Vodafone: Illegale Preiserhöhungen? Sammelklage eingereicht

14 Nov 2023
Sammelklage gegen Vodafone
Quartalszahlen Illegale Preiserhöhungen? Sammelklage gegen Vodafone eingereicht

Vodafone Deutschland hat zum ersten Mal seit langem den Umsatz leicht gesteigert. Doch eine Sammelklage gegen eine Preiserhöhung trübt das Bild.

Die Freude im Vodafone-Turm am linken Düsseldorfer Rheinufer hielt nur kurz an. Wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte, hat es der Telekommunikationsanbieter im Sommerquartal erstmals nach fünf rückläufigen Quartalen geschafft, den Deutschland-Umsatz zu steigern – und zwar um 1,1 Prozent: In dem Dreimonatszeitraum bis Ende September sind die Erlöse um 32 Millionen auf 2,9 Milliarden Euro gestiegen. Offenbar war aber auch eine Preiserhöhung für den Umsatzanstieg verantwortlich. Und die steht jetzt unter Beschuss.

Im Frühjahr hatte Vodafone begonnen, die Preise für das Internet über Kabel wie auch DSL für seine Festnetzkunden um fünf Euro monatlich zu erhöhen. Betroffen waren rund zehn Millionen Kunden. Im Monat brachte das dem Konzern 50 Millionen Euro zusätzlichen Umsatz – im Quartal also ganze 150 Millionen Euro.

Allerdings ist strittig, ob eine Preiserhöhung  für laufende Verträge rechtens ist. Verbraucherschützer monieren, dass Vodafone seinen Kunden zwar ein Sonderkündigungsrecht eingeräumt hat, nicht aber die Möglichkeit für Nachverhandlungen gewährte. Preiserhöhungen werden sonst einzig bei Neuverträgen durchgesetzt: „Der vbzv hält die Preiserhöhungen von Vodafone für unwirksam“, sagt Verbandschefin Ramona Pop. Die Verbraucherschütze leiteten eine Sammelklage in die Wege, der sich schon mehr als 10.000 Vodafone-Kunden engschlossen haben. Vodafone betont, sich an geltendes Recht gehalten zu haben und weist auf die gestiegenen Energiekosten hin. Sollte der vbzv vor Gericht Recht zugesprochen werden, drohen Vodafone Rückzahlungen von bis zu mehreren hunderten Hundert Millionen Euro.

Auch 1&1 hatte in diesem Jahr die Preise für laufende Verträge erhöht und sich demselben rechtlichen Risiko ausgesetzt. Allerdings konzentrieren sich die Verbraucherschützer mit ihrer Klage zunächst auf Vodafone.

Vor Gericht gibt es immer wieder Auseinandersetzungen mit dem Düsseldorfer Konzern. Gerade erst hat das Landgericht München wieder ein Ordnungsgeld in Höhe von 10.000 Euro gegen Vodafone verhängt. Das Unternehmen hatte in zwei Fällen Kunden den Abschluss eines Vertrags bestätigt, ohne dass eine Bestellung vorgelegen hatte.

Unseriöse Vertragsbuchungen

Elf Mal schon verhängte das Landgericht München ein Ordnungsgeld gegen Vodafone, weil das Unternehmen immer wieder gegen ein entsprechendes Urteil verstieß.

„Angesichts der Wiederholungsfälle gehen wir davon aus, dass zukünftig höhere Strafsummen fällig werden. Vodafone muss diese unseriösen Geschäftspraktiken endlich abstellen“, fordert Julia Rehberg von der Verbraucherzentrale Hamburg. Das Gericht habe die Möglichkeit, bis zu 250.000 Euro pro Verstoß zu verhängen.

Im Schnitt 15 Neuverträge pro Shop im Monat

Im Sommerquartal ist es Vodafone gelungen, die Anzahl neu abgeschlossener Mobilfunk-Verträge von 24.000 auf immerhin 69.000 Stück zu steigern. Auf eine Vertriebslandschaft mit mehr als 1500 Geschäften gesehen, die Vodafone-Produkte vertreiben, macht das im Monat je Geschäft netto nur etwa 15 Neuverträge. Das ist erstaunlich wenig  angesichts der günstige Angebote – es sei denn, es kündigen viele Altkunden. Das Geschäftskundengeschäft wuchs in Deutschland nur um ein Prozent, während es der Konzern unternehmensweit um 4,4 Prozent ausweitete.

Vodafone bleibt bei Kunden deutlich weniger beliebt als die Konkurrenz: Die Deutsche Telekom berichtete für sein jüngstes Geschäftsjahresquartal von rund 420.000 neuen Mobilfunkverträgen, Telefónica (O2) von 400.000. Im Kabelgeschäft verlor Vodafone in Deutschland 87.000 Kunden, bei DSL 46.000 Kunden.

Die WirtschaftsWoche hatte Ende August über Unregelmäßigkeiten bei Vertragsabschlüssen bei Vodafone berichtet. Daraufhin wurden die neun Läden der Partneragentur Compramos im Köln-Bonner Raum Ende September geschlossen. Auch die in den Berichten erwähnten freien Handyshops Speed Phone in Köln und NexxtPhone in Wesel haben inzwischen geschlossen.

Margenkönig Deutschland

Mit dem leicht gestiegenen Umsatz zogen die Gewinne bei Vodafone Deutschland nicht mit: Das operative Ergebnis für das erste Halbjahr des bis Ende März laufenden Geschäftsjahrs wies mit 2,5 Milliarden Euro ein Minus von 5,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahreshalbjahr auf. Einen Quartalswert für das Ebitda veröffentlichte das Unternehmen nicht.

Damit macht Deutschland noch immer 40 Prozent des Gewinns der Vodafone Group aus: Der Nettoertrag je Umsatz liegt in Deutschland mit 40,6 Prozent wesentlich höher als in den übrigen Standorten, wo die Marge zwischen 20 und 30 Prozent variiert.

Die Vodafone-Aktie ist nach der Veröffentlichung der Geschäftszahlen um vier Prozent eingebrochen.

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