GameStop-Aktie: Wie „Roaring Kitty“ mit seinen Optionen den Markt ...

7 Jun 2024
GameStop-Aktie

Finanzinfluencer und GameStop-Treiber „Roaring Kitty“ hat erneut einen Livestream angekündigt – wie schon 2021. Wie stark die Aktie steigt und welches Szenario dahinterstecken könnte.

Keine Frage, für Keith Gill ist die GameStop-Aktie im Moment ein fantastisches Investment. Am Donnerstag hat Gill alias „Roaring Kitty“ im Netzwerk Reddit wieder einen Auszug seines mutmaßlichen Depots gepostet. Demnach hält der Finfluencer und GameStop-Kurstreiber Call-Optionen, die ihm aktuell einen unrealisierten Gewinn von über 256 Millionen Dollar bescheren. Schon jetzt sind die Papiere also deutlich wertvoller als am Sonntag, als Gill erstmals nach mehreren Jahren einen Auszug seines Depots bei Reddit präsentierte. Ob das Depot tatsächlich existiert, lässt sich nicht verifizieren.

Seit Anfang der Woche hat sich der Kurs der GameStop-Aktie mehr als verdoppelt – und der Höhenflug könnte noch weitergehen. Denn „Roaring Kitty“, der Finfluencer, der im Jahr 2021 als Antreiber des Hypes um die GameStop-Aktie bekannt wurde, hat für Freitagabend (18 Uhr deutscher Zeit) erstmals wieder einen Livestream bei YouTube angekündigt. Zur Erinnerung: Während des Hypes 2021 nutzte Gill seinen YouTube-Kanal regelmäßig, um seine Follower von den Vorzügen des GameStop-Papiers zu überzeugen. Teils im Anzug, teils mit rotem Stirnband, sah man Gill vor dem heimischen Rechner, seine Videos wurden teilweise millionenfach aufgerufen.

Auch dieses Mal warten bereits Stunden vorher zehntausende Kitty-Anhänger auf dessen Botschaft und den Livestream – und kaufen dabei Aktien. Am Donnerstag setzte die New Yorker Börse das GameStop-Papier zweimal vom Handel aus, weil es zu extremen Kursbewegungen kam.

Das alles erinnert sehr an die Ereignisse von 2021. Damals war die Aktie stark leer verkauft und „Roaring Kitty“ und seine Anhänger versuchten, die Wetten der Leerverkäufer zu ruinieren und diese mittels eines sogenannten Short Squeezes aus der Aktie zu drängen. Sie waren erfolgreich: Der Hedgefonds Melvin Capital etwa verlor mehrere Milliarden Dollar mit seiner Wette auf fallende GameStop-Kurse und gab vor rund zwei Jahren sein Geschäft auf.

Shortseller, also Leerverkäufer, verkaufen Aktien, die ihnen gar nicht gehören. Sie leihen sich die Papiere nur. Anschließend spekulieren sie darauf, dass der Kurs sinkt und sie die Aktien zu einem günstigeren Kurs kaufen und zurückgeben können. 

On sie auch dieses Mal wieder das Ziel von „Roaring Kittys“ Jagd sind, ist bisher schwer zu sagen. Die GameStop-Aktie ist aktuell nur zu rund einem Viertel leer verkauft, damals waren es mehr als 100 Prozent. 2021 hatten außerdem viele Shortseller die Aktie leer verkauft, ohne sie sich vorher zu leihen. Damit waren sie ein noch höheres Risiko eingegangen als üblich. Ein Short Squeeze war also viel einfacher möglich.

Trotzdem sehen Marktbeobachter bei GameStop wieder eine Art Squeeze, den sogenannten Gamma-Squeeze. Damit werden schnelle Kursbewegungen erklärt, die entstehen, wenn viele Marktteilnehmer gleichzeitig ihre Optionen absichern wollen.

Das könnte auch im Fall von GameStop und „Roaring Kitty“ passiert sein. Laut Depotauszug hält er 120.000 Call-Optionen, die es ihm erlauben, die GameStop-Aktie am 21. Juni zum Preis von 20 Dollar zu kaufen. Liegt der Kurs der Aktie dann weit über den 20 Dollar, macht „Roaring Kitty“ einen hohen Gewinn – und danach sieht es im Moment aus.

Viele seiner Anhänger haben es ihm deshalb gleichgetan und in die Optionen investiert, der Kurs des Papiers ist allein in den vergangenen Tagen deutlich gestiegen. Ein Gamma-Squeeze könnte nun entstehen, wenn sich die Anbieter der Optionen gegen das Verlustrisiko absichern und sich ihrerseits mit GameStop-Aktien eindecken und den Preis treiben. Während sich ein Short-Squeeze also eher gegen die Leerverkäufer richtet, die mit ihren Wetten von fallenden Kursen profitieren wollen, richtet sich der Gamma-Squeeze eher gegen die sogenannten Market-Maker, die Optionen bereitstellen und damit deren Handelbarkeit gewährleisten.

Bereits Mitte Mai hatte „Roaring Kitty“ erstmals wieder auf X gepostet, nach fast drei Jahren Abstinenz. Ein Bild von einem Gamer, der sich mit einer Spielkonsole in der Hand auf seinem Stuhl nach vorne lehnt – als schaltete er in den Angriffsmodus.

Lesen Sie auch: GameStop-Hype zurück? Aktienkurs springt zum Börsenstart um über 85 Prozent nach oben

Nun treibt er die Aktie zu immer neuen Höchstständen. Dabei geht „Roaring Kitty“ allerdings etwas vorsichtiger vor als noch 2021. Mittlerweile ziert ein langer Disclaimer seinen YouTube-Kanal. Gill erklärt dort, er gebe während eines Livestreams keine Investment- oder Aktienempfehlungen ab und seine Investments seien extrem aggressiv und risikoreich.

Kein Wunder, denn auch für „Roaring Kitty“ hatte der Hype 2021 Folgen: Ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Expertise als Finanzanalyst genutzt, um andere Nutzer zum Kauf von Aktien anzustacheln. Auch von Marktmanipulation war die Rede.

Für Gill ist insbesondere sein Posting zum Depotstand deshalb nicht ganz ungefährlich. Schon nach den ersten Posts Mitte Mai wurden Vermutungen laut, die Sache sei von langer Hand geplant. Denn schon einige Tage vor Gill hatte ein anderer Nutzer auf X, Zack Morris, ebenfalls das Bild eines nach vorne gelehnten Gamers gepostet. Lediglich die Farbe des Stuhls war eine andere. Spätestens jetzt, nach dem Post des Depotauszugs, dürfte die amerikanische Börsenaufsicht SEC das Vorgehen genau unter die Lupe nehmen. Zumal auch GameStop gerade erst eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, um dem erneuten Hype standzuhalten. Zufälle sehen anders aus. Der erneute Hype um GameStop dürfte noch eine Weile weitergehen.

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