"Beverly Hills Cop: Axel F": Der Film, den wir verdienen

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Beverly Hills Cop - Figure 1
Foto ZEIT ONLINE

Die "Beverly Hills Cop"-Reihe mit Eddie Murphy rechnete in den Achtzigern krawallhumorig mit der Reagan-Ära ab. 40 Jahre später versucht Netflix mit "Axel F" ein Remake.

3. Juli 2024, 20:03 Uhr

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Wieder zurück – nur mit anderen Jokes: Eddie Murphy als titelgebender Polizist "Axel F" in der Netflix-Fortsetzung der "Beverly Hills Cop"-Reihe. © Melinda Sue Gordon/​ Netflix 2024

Seit 40 Jahren folgen die Beverly-Hills-Cop-Filme dem gleichen Muster. Alle drei (1984, 1987 und letztmals 1994) beginnen mit einem Fall in Detroit, der für den weiteren Verlauf keine Rolle spielt. Der Schwarze Undercover-Cop Axel Foley, gespielt von Eddie Murphy, beobachtet zufällig ein Verbrechen, daraufhin gibt es eine Verfolgungsjagd durch die Stadt. Der Blechschaden ist maximal, die Polizeiautos fahren einander grundsätzlich ins Heck. Ist das erledigt, reist der lustige Polizist mit den schlechten Manieren nach Los Angeles. Dort gewinnt er mit seiner Missachtung von Hierarchien die Herzen der weißen Polizisten. Zusammen stellen sie L. A. auf den Kopf. Natürlich ohne Durchsuchungsbeschluss.

Ebenfalls berühmt war die Filmreihe für ihren Soundtrack mit Monsterhits wie The Heat is On von Glenn Frey, dem Mitbegründer der Eagles, der elektrosouligen Nummer The Neutron Dance von den Pointer Sisters (für die Verfolgungsjagden); und überraschend das instrumentale Synthiethema Axel F des deutschen Filmkomponisten Harold Faltermeyer. Das legendäre Leitmotiv für Detective Foley ist nun der Titel des vierten Films, der nun, 40 Jahre nach dem ersten Fall, auf Netflix läuft. Dass es überhaupt eine Fortsetzung geben würde, schien lange zweifelhaft. 2015 bezeichnete der Hauptdarsteller Eddie Murphy den dritten Teil als "Müll" und sagte, er werde nicht nur wegen des Geldes einen vierten drehen.

Schaut man sich die alten Filme noch mal an, merkt man, wie schwierig es ist, die Reihe in die Gegenwart zu retten. Wenn in der finalen Schießerei in den Villen der Reichen und Bösen nicht nur die fetten Autos, sondern auch die saturierten Ausbeuter zerlegt wurden, war das in den neoliberal frei drehenden Achtzigerjahren durchaus als Subversion zu verstehen: Hauptsache, es wird möglichst viel Kapital vernichtet.

Gleichzeitig unterstützte der Stinkefinger gegen das Establishment dieses gleichzeitig auch – zumindest die National Rifle Association (NRA), die ultrakonservative und mächtige Waffenlobby der USA: "A man can never have too much firepower", sagt der mit Foley befreundete Cop Rosewood 1984 begeistert.

Zur Figur des Axel Foley gehörten die offenen (und später weniger offenenen) Witze über Frauen, Schwule – und seine Imitation Schwarzer Männer "von der Straße". Murphy war in dieser Rolle immer auch eine Integrationsfigur für die weiße US-amerikanische working class.

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Wie verhält sich das heute, im Jahr 2024, in einem Land, das einerseits sensibler umgeht mit Diskriminierungen, sich andererseits in vielen Teilen radikalisiert hat? Das Kunststück ist, dass Beverly Hills Cop: Axel F das Update durchaus schafft. Allerdings zum Preis einer großräumigen Humorlosigkeit. Axel Foley hat eine Therapie gemacht, sagt er zumindest (lustigerweise kommt das Thema auch im neuen Cop-Film Bad Boys mit Will Smith vor). Er imitiert keine Schwarzen mehr, sondern spricht das Thema Race in einer der seltenen, komischen Szenen offen an: Da sitzt Foley mit einem weißen Detroiter Cop bei einem Eishockeyspiel. Der Kollege bedankt sich etwas zu überschwänglich, dass Foley ihn begleitet. Dazu muss man wissen: Eishockey ist in den USA und Kanada zwar groß, aber Schwarze sind im Publikum fast noch seltener zu sehen als auf dem Eis. Foley spielt nun mit der Panik des weißen Cops, etwas Rassistisches zu sagen und erfindet fiktive schwarze Eishockeyteams. Gleichzeitig beobachtet Foley aus den Augenwinkeln, dass eine Bande gleich das Stadion überfallen wird. Und Zack! Beginnt die Verfolgungsjagd. Erst mit einem Elektrofahrzeug aus dem Stadion. Was aber nur als kurzer Witz dient, wir sind schließlich in der Motor-City. Die Cops wechseln in einen fetten Schneepflug, am Ende liegt der Räuber unter einem Haufen Blech, so wie es sich gehört.

Das Stadion der Red Wings befindet sich heute in der teilweise wieder herausgeputzten Innenstadt, der Film wirkt somit viel aufgeräumter als 1984, als zum Einstieg (zu The Heat is On) Bilder krasser Armut und des Verfalls eingeblendet wurden. Der plakative Gegensatz zwischen Detroit und Los Angeles, auf dem die Hälfte der Witze in Beverly Hills Cop beruhten, besteht nun nicht mehr zwischen Arm und Reich, sondern schlicht im Wetter. Hier kalt, dort warm. Von Klima ist nie die Rede.

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