Immerhin wissen sie, weil Markus Babbel das in einem seiner wenigen Beiträge gesagt hat, dass es so wie jetzt nicht weitergehen kann.

Recht hat er. Am Wochenende ist übrigens wieder Bundesliga.

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