Zu Beginn der Pfingstferien in mehreren Bundesländern haben Klimaschutzaktivisten abermals den Flugbetrieb am Münchner Flughafen gestört. Sie drangen am frühen Samstagmorgen auf das Gelände des Airports ein und klebten sich an Rollbahnen neben den Landebahnen fest. Nach Angaben von Sprechern des Flughafens sowie der Bundespolizei wurde der Airport aus Sicherheitsgründen zunächst komplett geschlossen. Nach etwa zwei Stunden konnte dann zunächst eine der beiden Start- und Landebahnen in Betrieb gehen, etwa eine Stunde später auch die zweite Bahn.
Der Flughafensprecher sagte, dass es allerdings noch eine Weile dauern könne, bis sich der Verkehr am Samstag normalisiere. „Wir haben insgesamt knapp 1000 Starts und Landungen geplant.“ Durch die enge Taktung der Flüge komme es in solchen Fällen immer noch eine Weile zu Verspätungen. Passagiere, die für Samstag einen Flug gebucht hatten, sollten auf jeden Fall Kontakt mit ihrer Airline aufnehmen.
Der Flughafen-Verband ADV hat die Blockade scharf kritisiert. „Das Eindringen in den Luftsicherheitsbereich ist kein Kavaliersdelikt. Über hunderttausend Passagiere werden daran gehindert, entspannt und pünktlich in die Pfingstferien zu starten“, sagte ADV-Geschäftsführer Ralph Beisel. Der Verband unterstütze die Forderung nach härteren strafrechtlichen Konsequenzen. „Diese unbefriedigenden Strafbarkeitslücken bei der Verurteilung der Eindringlinge muss geschlossen werden“, verlangte Beisel. Erfreut zeigte er sich, dass in München schnell reagiert werden konnte. „Die Meldeketten haben gut funktioniert. Die Eindringlinge wurden umgehend erkannt und gesichert.“
Politiker forderten konsequente Bestrafungen für die Aktivisten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser schrieb auf der Plattform X: „Solche kriminellen Aktionen gefährden den Flugverkehr und schaden dem Klimaschutz, weil sie nur Unverständnis und Wut hervorrufen.“ Sie verlangte: „Die Täter müssen konsequent verfolgt werden, die Schutzmaßnahmen am Flughafen überprüft werden.“
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) betonte: „Das ist kein legitimer Protest, sondern ein gezielter Eingriff in den Flugverkehr. Flughäfen haben aus guten Gründen Sicherheitsbereiche: Wenn der Flugverkehr nicht sicher abläuft, werden Menschen gefährdet, große wirtschaftliche Schäden drohen und tausende Reisende sitzen fest.“ Es werde eine Verschärfung des Luftsicherheitsgesetzes benötigt. Eingriffe dieser Art sollten künftig als Straftaten mit bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden können.
Und CSU-Generalsekretär Martin Huber forderte: „Volle Härte des Rechtsstaats gegenüber diesen Klima-Chaoten.“ Auf X schrieb er: „Die Aktionen der letzten Generation sind lebensgefährlich – für sich und andere.“´
Klimaaktivisten schneiden Zaun an vier Stellen gleichzeitig aufDie sogenannte Letzte Generation hatte auf X mitgeteilt, dass sich insgesamt sechs Personen in Zweiergruppen an unterschiedliche Stellen des Münchner Flughafens gesetzt hätten. Zahlreiche Polizeibeamte und Feuerwehrkräfte waren vor Ort, um die Aktivisten zu entfernen.
Der Sprecher der Bundespolizei sagte, dass zunächst acht Personen an vier unterschiedlichen Stellen zeitgleich auf das Gelände gelangen wollten. Die Männer und Frauen hätten sich durch den Sicherheitszaun des Flughafens geschnitten. Zwei der Aktivisten hätten noch im Bereich des Zaunes festgenommen werden können, die anderen seien weiter in den Innenbereich gekommen.
Wie der Flughafensprecher erklärte, waren morgens ab 5 Uhr zunächst nur geplante Landungen in München betroffen, weil Starts erst ab 6 Uhr stattfinden dürften. In der ersten Betriebsstunde seien acht Maschinen zu anderen Flughäfen umgeleitet worden.
Der Münchner Flughafen hatte am ersten Ferienwochenende zahlreiche Urlauber erwartet, insgesamt etwa 350.000 Passagiere waren von Freitag bis Sonntag angekündigt. Der Münchner Airport wollte in dieser Zeit 2860 Flüge abfertigen. Insgesamt seien in den Pfingstferien, der nach Ostern zweiten großen Reisewelle des Jahres, sieben Prozent mehr Flüge angemeldet worden als im Vorjahr, berichtete der Flughafen vor dem Ferienstart.
Letzte Generation wollte Ferienbeginn am Airport störenMitglieder der Letzten Generation hatten nach eigenen Angaben geplant, auf das Gelände des Flughafens zu gelangen, um mindestens eine der beiden Start- und Landebahnen zu blockieren. Damit wollten sie den beginnenden Reiseverkehr zum Start der Pfingstferien stören.
Hintergrund der Protestaktion sei, dass der Flugverkehr knapp zehn Prozent der deutschen Verantwortung für die Erderhitzung ausmache. Die Flugbranche werde durch den Verzicht auf Kerosin- und Mehrwertsteuer vom Staat subventioniert, kritisierten die Aktivisten. Sie fordern ein entschiedeneres Durchgreifen der Politik angesichts des Klimawandels.
In der Vergangenheit hatte die Gruppe bereits ähnliche Aktionen an mehreren deutschen Flughäfen durchgeführt, etwa in Berlin, Hamburg und Düsseldorf. In München gab es bereits im Dezember 2022 eine Blockade am Airport. Damals konnte deswegen nach Behördenangaben ein Flugzeug, das einen Notfall-Patienten an Bord hatte, erst mit 20-minütiger Verspätung am Flughafen der bayerischen Landeshauptstadt landen.