Thomas Müller gewährt Einblicke in das Innenleben der DFB-Elf

27 Mär 2024

Die Rollenverteilung war ein wesentliches Kernmerkmal von Bundestrainer Julian Nagelsmann bei diesem letztlich überaus erfolgreichen März-Lehrgang. Ein Profi, der seine Rolle kennt und verlässlich ausfüllt, ist Thomas Müller. Auf dem Feld und daneben.

Thomas Müller - Figure 1
Foto kicker

Keine Stammkraft mehr, aber noch immer wichtig: Weltmeister Thomas Müller. IMAGO/Sven Simon

Hauptdarsteller auf dem Platz ist der Routinier und Publikumsliebling zumindest nur noch in eher seltenen Fällen von Anfang an, als Charakter für die Gruppe aber ist er unverzichtbar. Unter anderem auch, weil er mit flotten Sprüchen die Atmosphäre aufzuhellen vermag. Dass der NDW-Klassiker "Major Tom" von Peter Schilling zumindest beim ersten Treffer am Dienstagabend in Frankfurt die deutsche Torhymne war, goutiert der 34-Jährige ausdrücklich und mit einem Augenzwinkern. "Das ist ein super Lied zum Mitgrölen, selbst wenn man keinen sitzen hat … dann aber ist es noch besser!"

Die Stimmung in der Nationalelf und drumherum war und ist ein zentrales Thema dieser Tage. "Wenn man gewinnt, ist der Spaß da", bedient sich Müller eines Allgemeinsatzes, gewährt aber auch einen etwas tieferen Einblick in das Innere einer Mannschaft, die in der Vergangenheit mehr Fragen aufgeworfen als Antworten gegeben hat. "Spaß", sagt er, "hatten wir nach meinem Eindruck auch zuletzt eigentlich immer, wenn wir uns getroffen hatten. Meistens aber nur bis zum ersten Spiel."

Was ein Schmunzeln bei den Zuhörern provoziert, ist bitterer Ernst. Nicht nur die deutschen Fußballfans brauchten dieses Zeichen, dass mit dieser Mannschaft etwas möglich ist, sondern sie benötigte dies auch selbst. "Wir hatten sicherlich auch das nötige Spielglück. Wenn du, wie in Frankreich, so früh in Führung gehst, dann hast du direkt das Gefühl, dass das, was du in den Tagen vorher im Training erarbeitet hast, auch funktioniert."

Der Kopf muss nicht gleich wieder arbeiten

Dieser in Frankreich wiedergewonnene Glaube an die eigene Qualität half am Dienstag gegen die Niederlande auch, kritische Phasen zu überstehen: Nach nur drei Minuten stand es 0:1, zu Beginn der zweiten Hälfte dann drückte der Gegner mit Macht. "Dadurch, dass wir schnell zurückgekommen sind", erklärt Müller, "beginnt der Kopf nicht direkt wieder zu arbeiten, du denkst nicht direkt, dass es jetzt wieder in die falsche Richtung gehen kann."

Nach zwei Siegen gegen zwei Top-Nationen soll es im EM-Gastgeberland wieder in die richtige Richtung gehen. Und Müller ist überzeugt, dass dieser März ein Grundstein sein kann. "Es hat sich endlich das bestätigt, was man immer dachte, nämlich, dass das Potenzial zu einer tollen Fußballnation immer noch da ist. Diese Hoffnung haben wir jetzt ein Stück weit genährt." Sein Auftrag an die Mannschaft und an sich selbst ist klar: Das kann nur der Anfang gewesen sein. "Diese Basisarbeit müssen wir jetzt weiterverfolgen."

Sebastian Wolff

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