Hannover-Messe: OWL-Firmen ziehen Blicke auf sich – auch der ...

11 Tage vor

Hannover/Espelkamp. Mit einem Lächeln betritt Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) auf der Hannover-Messe den Stand der Firma Harting aus Espelkamp. Hier, so scheint es, gibt es die Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung zum Anfassen. „Wir müssen Pioniergeist an den Tag legen“, betont der Regierungschef bei der Vorstellung einer Brennstoffzelle, die Harting gemeinsam mit der norwegischen Firma TECO2030 entwickelt hat. Das Nicken von Harting-CEO Philip Harting in Anwesenheit des norwegischen Ministerpräsidenten Jonas Gahr Støre zeigt: Dieser Fingerzeig der Spitzenpolitik kommt gut an bei den Wirtschaftskapitänen.

Hannover Messe - Figure 1
Foto Neue Westfälische

Nachhaltigkeit sowie intelligente und klimaneutrale Produktion, Künstliche Intelligenz, Wasserstoff und sektorübergreifende Energie-Lösungen sind die Topthemen der diesjährigen Hannover-Messe. Firmen, wissenschaftliche Einrichtungen und Start-ups aus Ostwestfalen-Lippe sind in der Lage, bereits konkrete Lösungsansätze aufzuzeigen, wie die Nachhaltigkeit in der industriellen Produktion zeitnah umgesetzt werden kann. So wie in ebenjener Brennstoffzelle, in der Wasserstoff in Energie umgewandelt wird.

Industrie rechnet mit weiteren Turbulenzen

Norwegen ist in diesem Jahr Partnerland der Hannover-Messe. „Wir sind ein verlässlicher Energiepartner“, befand der norwegische Regierungschef in seiner Begrüßung. Nach Energieträgern wie Öl und Gas sei es nun an der Zeit, die regenerativen Varianten wie Wind, Sonne oder Wasserstoff noch intensiver zu nutzen. Das werde das Wachstum in Europa beschleunigen, ist Jonas Gahr Støre sicher.

Eine Hoffnung, auf die auch die deutsche Wirtschaft in erheblichem Maße setzt. Die Industrie stellt sich auf ein weiteres turbulentes Jahr ein, weshalb sie wirksame Reformen zur Stärkung des Wirtschaftsstandorts Deutschland fordert. Der Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), Siegfried Russwurm, unterstrich, dass die jetzigen Reformen der Ampelkoalition wie das Wachstumsförderungsgesetz und der Bürokratieabbau „bei Weitem“ nicht ausreichten, um den Industriestandort zukunftsfest zu machen. In diesem Jahr rechnet der BDI nach eigenen Schätzungen damit, dass die deutsche Industrieproduktion erneut zurückgehen wird – im Vergleich zu 2023 um 1,5 Prozent.

Verbrennungsmotor mit Nachhaltigkeitsfaktor

Die Stimmung auf dem Gemeinschaftsstand der Region Ostwestfalen-Lippe war dennoch gut. Denn auf der Präsentationsfläche der OWL GmbH, des OWL Maschinenbaus und des „It’s OWL“-Clustermanagements wurden konkrete Lösungen für eine nachhaltige Zukunft der überwiegend mittelständisch geprägten Wirtschaftsregion aufgezeigt.

Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) informiert sich bei Claas. | © Matthias Bungeroth

Davon machte sich gleich am Eröffnungstag auch Mona Neubaur (Grüne), stellvertretende NRW-Ministerpräsidentin und Wirtschaftsministerin, vor Ort ein Bild. „Damit würde ich gerne mal fahren“, raunte die Spitzenpolitikerin Arne Bohl, Gesellschafter des Landmaschinenherstellers Claas aus Harsewinkel beim Anblick des riesigen Traktors vom Typ Xerion 12.650 zu. Dieser habe zwar einen Verbrennungsmotor, könne aber mit dem biogenen Kraftstoff HVV betrieben werden, der sauberer verbrenne und 90 Prozent weniger CO2 produziere, erläuterte Bohl.

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Ursula Frank, Entwicklungschefin beim Automatisierungsspezialisten Beckhoff aus Verl, stellte eine Installation vor, die die Gestalt einer ebenen Fläche hat, auf der sich verschiedene Elemente wie von Geisterhand umeinander bewegen, ohne miteinander zu kollidieren. Dies sei das Modell einer intelligenten Steuerungstechnik für die industrielle Produktion. Alle Elemente würden einzeln angesteuert und von Künstlicher Intelligenz so geführt, dass die Wege der einzelnen Elemente einen optimalen Weg einschlagen. „OWL ist das Kraftpaket von NRW“, zollte der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) dem Entwicklergeist aller Aussteller Respekt.

Das Netzwerk It’S OWL habe nach wie vor rund 220 Mitglieder, unterstrich Wolfgang Marquardt, Prokurist der OWL GmbH. Er sagt: „Innovationen entstehen durch eine Gemeinschaft. Das hat OWL ganz gut im Griff.“ Dieser Weg soll fortgesetzt und intensiviert werden, wie Björn Böker, Geschäftsführer der OWL GMBH, erläuterte. „Wir sind mit Hochdruck dabei, das Thema Nachhaltigkeit an den Start zu bringen.“

Das Projekt Green OWL mit einem Volumen von 1,2 Millionen Euro sei in der Startphase. Weitere Ziele seien es, die Wertschöpfungsnetzwerke zu verbessern und mehr für die Fachkräftesicherung und -bildung zu tun. Dafür werde im Spätsommer eine Initiative gestartet, die von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) unterstützt werde, so Böker.

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