GameStop-Aktie: „Roaring Kitty“ und die fünf Millionen GameStop ...

3 Jun 2024
GameStop-Aktie

GameStop-Finanzanalyst Keith Gill alias „Roaring Kitty“ postet ein Bild seines Aktiendepots – und Millionen Kleinanleger kaufen das Papier. Wiederholt sich die Geschichte von 2021? Und wie sieht die Aufsicht den Fall?

Geht es jetzt so richtig wieder los? Der berüchtigte Anleger namens „Roaring Kitty“, der als Antreiber der GameStop-Aktienmeute von 2021 bekannt wurde, hat erstmals wieder einen Screenshot seines Portfolios gepostet.

Bei Reddit, in einem Forum namens Superstonk, zeigte er am Sonntag einen Depotauszug. Demnach hält der Finanzanalyst Keith Gill, der hinter „Roaring Kitty“ steckt und auf Reddit als „DeepFuckingValue“ unterwegs ist, fünf Millionen GameStop-Aktien im Wert von über 115 Millionen Dollar. Dazu kommen noch 120.000 Optionsscheine, die Gill dazu berechtigen, GameStop-Papiere zu 20 Dollar zu kaufen. Sie laufen am 21. Juni aus. Damit würde Gill mehr als vier Prozent aller GameStop-Anteile halten, aber unter der Meldeschwelle der Börsenaufsicht SEC bleiben – diese liegt bei fünf Prozent.

Anfang 2021 trat Gill alias „Roaring Kitty“ den Hype um die Aktie des US-Spieleanbieters GameStop los, der den Wert des Papiers zwischenzeitlich um das 24-Fache ansteigen ließ und sogar einige Hedgefonds ins Wanken brachte. Mit seinen Posts im Reddit-Forum wallstreetbets sorgte Gill dafür, dass weltweit Millionen Kleinanleger ihr Geld in GameStop-Aktien investierten.

Sofern der Auszug des Portfolios tatsächlich echt ist – was sich nicht mit Sicherheit verifizieren lässt – hat Gill seinen Bestand an GameStop-Aktien zuletzt massiv ausgeweitet. Denn in seinem vorherigen Auszug aus dem April 2021 hatte er gerade mal 200.000 GameStop-Aktien.

Zeitgleich zu seinem Depotauszug auf Reddit postet Roaring Kitty auch auf X, ehemals Twitter, erneut ein Bild – eine Uno-Spielkarte, die einen Richtungswechsel zeigt. Will Gill die Anleger wieder lostreiben? Am Montag ist das GameStop-Papier bei der auf Privatanleger spezialisierten Börse Tradegate, an der viele Neobroker ihre Kundenorders ausführen, das mit Abstand am meisten gehandelte Papier, über 86 Prozent liegt die Aktie im Plus.

„Roaring Kitty“ bläst zum Angriff

Bereits Mitte Mai hatte Roaring Kitty erstmals wieder auf X gepostet, nach fast drei Jahren Abstinenz. Ein Bild von einem Gamer, der sich mit einer Spielkonsole in der Hand auf seinem Stuhl nach vorne lehnt – als schaltete er in den Angriffsmodus.

Was nach einer Lappalie klingt, sorgte schon da für kräftigen Wirbel. Es scheint, als ginge das GameStop-Rennen von vorne los. Denn „Roaring Kitty“ postete gleich eine Reihe von Clips. Darin zu sehen sind sorgfältig zusammengeschnittene Ausschnitte aus Filmen und Serien – darunter „Game of Thrones“, „Breaking Bad“, aber auch ältere Western wie „The Big Gundown“.

Dabei präsentierte „Roaring Kitty“ seinen Followern vielsagende Botschaften wie „We are done, when I say we are done“ (Wir sind fertig, wenn ich es sage), „It´s not revenge he´s after“ (er will keine Rache) oder „It´s gonna be a busy few weeks brother“ (Das werden stressige Wochen, Bruder).

Schnell wurde schon da klar, dass viele nichts aus der Geschichte gelernt hatten. „Hold the stock“ (Haltet die Aktie), schreibt Nutzer Due-Helicopter4420. „Do not let the Short Walkers win“ – lasst die Leerverkäufer nicht gewinnen. Allein Mitte Mai haben Leerverkäufer an einzelnen Tagen fast eine Milliarde Dollar mit der GameStop-Aktie verloren.

Ziel: Wetten der Leerverkäufer ruinieren

Zur Erinnerung: Vor dem Hype 2021 war die Aktie teilweise um mehr als 100 Prozent leerverkauft. Shortseller beziehungsweise Leerverkäufer verkaufen Aktien, die ihnen gar nicht gehören. Sie leihen sich die Papiere nur. Anschließend spekulieren sie darauf, dass der Kurs sinkt und sie die Aktien zu einem günstigeren Kurs kaufen und zurückgeben können. Mit ihrem Sturm auf die GameStop-Aktie versuchten „Roaring Kitty“ und seine Anhänger damals, die Wetten der Leerverkäufer zu ruinieren und diese mittels eines sogenannten Short Squeezes aus der Aktie zu drängen. Damit waren sie erfolgreich. Der Hedgefonds Melvin Capital etwa verlor Milliarden Dollar mit seiner Wette auf fallende GameStop-Kurse und gab vor rund zwei Jahren sein Geschäft auf.
Auch für „Roaring Kitty“ hatte der Hype Folgen: Ihm wurde vorgeworfen, er habe seine Expertise als Finanzanalyst genutzt, um andere Nutzer zum Kauf von Aktien anzustacheln. Auch von Marktmanipulation war die Rede. In einer Anhörung erklärte Gill dann, er möge eben nur die Aktie. Reddit-Nutzer vermuten nun, ihm könne eine Art Schweigeperiode auferlegt worden sein, die nun zu Ende geht.

Für Gill ist insbesondere sein Posting zum Depotstand deshalb nicht ganz ungefährlich. Schon nach den ersten Posts Mitte Mai wurden Vermutungen laut, die Sache sei von langer Hand geplant. Denn schon einige Tage vor Gill hatte ein anderer Nutzer auf X, Zack Morris, ebenfalls das Bild eines nach vorne gelehnten Gamers gepostet. Lediglich die Farbe des Stuhls war eine andere. Spätestens jetzt, nach dem Post des Depotauszugs, dürfte die amerikanische Börsenaufsicht SEC das Vorgehen genau unter die Lupe nehmen. Zumal auch GameStop gerade erst eine Kapitalerhöhung durchgeführt hat, um dem erneuten Hype standzuhalten. Zufälle sehen anders aus.

Ob sich die Ereignisse von 2021 tatsächlich wiederholen werden, ist allerdings fraglich. Noch ist die Aktie ist weniger leerverkauft als damals, einige Anleger dürften aus ihren Verlusten gelernt haben. Trotzdem sind die Parallelen frappierend. Damals wie heute ist die Aktie teilweise bereits vom Handel ausgesetzt.

Transparenzhinweis: Dieser Artikel erschien bereits am 14. Mai 2024, wir haben ihn aktualisiert.

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